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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1869 / 47)

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keit zu copiren. Dann wurden die ältesten Mosaiken in den römischen 
Basiliken zum Studium benutzt und auf den Rath des Russen Ulsuview 
die Mosaiken der byzantinischen Schule in Goldschmiedarbeiten repro- 
ducirt. Diese Arbeiten, Gold und Mosaik zur reicheren Entfaltung ver- 
bindend, machten Glück und wurden von den Mosaikarbeitern, die vorher 
schlechte Zeichnungen von modernem Porcellan entlehnt hatten, nach- 
geahmt. Endlich wurden noch einige Jahre insbesondere den Arbeiten 
des italienischen Mittelalters, der Friihrenaissanee vom dreizehnten, vier- 
zehnten und fünfzehnten Jahrhundert gewidmet. 
Damit war das Gesammtgebiet der nachahmungswürdigen Gold- 
schmiedekunst abgeschlossen, nachdem schon früher die Arbeiten des 
sechszehnten Jahrhunderts reproducirt worden waren. Darüber hinaus 
gingen die Castellani mit vollem Recht nicht weiter, denn da es ihnen 
um die Kunst und die Wiedererweckung eines reinen Geschmacks zu thun 
war, so hätten sie sich in die Zeiten eines barocken und verkommenen 
Kunststils verirren müssenj und damit wären sie eben blosse Nachahmer 
geworden. Man wird ihnen auch diesen Vorwurf nicht machen können, 
wenn man bedenkt, dass für den Anfang, um aus dem tiefen Verfall 
herauszukommen, es kein anderes Mittel als die Nachahmung gab, und 
umsomehr, als, um selbst dahin zu gelangen, erst die technischen Ver- 
fahrungsweisen der Alten wiedergefunden werden mussten. Wer die Col- 
lectionen der Castellanischen Arbeiten, sei es zu Paris auf der Ausstel- 
lung, sei es zu Rom in ihrem, einem Museum gleichenden Hause gesehen 
hat, dem wird bald der Gedanke verschwinden, als ob hier kein anderes 
Verdienst als das der Nachahmung vorläge. Es ist vielmehr das Ver- 
dienst der Wiedererweckung, der Erneuerung des feinsten und edelsten 
Zweiges der Kunstindustrie, welches dieser Goldschmiedfamilie zuge- 
sprochen werden muss. J, Falke. 
Der Hildesheimer Silberfund und die moderne Kunst-Industrie i"). 
Seit langer Zeit hat kein Fund Künstler und Kunstfreunde, Gelehrte 
und Techniker so in Bewegung gesetzt, als jener Silberscbatz, der am 
Galgenberge bei Hildesheim bei der Herstellung einer Schiessstätte in der 
Mulde einer kleinen Gebirgseinsenkung am 7. October 1868 aufgefunden 
wurde. Die Gefässe, deren Zahl nach Wieselefs gelehrter Abhandlung: 
„Der Hildesheimer Silberfund. Erste Abtlxeilung. Göttingen 1869", über 
') Die Copien der Bildesheinzer Gefisse von der Stolbergüscben Eisengießerei in 
Ilsanburg, welche seit Kurzem im Oeawrr. Museum ausgestellt sind, haben uns die Frage, 
inwiefern und auf welche Weise jene Antiken für die Gegenwart direct nutzbar gemacht 
werden können, wieder näher gerückt und es scheint deshalb der rechte Moment gekommen, 
obigen Aufsatz über diese Frage am der N. Fr. Pr. unseren Lesern vorzulegen.
	        
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