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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe III (1867 / 26)

Rinne in das Kupfer, deren Seiten, im Allgemeinen, in einbm spitzen 
Winkel gegen einander laufen, eine Form. die von nicht geringer Be- 
deutung für das Aussehen des Stiches ist, eine Art Modellirung des 
Striches, der zum Unterschiede von einem nur gezeichneten nicht allein 
in seiner Breite. sondern auch in seiner Tiefe. d. h. dann im Farbenauf- 
trage auf dem Papier mit künstlerischem Tacte berechnet und empfunden 
sein will, während die durch den chemischen Process her-vorgebrachte 
Vertiefung eine Mulde mit beiläufig senkrechten Seitenliächen sein wird, 
eine Mulde, deren Tiefe sich über die ganze Platte, selbst vielleicht auch 
parthienweise willkürlich reguliren lässt, wohl aber nie, so wie es der 
Meister thut, da und dort nach seinem Gefühle. Damm werden auch jene 
Werke, bei denen die Virtuosität der Grabstichelführung keine so aus- 
schlaggebende Rolle spielt, sich ungleich vollkommener wiedergeben lassen, 
als jene, bei denen dies in bedeutendem Masse der Fall ist, wie denn auch 
die Copien nach Marc Anton und beinahe der gcsammten altitalieni- 
schon Schule vollendet, ja bis zur Täuschung gelingen, während dagegen 
die Stücke nach Albrecht Dürer, Hans Sebald, Beham etc. in künst- 
lerischer Wirkung sich höchstens mit den nur mittelmässigen Drucken 
der Originalplatte messen können. 
Noch einen andern, aber leicht der Beseitigung fähigen Mangel 
tragen die Heliogravuren. Es ist dies die unschöne Farbe der verwen- 
deten Druckerschwärze und die Weise ihres Auftrages. Die hohe Vollen- 
dung, in der häufig die alten Meister auch die Fertigkeit des Druckens 
übten, die bald leuchtend blauschwarze, bald warm rothbraune Färbung, 
die in ihren vielen Abstufungen nicht wenig zur Charakteristik der ein- 
zelnen Werke beiträgt, müsste studirt und möglichst getreu nachgeahmt 
werden, um agch in dieser Beziehung den Originalen nachzukommen, 
denn bis hcut sieht alles wie in eine Uniform gesteckt aus und noch dazu 
wie gesagt in keine glückliche. 
Doch alle diese dem Verfahren anhaftenden Unvollkommenheiten in 
Anschlag; gebracht, müssen wir anderseits bedenken, dass wir noch vor 
den Incuuablcn der neuen Kunst stehen, dass für die meisten Zwecke die 
Wiedergabe des künstlerischen Inhaltes eines Blattes in seiner höchsten 
Potenz nicht unumgänglich nöthig ist, da ja selbst bei Verwendung von 
Originalen so durchaus tadellose Drucke kaum zu beschaffen sind. So 
wird für die Kunstgewerbe die Vervielfältigung von Ornamvntenstichen 
bei der Billigkeit der Herstellung der Heliogravuren von grossem Werthe 
sein, aber auch der Künstler und Kunstfreund wird gerne nach einem 
Blatts greifen, das ihm den Meister in seinen Wesenheiten jedenfalls klar 
vor Augen stellt. Aber nicht allein auf das Copiren von Kupferstichen 
ist die Heliogravure beschränkt; denn da sich beispielsweise jede Feder- 
zeichnung sofort in eine gut druckende Platte übersetzen lässt, so wird 
dies, um nur einen Fall anzuführen, für die Herstellung architektonischer
	        
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