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selben nichts von den mechanischen Mitteln der Modernen verstanden, so
gelang es ihnen viel besser die Antiken zu copiren, da sie leichter den
freien Stil begreifen konnten, welcher hauptsächlich die alte Goldschmiede-
kunst charakterisirt. Unter diesen geduldigen Arbeitern von San Angele
war Beneditto Romanini der erste Lehrer seiner traditionellen Methoden
für die römischen Arbeiter.
In solchen Bemühungen, Studien und Untersuchungen brachte das
Jahr 1.848 eine kleine Pause, dann aber wurde mit erneuertein Eifer das
alte Bestreben wieder aufgenommen. Mit Sorgfalt wurden nun nach Be-
schaffenheit und Formen alle verschiedenen Phasen der alten Goldschmiede-
kunst reproducirt, von den ältesten etruskischen angefangen, sodann die
italisch-griechischen Arbeiten, die griechischen, die römischen aus der Zcit
des Augustus und des späteren Kaiserreichs, die aus den christlichen
Katakomben und die byzantinischen, bis zur Epoche der Renaissance, aus
welcher alle italienischen Künstler nachgeahmt wurden, insbesondere aber
Benvenuto Cellini.
Ebenso zogen die Mosaiken die Aufmerksamkeit unserer Künstler
auf sich. Die römischen Mnsaikarbeiter hatten damals wenig zu thun und
waren um der Existenz willen gezwungen, sich auf kleine und moderne
Gegenstände zu werfen, worin es weder Geschmack noch künstlerisches
Gefühl gab und Phantasie und Erfindung sich nicht bewähren konnten.
Die Castellani nun benutzten antike Motive, verbanden diese Mosaiken
mit Goldarbeiten und brachten lateinische und griechische lnschriftcn
darauf an. Diese Arbeiten wurden bald überall nachgeahmt.
Ein inzwischen eingetretener Unglücksfall, der die Familie betraf,
gab neues Hemmniss, doch im Jahre 1858 begannen alle Arbeiten und
Studien aufs Neue und dauerten ununterbrochen fort bis auf den gegen-
wärtigen Tag. Aber etruskische, griechische und römische Goldschmiedep
arbeiten bildeten immer den Mittelpunkt, die etruskischen mit der Fein-
heit ihres Filigrane, die griechischen mit ihrer höheren Eleganz und Ein-
heit der Forrn, während in den römischen sich ein krlittigerer Styl in
breiteren Formell und grösserer Solidität enthüllte. Neue Entdeckungen
und Ausgrabungen zu Kuma, Osria, Kertsch gaben neue Motive und Ge-
legenheiten, die verschiedenen Stile genauer zu bestimmen. Die schärfere
Untersuchung eines etruskischen Schmuckes gewährte Veranlassung, einen
neuen Process zu versuchen, um die ausserordentlich feinen, bis jetzt fur
jeden modernen Arbeiter unmöglichen Körnchen zu reproduciren, und die
Resultate sind bis jetzt wenigstens so zufriedenstellend, dass das Problem,
welches zwanzig Jahre lang Sorge gemacht hat, nahezu gelöst erscheint.
Die Entdeckung der Basilika von S. Alessandro und die Nachfor-
schungen in den Katakomben von Rom erregten den Wunsch, die dort
gefundenen Werke, welche, obwohl roh in der Kunst, doch den Stempel
einer bewundernswiirdigen Freiheit und Qriginalität tragen, mit Genauig-