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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1869 / 50)

1.3 
haben; daher wir die Aufgabe, dieser stillen Thätigkeit gelegentlich un- 
sere Aufmerksamkeit zuzuwenden, als völlig im Rahmen dieser Blätter 
liegend erachten. Selbstverständlich müssen wir hier mit allen jenen 
Riickhalten reden, die eine Sache, welche das Tageslicht nicht immer 
recht verträgt, uns zu beobachten zwingt. 
_ Wir haben schon erwähnt, dass die hohen Preise der Kunstobjecte 
vergangener Epochen in erster Reihe den_Anstoss zur Fälschung in jenem 
Massstabe, wie sie heutzutage betrieben wird, gegeben haben; nun aber 
liegt die Frage nahe, warum jene den alten bis zum Verwechseln ähn- 
lichen Kunstwerke nicht sich als das geben können was sie sind: Erzeug- 
nisse der Gegenwart - um ebenso gut Anwerth zu finden? Der Haupt- 
grund liegt wohl in der menschlichen Eitelkeit, die sich bei Jedem in 
einer anderen Richtung Luft zu machen sucht, bei vielen Leuten eben darin, 
mit dem Besitze recht seltener, schwer zu erlangender Dinge zu prun- 
ken; denn zur reinen Freude an der Schönheit der Form können sich 
immer nur Wenige erheben, es muss auch etwas Rarität dabei sein. 
Darum wird von so Vielen, die selbst nicht einmal ein historisches In- 
teresse an diese Dinge fesselt, das schwer Erreichbare dem allerwärts 
und für Jedermann zu habenden vorgezogen. Man kann sehr oft von 
geschickten Knnsthandwerkern aussprechen hören, dass sie zur Imitation 
des Alten mit seinen zufälligen äussern Merkmalen gezwungen sind, weil 
nur die das Mittel ist, ihren Erzeugnissen Absatz zu verschalfen. Und 
so tritt der seltsame Umstand ein, dass die heutige Kunstindustrie factisch 
injmanchem ihrer Zweige auf einem den wirklich guten alten Leistungen 
oft nahezu ehenbürtigen Standpunkte steht, ohne es so recht öffentlich 
eingestehen zu dürfen, um nämlich jene grosse weitverzweigte Clientel, 
die nur das "Alte" sucht, nicht kopfscheu zu machen. So hat für uns 
die Fälschung die Bedeutung eines Durchgangspunktes in der Entwicke- 
lung der Kunstindustrie, die zum genauen Studium der alten Meister- 
leistungen angeregt, eine ungeahnte Menge künstlerischer und technischer 
Erfahrungen sammelt, welche nur der Entfaltung eines wirklich regen 
Kunstsinnes von Seiten des Publicums bedürfen, um zu ihrer uneinge- 
schränkten und vollen Geltung zu gelangen. 
Um nur in den allgemeinsten Zügen den Umfang und die Bedeutung, 
den unsere in Rede stehende Kunst heute bereits angenommen hat, zu 
skizziren, wollen wir einige einzelne Kunsttechniken in dieser Beziehung 
Revue passiren lassen, vorerst aber eine Frage beantworten, die vielleicht 
der eine oder der andere Leser, verleitet durch die Ueberschrift unseres 
Artikels, an uns stellen könnte: warum wir nämlich neben unserer sum- 
marischen Darstellung der factischen Verhältnisse nicht auch die spe- 
cielleren Merkmale angeben, wodurch eben jene Kunstobjecte als Fäl- 
schungen erkannt und von den wirklich originalen unterschieden werden 
können? Dies darum nicht, weil es eben keine allgemein giltigen Merk- 
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