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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe V (1869 / 51)

den seien. Für solche ernptive Erhebungen jedoch lässt sich eben 50 Schier 
ein Beweis beibringen, wie fiir die Bildung dieser Prirnitivgesteins auf feuer- 
diissigem Wege. 
Es kann hier auf die viel wahrscheinlichen Bildungstheorie auch der 
Granite, Feldspatbe, Syenite, Basalte u. s. w. und aller dieser Urgebirgsmassen 
nicht eingegangen und nur kurz eingetlochten werden, dass die Annahme dieser 
eruptiven Kräfte kaum nöthig ist, so lange man die Kräfte der Krystallisa- 
tion, der Cnpillarwirkungen, der Atlinilät und Cobiision kennt, Kräfte, mit deren 
Mächtigkeit, Stetigkeit und Unwiderstehlichkeit sich die Wirkung keiner andern 
bekannten messen kann. 
Sie genügen. sind sie, wie es der Fall sein muss, fortwährend in Thätigkeit, 
vollständig, um ganze Gebirge zu heben. 
Unausgesetzt vcrwittcrn und verwesen die vorhandenen Gebirge an ihren 
oberen Begrenzungen. aber eben so unausgesetzt wächst tief im Innern der Erde 
aus Lösungen neues Gebirge heran. und es kann nur der, durch Verwitterung 
abgeriebene Grus der Stoif sein, welcher sich löst, umsetzt und als neues Mine- 
ral in der Tiefe wieder ankrysiallisirt. Natürlich kann diese Wirkung erst in 
ungeheuren Zeiträumen sichtbar sein, aber die Erscheinung muss so eintreten, 
wie sie an historisch sich hebenden Gebirgen wirklich beobachtet worden ist. 
Noch begegnet man einem andern Einwurf betrefs des kohlensanren Kalks. 
Der kohlensanre Kalk ist in der Natur von der vcrschiedcnartigstsn BeschaEc-nheit. 
Von seinen Einscbliissen und andern mineralischen Beimischungen abgesehen, sei- 
nem Thon, Quarz, Eisengehalt u. s. w., die wir uns als gleichzeitig entstandene 
Verwitterungsproducte erklären können, die tbeils aus wässeriger Lösung in ihn 
hineinkrystallisiren konnten, wie der Quarz und verschiedene Silicatc, theils sich 
als aufgeschwemmte Massen mit ihm, so lange er selbst noch weich und schlam- 
mig war, vermischen konnten, finden wir ihn oft von einer Reinheit, Weisse und 
so krystallinischer Art - wir nennen ihn dann Marmor - dass auf diese Gat- 
tung die Erklärung der Entstehung, die wir gaben, unmöglich passen kann. 
Im Marmor finden wir auch jene Reste thierischer Vegetation nicht, jene 
Schnecken, Muscheln, Fischmumien, wie im Alpenkalk, er glcicht völlig einem 
chemisch reinen Präparat, vorausgesetzt, dass er völlig farblos ist, wie der von 
Carrara oder andern Brüchen, den wir zu Werken der Bildhauerei verwenden. 
Ja um den Marmor drehte sich bis auf die neueste Zeit ein Streit der 
Geologen, indem Viele geradezu behaupteten, er sei durch Hitze geschmolzen 
gewesener, krystallinisch erstarrter kohlensaurer Kalk. 
Schon die Lagerungvcrhältnisse des Marmors, das sehichtenweisc Vorkom- 
men desselben hart an Thon und Glimmerschiefer, Kalkschiefer und Gneiss, an 
Gesteinsarten also, welche zweifellos Wasserbildungen sind. nie geschmolzen sein 
konnten und ohne Zersetzung niemals die Nachbarschaß eines bei Weissgllihhitze 
schmelzenden Gesteines, wie der Marmor sein müsste, vertragen könnten, sprechen 
nufs entschiedensto dagegen, dass der Marmor aus einem geschmolzenen Zustande 
krystallinisch erstarrt ist. 
Der krystallinische kohlensaure Kalk kann vielmehr nur seine krystallisirte 
Form erhalten haben durch die Durchdringung des unkrystallinisehen hohlen- 
sauren Knlks mit kohleussurem Wasser. oder vielleicht mit Wasser allein. Es ist 
gar nichts seltenes, amorphe, pulvrige Niederschläge oder aufgeschlemmte Vers 
bindungen solcher Art unter solchen Bedingungen mit der Zeit krystallinisch und 
compnct werden zu sehen. Das Krystnllisirrn ist eine Anderslagerung der klein- 
sten Theilchen, die in den festesten, starrsten Massen oft vor sieh geht, ohne 
dass diese die Beweglichkeit erhalten hätten, wie sie der Schmelznunkt mit sich 
bringt.
	        
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