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zur Fabrication von Glas nöthig sind. 35 Fabriken beschäftigen 3500
Arbeiter, und der Werth des Glases, welches in diesen Fabriken erzeugt
wird, belief sich im Jahre 1865 auf 12,378.000 Frcs. Nach dem ameri-
kanischen Kriege hat die Glasindustrie einen bedeutenden Aufschwung
genommen und in diesem Jahre kann man den Werth des in Belgien er-
zeugten Glases auf mehr als 20 Mill. Fres. schätzen.
Das belgische Glas ist für den Export bestimmt. Es exportirt sehr
viel nach Amerika, nach England, nach Holland, aber auch nach den
Hansestädten, nach der Türkei und nach Oesterreich. Der Export des
belgischen Glases nach den letzteren Punkten ist für Oesterreich selbst-
verständlich von grösster Wichtigkeit.
Der hauptsächlichste Export des belgischen Glases betrifft Fenster-
glas; während im Jahre 1864 Fensterglas nach Belgien im Werthe von
6000 Frcs. eingeführt wurde, wurde belgisches Fensterglas im Werthe
von 8,875.428 Frcs. ausgeführt. Die Hälfte dieses Betrages geht auf den
Handel von England, Amerika. und Holland. Auf die Türkei fallt die
Summe von 749.490 Frcs., auf die Hansestädte 667.194, auf Oesterreich
152.172, auf Italien 118.693, auf Egypten 148.567 Frcs.
Der Werth des Flaschenglases belief sich im Jahre 1864 auf
976.000 Fros., im Jahre 1865 auf 1,003.000 Frcs.
Das Krystallglas wird zumeist in der Provinz Namur, Val Saint-
Lambert und Seraing verfertigt. Es repräsentirte im Jahre 1864 einen
Werth von 3,76825? Frcs, während es in den Jahren 1840-1850 nie
die Summe von 850.000 Frcs. erreicht hat. Der Handel mit Krystall
und decorirtem Glase geht vorzugsweise nach Amerika, England, denf
Hansestädten und Preussen.
Spiegelglas wird vorzugsweise in den zwei grossen Etablissements
Sainte-Marie d'Oignies (Hainaut) und Florette (Namur) erzeugt.
Porcellan, Fayence und Luxns-Poterien werden in den Orten
Tournai, Saint-Vaast. Jemappes erzeugt. In Tournai wird weiches Por-
cellan gearbeitet; hartes Porcellan wird nach Belgien vorzugsweise aus
Sachsen und England eingeführt. Die Fabrication von hartem Poreellan.
welche in Frankreich so kolossale Dimensionen angenommen hat, wird in
Belgien erst seit 1820 betrieben und gegenwärtig in Hainaut (Baudoier
und Saint-Vaast), Brabant (Bruxelles und Hal), Namur (Saint- Servais
und Andenne).
Obwohl man in Belgien genöthigt ist, Caolin aus dem Centrum von
Frankreich zu beziehen, so hat man doch durch Verbesserungen, welche
in der Behandlung der Massa, in der Beheizung u. s. w. vorgenommen
wurden, Fortschritte in der Fabrication des Porcellans gemacht.
Für Belgien hat auch die Thonpfeifen-Industrie eine ganz besondere
Bedeutung.
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