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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1869 / 50)

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gekannt und geprüü werden. Diesem Umstande verdanken auch wir es, 
dass wir das, was wir über diese Schule inittheilen, mit den Worten der 
leitenden Persönlichkeiten der Schule thun können. 
Bevor wir auf die Organisation der Schule und die Methode des 
Unterrichtes eingehen, ist es nöthig, die Gesichtspunkte zu erörtern, die 
bei der Gründung dieser Schule massgebend waren, und einen Blick auf 
den Bildungsgang zu werfen, den gegenwärtig die jüngeren Architekten 
von Frankreich durchmachen. 
Die Architektur hat heutiges Tags in Frankreich - wie leider auch 
bei uns - keine die Zwecke der Baukunst selbständig behandelnde Lehr- 
anstalt zur Verfügung. Die Ecole de medecine sorgt für Aerzte, die 
Ecele de droit für Advocaten und Notare u. s. f., die Ecole poly- 
technique und die mit ihr in Verbindung stehenden Schulen sorgen für 
Staats-Ingenieure, die Ecele centrele des arts et manufactures für die 
andern Richtungen des Ingenieurwesens und der Industrie, die Architektur 
allein hat keine Schule, die sich ausschliesslich mit Hersnbildung von 
Architekten beschäftigte. 
Ein junger Mann, welcher in Frankreich Architekt werden will, 
kann folgende drei Wege einschlagen. In der Regel ging er in das Atelier 
eines Architekten, der Eleven aufnimmt; hatte er einige Vorbildung, so 
lernte er schnell in der Mitte seiner Kameraden die ersten Elemente, die 
für seinen künftigen Berufszweig nöthig sind. Manchmal, wenn auch selten, 
besuchte der Chef das Atelier und machte einige Mittheilungen über Ar- 
chitektur, über ältere Gebäude, über Construction u. s. f. Blieb so der 
Schüler sechs bis zehn Jahre im Atelier und erwarb sich je nach seiner 
Befähigung oder seiner Energie jene Kenntnisse, welche nöthig sind, um 
als Architekt in's Leben einzutreten; den Titel Architekt octroyirt er sich 
selbst. Dreiviertel der heutigen Architekten Frankreichs haben, wie 
Trelat sagt, auf diese Weise sich herangehildet. 
Hat einer von diesen jüngeren Eleven einen höheren Bildungstrieb, 
so sucht er sich jene Kenntnisse und unter Betheiligung an Concursen 
den Titel zu erwerben, in die Ecole imperiale des Beaux-Arts einzu- 
treten. Gelingt ihm dies und hat er Erfolge in der Schule, so erreicht 
er den grand prix de Rome. Nur sehr Wenige harren auf dieser langen 
Bahn aus, die wohl geeignet ist, die Kräfte eines jungen Mannes anzu- 
spannen, aber weder seine Zukunft sichert, noch jenes Mass von allsei- 
tigen Kenntnissen ihm znführt, die heutiges Tags von einem Architekten 
verlangt werden. Nur vermögliche junge Männer sind in der Lage diesen 
Weg zu betreten. 
Endlich gibt es einige jüngere Männer, die aus der Ecole centrale 
des srts et manufactures hervorgehen und später in die Reihe der Ar- 
chitekten eintreten. In dieser vortrefflichen Schule erwerben sie sich im 
Laufe eines dreijährigen Studiums die Kenntnisse über den constructiveu
	        
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