Arbeiten, die uns noch erhalten sind, zeigen, wie sehr sie bereits im 14. Jahrhundert
blühte, bevor die Ausbildung des Flach- und Mezzorsliefs durch die Kunst der Frührenais-
sance in der Tischlerei den malerischen Schmuck durch den plastischen etwas in den
Hintergrund drängte.
Die verschiedenen Arten der Holzmosaik, welche damals neben einander oder nach
einander blühten, finden wir auch in der heutigen italienischen Kunstindustrie vertreten.
So sind von jener Art, welche gleich der Jiorentinischen Steinmosaik Zeichnungen für
Kästen, Tischplatten in Figuren, Landschaften, Ornamenten aus grüsseren farbigen, ge-
heizten und gebrannten Holzstücken zusammensetzt, die ausgestellten Gegenstände zahl-
reich und verschieden und zeugen eben so wohl von Geschicklichkeit in der Behandlung
des Materiales, wie im Ganzen guter Zeichnung, bei der wir allerdings zahlreiche Rococo.
motive und mancherlei Willkür hinweggewünscht hätten. Das Gleiche ist der Fall mit der
andern, etwa mit der römischen Mosaik zu vergleichenden Art, welche das Muster aus
dünnen Stäbchen zusammensetzt, deren rechtwinkliger oder schiefwinkliger Durchschnitt
die gewünschte Platte mit der Zeichnung ergibt. Durchaus zu loben wegen treElicher
Ausführung und der Beniitzung der reizendsten Renaiasancearbeiten sind die Ebenholz-
möbel mit eingelegtem iiachen und gravirten Elfenbein, minder die mit Elfenbeinreliefs.
Die Florentiner Art des Steinrnosaik, welche in dunkelfarbige Steinplatten aus Mar-
morstückehen in Verbindung mit Lapis lazuli, Jaspis und anderen Steinarten bildliche
und ornamentale Zeichnungen in grösserem Massstabe, insbesondere für Tischplatten, her-
stellt, ist bekannt genug. Es ist eine schwere, mühevolle Arbeit, welche nicht blos Ge-
schmack für die Zusammensetzung, sondern auch die äusserste Geduld und Sorgfalt er-
fordert, denn es müssen die Stücke, deren Contouren rnit denen der Gegenstände zusam-
menfallen, so an einander und in den Stein der Grundtafel eingesetzt werden , dass die
Fugen der Verbindungen verschwinden und nirgends die kleinste Lücke, der kleinste Spalt
entsteht, welche durch Kitt anszuüillen wären. Florenz hat wahrhahe Prachtexemplare
dieser Art ausgestellt, denen man vielleicht nur zu viel Härte in der Farbenzusammen-
stellung vorwerfen kann. Die Gegenstände sind, wie bekannt, zumeist naturalistischa Blu-
menbouquets, Ornamente mit Vögeln und Thieren, im Ganzen ein bescheidenes Genre und
durchwegs als blos ornamental zu bezeichnen. Wo dieses Gebiet überschritten wird, zeigt
sich auch die Schwäche dieser Kunst und sie sollte sich daher in dieser Grenze halten.
Denn kaum erträglich erscheint sie, wenn sie aus der Fläche heraustritt und im Relief
iigiirliche Seenen darstellt, also aufhört Malerei zu sein. Es finden sich einige Beispiele
mit religiösen Gegenständen ausgestellt, welche sich leicht als die schwächsten Productc
dieses Kunstzweiges zu erkennen geben.
Die sogenannte römische Mosaik findet wegen der Feinheit und Kleinheit der Arbeit
vorzugsweise bei Schmuckgegenständen ihre Anwendung, doch macht man auch Bilder
von kleineren Dimensionen daraus, die keine andere Bestimmung als Staffeleibilder haben.
Das Material besteht gewöhnlicher statt der Steinchen aus farbigen Glasstückchen von
einer unendlichen Mannigfaltigkeit der Töne. Man drückt diese Stücke in einen Kitt und
befestigt sie dadurch zugleich; die Fugen bleiben dem Auge sichtbar, doch verlieren sie
sich schon auf geringe Entfernung hin, so dass das Ganze zu einem wohlverschmolzenen
Bild zusammengeht. Die Gegenstände pflegen in ihren kleinen Rahmen das ganze Gebiet
der Malerei zu umfassen. Rom und Florenz haben zahlreiche Beispiele ausgestellt, doch
sahen wir keines von so vorzüglicher Bedeutung, bei dem wir nicht hätten sagen müssen,
dass wir schon schönere gesehen. Die heutigen Arbeiten dieser Art scheinen die älteren,
in deren Spuren sie sich bewegen, kaum zu erreichen.
Müssen wir diese römische und iiorentinische Mosaik als eine ununterbrochene Tra-
dition vergangener Zeiten betrachten, so ist das mit der eigentlichen Glasmosaik nicht der
FalL Sie ist eine moderne Erneuerung nach langer Unterbrechung und dient uns mit dar
übrigen venezianischen Glasfahrication, wie dieselbe in jüngster Zeit mit vollem Bewusst-
sein über Werth und Ziele wieder aufgenommen worden ist, zum Beweise, wie sehr die-
jenigen Recht haben, welche der modernen Kunstindustrie_-_ein Zurückgehen auf die alten
glänzenden Kunstperioden predigen. Wie war die einst so hochboüihmw Glasindustrie von
Murano verkommen und rubm- und erwerblos geworden, nur beschränkt auf ordinäre
Weare und mit der Kunst fast nur in Berührung durch die Glasperlen, das Material einer
höchst dilettantischen Kunstarbeit! Heute beginnt sie die Augen der Welt wieder auf sich
ab ziehen und Museen verschmähen es nicht, ihre neuesten Producte den Sammlungen der fein-
sten Kunstwerke einzuverleihen. Wenn man diesen Erfolg dem Zurückgehen auf die alten
Knnstarten des Glases verdankt, so darf man dabei Qnes Mannes nicht vergessen, des
Dr. Balviali, der die Anregung dazu gegeben hat, der fort und fort bemüht ist, einen ver-
loren gegangenen Zweig der Glasindustrie nach dem anderen wieder zurückzuerobern und
für seine Vaterstadt nutzbringend und ruhmvoll zu machen.