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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1867 / 24)

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die vorziiglichsten Zeichnungen und Modellirarbeiten der Gewerbeschulen in Wien durch 
einige Zeit im Museum iidentlich auszustellen. 
„Es bietet sich - so heisst es weiter in dem Berichte - hiedurch eine vorzügliche 
Gelegenheit, die höchst befriedigenden und zum Theile selbst überraschenden Leistungen 
der Wiener Gewerbeschulen im Zeichnen und Medelliren dem grossen Publicum ersichtlich 
zu machen und die leider selbst im Gewcrbestande noch so seltene Kenntniss des grnssen 
Nutzens dieser Lehranstalten zu verbreiten. Demzufolge wurden die Directionen der sechs 
Gewarbescbulen in Wien eindringlich aufgefordert, am Beginn des nächsten Schuljahres 
ihre besten Zeichuungs- und Modellirarbeiten im Museum gemeinschaftlich auszustellen." 
(Neuer Stundenplan für den Unterricht im Frl-ibandzciebnen und in der 
Kalligraphie an der selbständigen llealsrbuie.) Das Unterrichts-Ministerium hat 
mit Erlass vom 21. August d. J. verordnet, dass an die Stelle des gegenwärtig geltenden 
bei Organisirung der selbständigen Realschnlen hinausgegebenen Stundenplanes in Zukunft 
bis auf Weiteres ein neu entworfener Stundenplan trete. Nach diesem wurde dem Unter- 
richte im Freihandzeichnen in der IlI. Classe der Unterrealschule eine Stunde entzogen, 
jedoch die für diesen Gegenstand in den übrigen Klassen bestimmten Unterrichtsstunden 
in der bisherigen Ausdehnung beibehalten. Der Kalligraphie wurde an der Oherrealschule 
nur eine Stunde wochentlich zugewiesen. An den drei unteren Classen behält das Schön- 
scbreiben seine bisherige Stundenzahl. 
Das Ministerium betrachtet die Ansätze des neuen Stundenplanes als ein Maximum, 
welches unter besonderen Verhältnissen einer Verringerung fähig ist. Es wird daher in 
Aussicht gestellt, über Antrag der Lehrkörper die Verminderung der dem Freihandzeichnen 
zugewiesenen Gesammt Stundenanzabl jedoch um nicht mehr als 4 Lehrstunden wochent- 
lich und zwar um zwei Stunden an der Unterrealscbule und um zwei Stunden zusammen 
für die drei oberen Classen von Fall zu Fall zu genehmigen. 
(Die Gewerbeschuleu auf der Wiener Arbeiter- Industrieausstellung.) 
Wir entnehmen dem Berichte über die "Verhandlungen der n. ü. Handels- und Gewerbe- 
kammer" vom 28. August l. J. Folgendes: 
„Herr Rudolf v. Eitelberger, Director des k. k. österr. Museums für Kunst und 
Industrie, tbeilte der Kammer einige Wahrnehmungen mit, die er bei der gegenwärtigen 
Arbeiter-Industrieausstellung in Wien hinsichtlich des Unterrichtes im Zeichnen und Mo- 
delliren gemacht hat. Um einer besseren Geschmacksrichtung in unserem Gewerbestande 
Bahn zu brechen, müsse man die Zeichen- und Gewerbeschulen ununterbrochen im Auge 
hebelten, die Verdienste, welche in einzelnen Schulen hervortreten, zur Anerkennung 
bringen, die SCIIMGD hingegen, welche sich zeigen, rasch zu verbessern bemüht sein.. 
Es gereicbe dem Herrn Director v. Eitelberger diesmal zum besonderen Ver- 
gnügen, auf drei Anstalten hinweisen zu können, welche ein tiicbtiges Streben an den Tag 
legen: die Schule für Tischler des Herrn Bernhard Ludwig (Gumpendorfer Haupt- 
skasse 17), die Schule des Herrn Friedrich Märtens für Bauhandwerker (Mariahiltß Bie- 
nengssse 2) und die Gewerbeschule in der Jiigerzeile. Es wäre vielleicht passend, die 
beiden erstgenannten Schulen durch entsprechende Ornamente oder architektonische Vor- 
lagen in ihrem schönen Streben zu unterstützen. 
Die Knabenbeschäftigungsanstalt in der Leopoldstadt (Taborstrssse 24) bedürfe guter 
plastischer Vorbilder und für den Elementarunterricht geeigneter Zeichnungsvorlagen. 
Die Schule des Herm Karl J. Schild (Gumpendorferstrasse 74) für Meerschaum- 
sehneider leiste gleichfalls sehr Verdienstliches, und sie sei fiir Wien, wo die Meerschaum- 
schueidekunst eine so hervorragende Stelle einnimmt, von höchster Wichtigkeit. Strengeres 
Festhalten an einer Methode, die sich innerhalb der Aufgaben dieses Kunstindustriezweiges 
bewegt, sei hier besonders ssiznratben. 
Schliesslich macht Herr Director v. Eitelberger die Kammer aufmerksam, dass 
zwei ganz erninente Talente ausgestellt haben: der Cameensclmeider Franz Eduard Dörf- 
linger (Neubau, Kirchberggnsse G) und der fiufzehujährige Meerscbauruschneiderlehrling 
Otto Babr (Gumpendorferstrasse 65). Beide werden der Beachtung besonders empfohlen. 
Die Kammer überweist Herr-n v. Eitelhergefs Zuschrift ihrer zweiten Section 
zur  und Berichterstattung. 
Herr Kamrnerrath Ditrnar bemerkt, dass er bei seinen für Rechnung der Kammer 
gemachten Einkäufen auf der Weltausstellung in Paris die Unterstützung der Lehranstalten 
für die einheimische Kunstinduslzrie ebenfalls möglichst berücksichtigt habe und dass die 
Kammer bald in der Lage sein werde, eine Anzahl guter Muster vertheilen zu können." 
(zur Sendlingsfrage.) Mehr als bei einer der früheren Weltausstellungen ist 
diesmal, auch von Seite Oesterreichs, in der Richtung geschehen, um aus dem zahlreichen 
Besuche derselben durch Gewerbetreibende und Gehilfen Nutzen für das eigene Land zu 
ziehen. Ueher den Werth solcher Trains von Sendlingen, wie sie diesmal in griisserem
	        
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