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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1867 / 25)

Arbeiten, die uns noch erhalten sind, zeigen, wie sehr sie bereits im 14. Jahrhundert 
blühte, bevor die Ausbildung des Flach- und Mezzorsliefs durch die Kunst der Frührenais- 
sance in der Tischlerei den malerischen Schmuck durch den plastischen etwas in den 
Hintergrund drängte. 
Die verschiedenen Arten der Holzmosaik, welche damals neben einander oder nach 
einander blühten, finden wir auch in der heutigen italienischen Kunstindustrie vertreten. 
So sind von jener Art, welche gleich der Jiorentinischen Steinmosaik Zeichnungen für 
Kästen, Tischplatten in Figuren, Landschaften, Ornamenten aus grüsseren farbigen, ge- 
heizten und gebrannten Holzstücken zusammensetzt, die ausgestellten Gegenstände zahl- 
reich und verschieden und zeugen eben so wohl von Geschicklichkeit in der Behandlung 
des Materiales, wie im Ganzen guter Zeichnung, bei der wir allerdings zahlreiche Rococo. 
motive und mancherlei Willkür hinweggewünscht hätten. Das Gleiche ist der Fall mit der 
andern, etwa mit der römischen Mosaik zu vergleichenden Art, welche das Muster aus 
dünnen Stäbchen zusammensetzt, deren rechtwinkliger oder schiefwinkliger Durchschnitt 
die gewünschte Platte mit der Zeichnung ergibt. Durchaus zu loben wegen treElicher 
Ausführung und der Beniitzung der reizendsten Renaiasancearbeiten sind die Ebenholz- 
möbel mit eingelegtem iiachen und gravirten Elfenbein, minder die mit Elfenbeinreliefs. 
Die Florentiner Art des Steinrnosaik, welche in dunkelfarbige Steinplatten aus Mar- 
morstückehen in Verbindung mit Lapis lazuli, Jaspis und anderen Steinarten bildliche 
und ornamentale Zeichnungen in grösserem Massstabe, insbesondere für Tischplatten, her- 
stellt, ist bekannt genug. Es ist eine schwere, mühevolle Arbeit, welche nicht blos Ge- 
schmack für die Zusammensetzung, sondern auch die äusserste Geduld und Sorgfalt er- 
fordert, denn es müssen die Stücke, deren Contouren rnit denen der Gegenstände zusam- 
menfallen, so an einander und in den Stein der Grundtafel eingesetzt werden , dass die 
Fugen der Verbindungen verschwinden und nirgends die kleinste Lücke, der kleinste Spalt 
entsteht, welche durch Kitt anszuüillen wären. Florenz hat wahrhahe Prachtexemplare 
dieser Art ausgestellt, denen man vielleicht nur zu viel Härte in der Farbenzusammen- 
stellung vorwerfen kann. Die Gegenstände sind, wie bekannt, zumeist naturalistischa Blu- 
menbouquets, Ornamente mit Vögeln und Thieren, im Ganzen ein bescheidenes Genre und 
durchwegs als blos ornamental zu bezeichnen. Wo dieses Gebiet überschritten wird, zeigt 
sich auch die Schwäche dieser Kunst und sie sollte sich daher in dieser Grenze halten. 
Denn kaum erträglich erscheint sie, wenn sie aus der Fläche heraustritt und im Relief 
iigiirliche Seenen darstellt, also aufhört Malerei zu sein. Es finden sich einige Beispiele 
mit religiösen Gegenständen ausgestellt, welche sich leicht als die schwächsten Productc 
dieses Kunstzweiges zu erkennen geben. 
Die sogenannte römische Mosaik findet wegen der Feinheit und Kleinheit der Arbeit 
vorzugsweise bei Schmuckgegenständen ihre Anwendung, doch macht man auch Bilder 
von kleineren Dimensionen daraus, die keine andere Bestimmung als Staffeleibilder haben. 
Das Material besteht gewöhnlicher statt der Steinchen aus farbigen Glasstückchen von 
einer unendlichen Mannigfaltigkeit der Töne. Man drückt diese Stücke in einen Kitt und 
befestigt sie dadurch zugleich; die Fugen bleiben dem Auge sichtbar, doch verlieren sie 
sich schon auf geringe Entfernung hin, so dass das Ganze zu einem wohlverschmolzenen 
Bild zusammengeht. Die Gegenstände pflegen in ihren kleinen Rahmen das ganze Gebiet 
der Malerei zu umfassen. Rom und Florenz haben zahlreiche Beispiele ausgestellt, doch 
sahen wir keines von so vorzüglicher Bedeutung, bei dem wir nicht hätten sagen müssen, 
dass wir schon schönere gesehen. Die heutigen Arbeiten dieser Art scheinen die älteren, 
in deren Spuren sie sich bewegen, kaum zu erreichen. 
Müssen wir diese römische und iiorentinische Mosaik als eine ununterbrochene Tra- 
dition vergangener Zeiten betrachten, so ist das mit der eigentlichen Glasmosaik nicht der 
FalL Sie ist eine moderne Erneuerung nach langer Unterbrechung und dient uns mit dar 
übrigen venezianischen Glasfahrication, wie dieselbe in jüngster Zeit mit vollem Bewusst- 
sein über Werth und Ziele wieder aufgenommen worden ist, zum Beweise, wie sehr die- 
jenigen Recht haben, welche der modernen Kunstindustrie_-_ein Zurückgehen auf die alten 
glänzenden Kunstperioden predigen. Wie war die einst so hochboüihmw Glasindustrie von 
Murano verkommen und rubm- und erwerblos geworden, nur beschränkt auf ordinäre 
Weare und mit der Kunst fast nur in Berührung durch die Glasperlen, das Material einer 
höchst dilettantischen Kunstarbeit! Heute beginnt sie die Augen der Welt wieder auf sich 
ab ziehen und Museen verschmähen es nicht, ihre neuesten Producte den Sammlungen der fein- 
sten Kunstwerke einzuverleihen. Wenn man diesen Erfolg dem Zurückgehen auf die alten 
Knnstarten des Glases verdankt, so darf man dabei Qnes Mannes nicht vergessen, des 
Dr. Balviali, der die Anregung dazu gegeben hat, der fort und fort bemüht ist, einen ver- 
loren gegangenen Zweig der Glasindustrie nach dem anderen wieder zurückzuerobern und 
für seine Vaterstadt nutzbringend und ruhmvoll zu machen.
	        
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