grössere Anzahl der flachen leichten oder der netzartig gestrickten Teller,
Schalen, Flaschen u. s. w. Jene künstlichen Stengelglaser, wobei das
Gefass auf gewundenen Figuren, auf geraden oder gebogenen Blumen,
auf überaus zierlichem Ständer ruht, jene reizenden berühmten Flügel-
glaser mit ihren eigenthümlichen, oft farbigen Ansätzen zu zwei Seiten
des Stengels, sind alle in grosser Zahl und in schatzenswerthen Stücken
vertreten; so auch finden sich iTir das ganze Genre der gestrickten oder
gesponnenen Glaser die zahlreichsten Beispiele der verschiedensten Art.
Gewiss gibt es Sammlungen, die an einzelnen überkünstlichen Werken
der venetianischen Glasindustrie, an sogenannten Wundern der Technik
reicher sind als die des Museums, wir dürfen aber wohl mit Zuversicht
behaupten, dass vom Standpunkt der Verwendbarkeit für moderne in-
dustrielle Zwecke keine in höherem Grade sich eignet. An Varietäten
einfachschöner Gefassformen kann man nicht genug haben und gerade
dies ist der Gesichtspunkt, unter dem sich die Sammlung des österrei-
chischen Museums empfiehlt. Die hohen Champagnergläser, die schlanken
Spitzgläser mit gerader oder umgebogener Mündung, die ilachschaligen
Trinkgefasse, die auf der Halbkugelgestalt der Bowle beruhenden, wir
finden sie alle in ganzen Reihen, mit und ohne den Ansatz von Flügeln,
ausserdem grosse Pocalformen mit geschweiftem Bauche oder auf hohem,
reich und zierlich profilirtem Ständer, oder iiachiiissige Becher und was
es dergleichen mehr gibt. Die künstlicheren, von dem Gewöhnlichen ab-
weichenden Formen, wie mit einer Mündung im Vierpass oder Sechs-
pass und Aehnliches lassen wir dabei ganz aus dem Spiele. Sollten wir
Dutzende von Formen direct zur Nachahmung empfehlen, so wären wir
nicht in Verlegenheit. Bietet die Sammlung der venetianischen Glaser
eine allerdings noch auszufüllende Lücke dar, so sind es die farbigen
Blumenlustres, Girandoleu u. dgl. "
Die Reihen der deutschen Gläser beginnen wir mit den sogenannten
altdeutschen Gläsern, meist Trinkgefassen in Form von Humpen oder
Bechern, oR mit Zinndeckeln versehen, die aber ihre Entstehung nicht
etwa im Mittelalter, sondern in der Zeit vom 16. bis zum 1B. Jahrhundert
gefunden haben und die heute als vielgesuchter Schmuck die Credenzen
und Etageren unserer Alterthumsfreunde und vornehmen Herren zieren.
Ein Stück aus dem 15. Jahrhundert ist uns nicht bekannt. Das Glas ist
meist grünlich, klangvoll und sehr leicht; später wird es schwerer und
dicker. Die Haupteigenthiimlichkeit sind Bemalungen mit sehr solid ein-
gebrannten Emailfarhen, welche sehr häufig den Reichsadler mit dem
Cruciiix in der Mitte und zahllosen kleinen Wappen, oft auch Privat-
wappen der ehemaligen Besitzer als Hauptgegenstand, oder häufig die
Figuren der Churfursten, zuweilen auch allerlei historische oder satirische
und humoristische Scenen aus der Zeit darstellen. Diese Malereien sind
meist roh und handwerksmässig, die Gläser machen aber dennoch, und
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