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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1869 / 51)

die krystallisirende, festwerdends Masse aus, drückt sich fest an die Gefasswäinde, 
zwischen denen der Preeess vor sich geht, so dass, ist die Erstarrung vollendet, 
die Masse genau die Form desGefässes angenommen hat. ' 
Die ganze Gypsgiesserei, das Modellformen und was dahin gehört, beruht 
bekanntlich auf diesem Vorgangs. 
Wir erhalten im Handel den Gyps immer im wasserfreien, gebrannten Zu- 
stande. Die Gypsbrennöfcn sind den Kalköfen nicht unähnlich. Da. eine viel 
geringere Temperatur dazu gehört, das Wasser des Gypses auszutreiben, als die 
Kohlensäure des kohlensauren Kalks, so braucht man sogar nicht einmal einen 
besonderen Ofen hiezu; es genügt, den Gypsblöcke und Steine gewölbartig zu 
schichten, und in dem Gewölbsraum oder in den aufgesparten Gassen Feuer au- 
zumachen; es genügt fiir kleiuern Bedarf, und wenn es auf eine besondere Weisse 
und Reinheit ankommt, den zerkleinerten Gyps in einem Kessel unter freiem 
Feuer zu erhitzen, bis keine Wasserdämpfe mehr entweichen. Die gebrannten 
Massen werden gemahlen und gesiebt. 
Da mit Wasser zu einem Brei angeriihrter Gyps im Allgemeinen die 
Eigenschaften des Mörtels hat, d. h. in dieser Form sich in Fugen oder auf 
rauhe Flächen aufstreichen zu lassen und dort zu erhärten, so liegt es nahe, ihn 
auch in derselben Weise zu verwenden, wie den Mörtel. In der That haben ihn 
zu diesem Behuf auch schon die Römer benützt. 
Allein die kittenden Eigenschaften des Gypses sind unvergleichlich geringer 
als die des Mörtels, er bleibt immer weich, miirbe und zerreiblich; eine Mauer 
mit Gyps gebaut würde keinen Widerstand leisten können. 
Wohl aber kann er sich zu Verkleidungen, zur Decoration, zur Ornamen- 
tik geschützter Räume, zum Verputz von Wänden benützen lassen, und das ge- 
schieht, wie wir wissen, in ansgedehntester Weise; man hat Kunstgriße und 
Verfahrungsweisen ersonnen, solchen Gypsüberzügen durch Zuthnten eine viel 
grössere Härte, eine Glätte und Politnrfahigkeit zu geben, so dass sie in der 
Decorationskunst noch immer die erste Rolle spielen. 
Dahin gehört der aus Leimwasser oder Hausenblasenlösung mit Gyps berei- 
tete und durch farbige Oxyde gefärbte „Stuclß, der mit Alaun, Borar, lriesel- 
saurem Kali oder Wasserglas gehärtete Gyps, der mit einer Art Seife etwas durch- 
scheinend gemachte, meerschaumartige, sogenannte enkaustirte Gyps, u. s. w. 
t . 
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Wenn Sie nach dem Mitgetheilten den materiellen Nutzen und den kiinst- 
lerischen Gewinn überschlagen, den wir in letzter Linie aus einigen Kalkverbiu- 
dungen ziehen, so werden Sie es nur gerechtfertigt finden, wenn ich mit einem 
Panegyricus auf den Kalk diesen Vortrag beschliesse. 
Ein so wichtiges, unersetzliches Glied ist der Kalk in der Kette, die das 
Leben zusammenhält, dass er nicht ausgelöst werden könnte, ohne es fast zu 
vernichten. , 
Aus einer Urvcrbindung, die sich im Anfang vorfand -- wir glauben dem 
schwefelsaureu Kalk - hat sich alles Kalklebeu entspannen, entwickelt und zu 
einem Kreislauf geschlossen. l l 
Auf diese erste Verbindung war zunächst die Möglichkeit einer pflanzlichen, 
auf diese die einer thierischen Existenz niedrigster Ordnung gegründet. 
Die Folge dieser vegetativen Processn war eine Umbildung de! schwefel- 
sauren Kalks in kohlensauren. 
Es gab primär keinen kohlenlauren Kalk. 
Ibrlnlzuny auf der Bcilayn.
	        
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