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wnrfe von Oweu Jones; Glssgeßsse aus der kais. russischen Glasfshrik bei Petersburg;
ein Aqnsrellhild, einen Tscberkessen darstellend, von Prof. Th. Horschelt in München;
ein Tisch mit eingelegter Arbeit von Joh. Linner in Wien; eine Sammlung von Dolchen
aus dem k. k. Arsenals in Wien; neufranziisisehe Poreellau- und Fayence-Gefässe; eine
Mitra, im Außrags des Priilsten von Hejligsnkrsnz gearbeitet von den Schwestern „zum
Kinds Jesu" in Döbling bei Wien; VergrösserungsePhotographien von Löwy in Wien.
(Vorlesungen im Museum.) Die dritte Vorlesung des Directors v. Eitel-
berger im österr. Museum am 14. November war gegen die Art und Weise gerichtet,
wie die heutigen französischen Maler unter dem vorwiegendem Einiinsse realistischer Ans
schauungeu die Antike behandeln. Von dem Gesichtspunkte ausgehend, dass unsere ganze
moderne Cultnr auf drei grossen Fmctoren beruht, von denen einer in den sittlichen Grund-
lagen des Christenthums. der andere in dem naturwissenschaftlichen Genius unseres Jahr-
hunderts und der dritte in den Traditionen des c-lassischen Alterthums, vor allen des grie-
chischen ruht, wurde ausgeführt, dass jedes Zeitalter diese Traditionen als Quelle geisti-
ger Erhebung benützt habe, das Mittelalter. wobei an Dante erinnert wird, die Renaissance,
die Zeit des Rubens wie die Zeit Winckelmanns, Lessings und Goethe's.
Niemals wurden sie aber von ernsten Künstlern so missbraucht als von Geröms
und jenen halb graciösen, halb frivolen Malern des sogenannten antiken Genrebildes.
Letzteres wird in seinem Grundprincipe verworfen und daran die historische Entwickelung
des Genrebildes in grossen lügen angeschlossen. In Deutschland ist heutigen Tages eine
so geartete Aulfassung der Antike unmöglich. In der Bildhauerei stünde es noch schlim-
mer, wenn nicht Männer "e Perraud und Guillaume von der ersten Auffassung dsr Antike
in den Ateliers der französischen Bildhauer Zcugniss geben würden. Nach einigen Wor-
ten über Meissonisr nahm der Vortragende Anlass, über das Gemälde J'an Matejkds mit
den wärmsten Ausdrücken der Anerkennung zu sprechen und den Ankauf dieses Bildes
iiir das Belvedere besonders zu betonen.
Die vierte und letzte Vorlesung des Dirsctors v. Eitelberger behandelte
die Architektur auf der Pariser Ausstellung. Vorerst wendete sich der Vortra-
gende gegeu die etwas geringschitzsuds Ansicht eines französischen Architekten (Herrn
Garnisr) über die architektonische Abtheilung des Auslandes auf der Weltausstellung, mit
dem Bemerken. dass hent zu Tage die Führerrolle auf dem Felde der Baukunst Frank-
reich allein nicht zustehs, dass vielmehr England, Deutschland und Oestcrreich auf die
Führerrolls ebensogut Anspruch haben als Frankreich. Zudem habe die heutige fran-
zösische Renaissance keine so weitgreifende Bedeutung, wie es seiner Zeit die italienische
Renaissance oder die Guthik waren. Die französische Renaissance ist vorwiegend locsl-
französisch und hat nur wenig Elemente, welche als eine allgemeine Formensprache für die
gebildete Welt gelten können. Der Schwerpunkt der französischen Architektur liegt auch
hent zu Tage nicht in den monumentalen Gebäuden; so interessant diese sind, s. B. die
neue Oper, die Kirche St. Trinite u. s. f., sie sind mehr elfectvoll als stilrein.
Ganz lehrreich aber waren die architektonischen Ausstellungen der Zöglinge der
ecols de Bome, der Commission fir die „Monumeuts historiques" und der „Missions".
An diesen kann sich ganz Mitteleuropa ein Vorbild nehmen; Frankreich ist der einzige
Staat, der es versteht, die geistige Arbeit der jüngeren Architekten zu organisirsn. Es
leistet dabei der Wissenschaft einen eben so grossen Dienst als der Kunst, und bewahrt
sich dabei die Fiihlung mit den grossen Factorsn der modernen Civilisation.
Eben so lehrreich ist alles das, was Frankrüch auf dem Felde der bürgerlichen
Architektur geleistet habe. Es bewegt sich in diesen Fragen auf der Höhe der modernen
Civilisation und sei geeignet, speciell Wien als Vorbild zu dienen.
Mit der Bemerkung, dass Oesterreich vollkommen zufrieden mit den auf der Aus-
stellung gewonnenen Erfolgen sein könne, verbindet Director v, Eitelberger zugleich den
Wunsch, es möchten diese Erfolge fiir Oestexreich ein Sporn sein, auf der Bahn vernünf-
tiger Reformen fortzuschreiten.
Die erste Vorlesung des Custos J. Falke behandelte ,die Ornamentation
der gewebten Stoffe."
Wenn den Massstsb fiir eine vergleichende Bsurtheilung nur der Geschmack eb-
gebeu kann, Geschmack aber das Verständniss der richtigen Principien, ihre Anwendung
für den Künstler, ihre Unterscheidung für den Kenner ist, - geschmacklos dasjenige, was
in der Kunst nicht an seinem Platze: so ergibt sich fdr die Verzierung ebener Flächen
sofort das Gesetz, dass die Fläche nicht in Folge der Ornsmentation wirklich oder schein-
bar aufhören darf, Fläche zu ssiu, dass das Verhältniss von Licht und Schatten da nicht
anwendbar ist. Bekanntlich hatte das Abendland und was von ihm beeinflusst wurde, das
richtige Princip aufgegeben und vergessen, während der Orient es festhielt; eben so be-
kannt ist, dass gegenwärtig, d. h. seit den Weltindustrie-Ausstellungen, bei uns beide
Principisn mit einander ringen. Auf der einen Seite wird fortgefahren, Piianzen so getreu