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Form ein wenig corrigirt und dadurch verändert wird. Wie aus der In-
schrift ersichtlich ist, hat der eben so geschickte als gelehrte Professor
der Wiener Akademie, J. M. Fischer, bereits im Jahre 1801 eine Restau-
ration vorgenommen und auch später sind mehrmals Restaurationen ge-
macht worden. Je mehr man an diesem Kunstwerke restaurirt, desto
mehr geht von dem schönen und plastischen Tractamente und von der ur-
sprünglichen Form verloren. Die einzige wirkliche Abhilfe gegen
diese vielfachen und immer wiederkehrenden Schäden würde
nur die Entfernung dieser Bleifignren aus dieser gefähr-
lichen Position und deren Ersatz durch Bronzefiguren sein.
Es würde nicht nöthig sein, dies jetzt zu erwähnen, wenn nicht eben
in diesem Augenblicke die k. k. Kunsterzgiesserei in der Favoritenstrasse
in der Lage wäre, das Umgiessen dieser Formen schnell und wohlfeiler
zu bewerkstelligen, als dies in einer spätem Zeit vielleicht der Fall sein
dürfte. Für den Gemeinderath wäre es ein einfaches Rechenexempel,
wenn er zusammenstellen lassen wollte, was die Erhaltung und Restau-
ration des Brunnens bisher gekostet hat, und er würde zur Ueherzeugung
kommen, dass eine gründliche Umformung dieser Figuren, d. h. ihre Um-
giessung in Erz, keine so ausserordentliche Ausgabe ist, als man denkt,
jedenfalls wäre ein Unternehmen der Art anerkennungswürdiger, als die
ununterbrochene Anwendung jener monumentalen Flickpolitik, die man
gerade an dem schönsten Brunnen Wiens ohne Unterlass zu üben liebt.
Die „Ecole imperiale de Dessin" in Paris.
Die Jllittheilungen" des Museums haben im JuliheRe einen Artikel
über die „Ecole imperiale spöciale de Dessin et de Mathematiques pour
Papplication des Beaux-Arts ä. lilndustrie" enthalten, welcher die ganze
Eintheilung des Unterrichtes in den Tag- und Abendcursen, die Schul-
gegenstände, das Schulgeld, die Schulstunden, die Vorlagen und die Dis- i
ciplin jener Anstalt, an der Hand des bestehenden Reglements, ausführlich
auseinandersetzte. Im Nachfolgenden ergänze ich jene Nachrichten noch
durch einige Daten, welche mir bei mehrmaligen Besuchen dieser Schule
über meine Anfragen von zwei Professoren derselben, welche als Führer
durch die Räume sich freundlichst angeboten, gegeben worden sind. Die
,Ecole imperiale de Dessin" ist, wie es schon der Titel anzeigt, eine
Staatsanstelt, sie untersteht in letzter Reihe dem Ministerium des kaiserl.
Hauses und der schönen Künste, zunächst der Intendanz der kaiserl. Mu-
seen, d. Z. dem Grafen Nieuwerkerke. Die Schule datirt aus der Zeit
Ludwig XV., unter dem auch das Gebäude, in welchem sie noch derzeit
untergebracht ist, eigens Eir diese Zwecke erbaut wurde. Gegenwärtig
reichen die Räume bei weitem nicht mehr für den grossen Andrang von
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