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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 73)

 
 
der iranischen Seele" (Ernst Diez, lranische Kunst) 
und atmet die Stimmung der Märchen HTausendunde 
eine Nacht". Das Verständnis für andere Zeiten und 
Volker wird so geweckt und vertieft. 
Besondere Anregung durch Musikalische Graphik 
erfahrt der Ausdruckstanz. ,.Jedes Erlebnis", sagte 
schon lsadora Duncan, Hiedes Gefuhl ldßt sich durch 
eine Linie darstellen und iede Linie muß sich tanzen 
lassen". kann also zur Tanzanregung werden. Erst- 
malige Versuche mit zeichnerisch ungeschulten 
Jugendlichen in der Ausbildung fur künstlerischen 
Tanz (Prof. Rosalia Chladek) erzielten denn auch in 
mehrfacher Hinsicht interessante Resultate. 
Dirigieren ist denn Tanzen verwandt. Wenn der 
Dirigent nicht bloß den „Takt schlagt". sondern 
Linien in die Luft schretbt, dte der Melodie folgen 
und die innere Organik des Melodischen nach- 
zeichnen (t-terzfeld). wird solches Linienspiel eigentlich 
eine bewegte. lebendige musikalische Graphik, verv 
wandt etwa den ..Lichtzeichnungen". die Picasso in 
dunklem Luftraum mit einer Taschenlampe schrieb. 
wahrend sie gleichzeitig photographiert wurden, 
Wenn die innere Struktur eines Tonstückes „anschau- 
lich" vor Augen steht, kann damit auch KOfTtpOSIllOFlSr 
schülern, Sängern und Instrumentalisten eine neue 
Erkenntnisquelle erschlossen werden. 
Musik- und Kunsterzieher gewinnen aus Musikätischer 
Graphik reiches Material für die ..Querverbindungen" 
der musischen Facher. eine Erweiterung ihres Gee 
sichtskreises sowie eine Belebung und Vertiefung des 
Unterrichtes. 
Ebenso kann tvtusikthcrapie aus dcr mit Musikalischer 
Graphik verbundenen Konzentration und Aktivierung 
des ganzen Menschen neue lmpulse erhalten. 
Auch der kunstinteressierte Laie schließlich wird mit 
Hilfe dieser CludlürvläklellrWOl0FtS(ltQFt Methode sein 
musisches Erleben bereichern und sich den Weg zum 
Verständnis abstrakten Kunstschaffens erleichtern. 
Kunst und der Anspruch auf ihre Bildung ist alle 
gemeines Menschenrecht (Pestalozzi), und Schiller 
sieht in der Kunst das einzige Mittel, den Menschen 
in seiner Totatitat auszubilden. Als Hüydfl vor seiner 
Reise nach England von Mozart gewarnt wurde, er 
vapreche doch keine fremden Sprachen, erwiderte er: 
,.Meine Sprache versteht man in der ganzen Welt." 
Das gilt aber auch für die Sprache der Gebarden 
und Farben, und ein Bildungsweg, der sich aller 
dieser Mittel gleichzeitig bedient, ist universell und 
heute, in unserer sachlich-technischen Zeit. die 
musische Anlagen verkummern latlt, notwendig". 
er übt in einer exzentrischen Welt Konzentration 
und verhilft zu harmonischer Menschenbildung. 
Gerade die musische Atmosphäre Österreichs war 
wohl dazu geschaffen, eine alle Kunstbereiche um? 
fassende ldee werden und reifen zu lassen. „Es über: 
rascht nicht. wenn es ein Osterreicher ist, der die 
Wechselwirkungen zwischen bildnerischem Ausdruck 
und dem Musikalischen einaehend untersucht hat". 

	        
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