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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1867 / 25)

Den Sitzungen des Aufsichtsrathes wohnt der Director der Kunst- 
gewerbeschule oder ein Vertreter desselben aus dem Lehrkörper bei. 
Den Mitgliedern des Aufsichtsrathes steht das Recht zu, jedem 
Unterrichte beizuwohnen. 
Q 22. 
Die Kunstgewerbeschule führt den Titel „Kunstgewerbeschule des 
k. k. österreich. Museums für Kunst und Industrie" und untersteht dem 
Uuterrichtsministeriuni. 
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Die Wr. Ztg. vom 27. Sept. begleitet das Allerh. genehmigte Statut mit folgenden 
Worten : 
„Bekanntlich haben die Weltausstellungen, insbesondere jene des Jahres 1862, reich- 
liche Gelegenheit zur Wahrnehmung geboten, dass die Erzeugnisse der österreichischen 
Industrie, obgleich ausgezeichnet durch ihre Solidität und Preis ürdigkeit, doch nach ihrer 
formalen Seite hin, vom Gesichtspunkte des Geschmackes aus, hinter den Leistungen anderer 
Länder, namentlich Englands und Frankreichs. theilweise zurückstellen. 
Die Ursachen dieser Erscheinung und die Mittel, dem wahrgenommenen Mangel ab- 
zuhelfen, konnten sich dem forschenden Auge um so weniger entziehen, als England vor 
anderthalb Jahrzehnten dieselben Erfahrungen sn sich gemacht und seither die Bahn ge- 
wiesen hatte. welche zu dem angestrebten Ziele zu führen geeignet ist. Es handelte sich 
darum, auf den Geschmack der Gewerbetreibenden lltuternd und bildend einzuwirken, der 
Kunst einen unmittelbaren und nachhaltigereu Einduss auf die Erzeugnisse der lndustris 
zu sichern. 
Die Errichtung des österreichischen Museums für Kunst und Industrie, dessen Auf- 
gabe es vorzugsweise sein sollte, der einheimischen Kunstindustrie mustergiltige Ohjecte 
vorzufiihren und andererseits ihren Erzeugnissen Gelegenheit zu bieten, in würdiger Auf- 
stellung sich nach Verdienst geltend zu machen, darf als ein von den glücklichsten Er- 
folgen begleiteter Schritt auf dieser Bahn bezeichnet werden. Die lebhafte und stets 
wachsende Theilnahms, welche Künstler und Gewerbetreibende wie das grosse Publicum 
diesem Institute entgegenbringen, sind Beweise genug, dass seine Schöpfung ein wahres 
Bedürfniss befriedigt hat, und die Erfolge, welche gerade die seinem Eindusss näher ga- 
rückten Zweige der österreichischen Kunstindustris auf der dieijährigen Pariser Weltans- 
stellung errungen haben, lassen die mächtigen Impulse nicht verkennen, welche es schon 
während der kurzen Zeit seines Bestehens der gewerblichen Thätigkeit auf diesem Gebiete 
gegeben hat. 
Aber so gllnzend auch das Museum für Kunst und Industrie seine Aufgabe erfüllt, 
so liegt doch von den Grenzen derselben nicht Alles das umschlossen. was zur Hebung 
der österreichischen Kunstindustrie nach der angedeuteten Richtung hin nothwendig und 
förderlich erscheint. 
Es musste bald die Ueberzeugung gewonnen werden, dass, um die Erfolgs des 
Museums auch in weiteren Kreisen zur Geltung zu bringen und dauernd zu sichern, die 
Errichtung einer eigenen, mit diesem Institute in Verbindung stehenden Schule nothwendig 
sei, welcher die Aufgabe gestellt ist, speciell für die Bedürfnisse der Kunstindustrie, nach 
den Grundsätzen, welche für die Wirksamkeit des Museums msssgehend geworden sind, 
und mit Benützung der ihm zur Verüigung stehenden reichen Hilfsmittel, tüchtige selbst- 
ständige Kräfte heransubilden, von denen mit Grund erwartet werden kann, dass sie die 
einheimische Kunstindustrie unabhängig von fremden Einflüssen stellen und einer eigen- 
thiimlichen Entwicklung entgegenführsn werden. 
Dass dieses Ziel durch die bestehenden Schulen nicht in dem wünschenswerthen 
Masse zu erreichen sein würde, konnte nach der Anlage und Bestimmung dieser Lehr- 
anstalten keinem Zweifel unterliegen und es ist daher in sllen Kreisen, welche der sin- 
heimischeu Kunstindustrie ihre Aufmerksamkeit zuwenden, der Wunsch nach Errichtung 
einer Kunstgewerbeschule laut geworden. 
Die baldige Erfüllung desselben hat nicht allein von Seite der Handels- und Ge- 
wsrbekammern und Indnstriellsnvereine Niedorösterreichs und Mlihrens, sondern auch von 
jenen der niederösterreichischen Landesvertretung die wärmste Befürwortung gefunden und 
die Regierung, deren eigene Anschauungen durch diese Kundgebungen eine so mächtige 
Unterstützung fanden. konnte nicht anstehen, diesem Wunsche entgcgenzukornmeu und die 
ihm entsprechenden Vorkehrungen zu treden.
	        
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