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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1867 / 25)

dem Rrichthnm der Pilaster und Borten, alles das verdient Bewunderung. und um so 
mehr, als sie zu der weltbeberrschenden hanzösischen Richtung im grellsten Gegensatze 
stehen. Hoßentlich erwirbt unser Museum auch diese Tapetendecors. Die spanische und 
belgische Tapetenindusn-ie folgt der französischen Richtung, ebenfalls die russische. 
Deutschland ist nur originell in der oben bemerkten Anzahl stylistischer Muster, die aber 
noch nicht die Mehrzahl bilden. Wären sie vereinigt ausgestellt worden, so hatten sie 
gewiss dasselbe Aufsehen erregt, wie die englischen Tapeten. 
Zu erwähnen bleibt noch, dass besonders die belgische Industrie sich auf die Imie 
tation alter Ledertapeten durch Pressung verlegt hat, dass sie aber die Muster einer Ver- 
fallzeit der Kunst wählte, die uns schlecht behagen mit ihren nicbtssagenden Bncoco- 
schnörkeln, Die Vorzüge der Technik jener und unserer Zeit lassen sich gut mit einer 
strengeren Stylisirung verbinden. 
Das Beste, was die Tapetenindustrie aller Länder liefert, sammelt in Mustern und 
nach Bedarf auf Lager das Tapeten- und Decorationsgeschäft von Ph. Baas u. Söhne. 
Dasselbe ist durch die Verbindung mit der Fabriksniederlage von Teppichen, Möbelstoifsn 
und Tischdecken darauf eingerichtet, den Gesammtbedarf üir innere Decoration kunstgemäss 
geordnet dem Decorateur und dem Publicum zu liefern. Die Durchführung dieses Prin- 
cipes bis in's Detail ist bei den verschiedenen Anforderungen der Architekten und des 
Publicums nur so bedeutenden Hliusern wie Ph. Hass und Söhne möglich. 
Durch dieses Princip wird erst die Tapete mehr wie eine Waare, sie wird ein Theil 
des Knnstwerkes, wie ein Ton erst als Bruchtheil einer Melodie zur Geltung kommt. Man 
suche daher in der Tapete nie mehr als den Localton des Zimmers, denn erst die Ge- 
sammtdecoration, von der die Tapete ein sehr bescheidener Theil ist, gibt den Ausschlag 
und für diese sind Skizzen in Farbe nothwendig. Je mehr die Tapete dem orientalischen 
Decoratiensxysteme, dem Bedecken mit teppichsrtigen Geweben sich nähert, um so mehr 
ist sie das, was sie sein soll, ein Stoßsurrogat. Eine harmonische Vertbeilung des Orna- 
mentes über die Flüche, dass sie weder überladen noch leer erscheint, die Berücksich- 
tigung, dass nur die typische Ornamentform und nicht das natnralistische Bild sich zur 
Wiederholung eignet, dass sie das Auge in aufsteigender Linie angenehm beschäftigt, 
dass die Farben, gesättigt und warm, als Hintergrund eines Bildes vortheilhaft wirken, 
dass die Rorte dorninirt und im Charakter der Anforderung als Friss, Pilaster, Krönung etc. 
entspricht, alle diese Eigenschaften der Tapete und Anforderungen der Decoration muss 
der Fabrikant, Händler und Decorateur kennen, und sind dieselben nicht minder nützlich 
zu beobachten als die Fortschritte der Technik. 
Beruhte doch auf einem indißerenten, pruukenden, aber geschmacklosen Decorations- 
systeme, oder besser gesagt, auf dern Mangel eines Systemes der Ersatz der französischen 
Luxustapeten, so dass Millionen fir kunstwidrige Modewaaren von Oesterreich gezahlt 
wurden. Das Ausland wird um so weniger in der Folge Oestsrreich und Deutschland 
beherrschen, je mehr der Kunstindustrielle nicht nur der Industrie. sondern auch der 
Kunst Beachtung schenkt. Auf diesem Gebiete bedeutet die Kunst Anfbliihen und Wohl- 
stand der Industrie und ehrenvoller Sieg in der Concurrens. Hoffentlich sehen wir Oester- 
reich und Deutschland bei der nächsten grosseu Ausstellung würdig vertreten und mehr 
der englischen als der französischen Richtung folgen. Der zuletzt abgeschlossene Han- 
delsvertrag swingt ohnehin unsere Fabrikanten das Copiren aufzugeben und an ihrem 
eigenen Vortheile selhststlndig au werden. F. Elischbaeh. 
Kleinere Mittheilungen. 
(Internationaler Austausch von lh-produetinnen.) Ihre kaiserl. 
Hoixeiten die dnrchlauchtigsten Herren Erzherzoge Carl Ludwig und 
Rainer sind der internationalen Convention zur Anfertigung von Repro- 
ductionen aller Länder iiir Musenmzwecke für Oesterreich bei etreten. 
Die Statuten dieser Convention haben wir in Nr. 24 der nMitthexlungen" 
gebracht. 
lbrlutzung auf der Beilage.
	        
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