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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1869 / 47)

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tikelchen, die dem blossen Auge fast nicht wahrnehmbar sind und vom 
modernen Künstler auch jetzt noch nicht in gleicher Kleinheit hergestellt 
werden können. Ihre Lösungsmittel sind noch unbekannt und ihre Me- 
thude zu löthen und Draht zu ziehen ist gleichfalls ein Geheimniss. Der 
etruskische Schmuck, ohne selbst die Eleganz der Form und die Ueber- 
legenheit der Ciselirung in Betracht zu ziehen, nöthigt hlos durch die 
Arbeit zu dem Bekenntniss, dass die Alten die Goldschmiedekunst besser 
verstanden als wir. Die alten Goldschmiede von Griechenland und Etrurien 
arbeiteten frei mit wenigen Werkzeugen, aber geleitet von guten Regeln; 
sie waren nicht einfache Handwerker, sondern geschickte Künstler. 
Als die Castellani einmal sich vorgenommen hatten, die alte Gold- 
schmiedekunst wieder herzustellen und wenn möglich zu erneuern, mussten 
sie sich zunächst Gewissheit zu verschaffen suchen über die Methoden, 
mit deren Hilfe die Alten zu so erstaunlichen Resultaten gekommen waren. 
Sie bemerkten zunächst, dass bei den Ornamenten von Gold alle erhabenen 
Theile besonders vorbereitet und dann durch Löthung oder chemische 
Mittel aneinander gefügt waren, nicht aber aus demselben Stück Metall 
durch Pressung, Guss oder Ciselirung herausgehoben. Und vielleicht 
diesem Umstand wird die spontane, freie und künstlerische Nachlässigkeit 
verdankt, welche das antike Werk kennzeichnet als die Arbeit von Händen, 
die vom Gedanken geleitet sind, während dem modernen Werk eine ge- 
wisse gleichmissige Genauigkeit aufgedrückt ist, welche die Arbeit mecha- 
nischer Instrumente enthält und fast immer die Abwesenheit des schöpfe- 
rischen Gedankens verräth. Die Aufgabe war hier also, wie man Gold- 
theile von verschiedener Gestalt und unendlich kleinen Grössen machen 
' und dann anlöthen könnte. Unzählige Versuche von chemischen Metall- 
verbindungen und den kräftigsten Lösungsmitteln wurden nach und 
nach gemacht, die Schriften des Plinius, des Theophilus und Cellini 
durchforscht, die Arbeiten indischer Goldschmiede sowie die von Malta. 
und Genua mit Sorgfalt geprüft; kurz, keine Quelle der Belehrung wurde 
vernachlässigt. Endlich kam die Hilfe von einer Seite, wo man sie am 
wenigsten erwartet hatte. Verborgen zwischen den höchsten Bergen der 
Apenninen liegt eine kleine Stadt San Angele in Vado, wo man für die 
Mädchen der Bergbewohner Schmuckarbeiten macht. Hier scheint es, hat 
man zum Theil die ältesten Traditionen in der K_unst bewahrt, und diese 
Künstler, vollkommen abgeschlossen nicht nur von den grösseren Städten, 
sondern auch von den Provinzstädten, vollkommen abgesperrt von der 
Berührung mit modernen Ideen. machen Filigrandiademe, Halsschmuck 
und Ohrringe mit Methoden, welche vielleicht antik sind, da diese Schmuck- 
arbeiten nicht geringe Aehnlichkeit mit denen der etruskischen und grie- 
chischen Gräber haben, obwohl sie an Eleganz der Form und Geschmack 
ihnen nicht gleich kommen. Als die Castellani davon erfuhren, for- 
derten sie einige dieser Künstler auf nach Rom zu kommen, und da die-
	        
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