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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 68)

DUO 
seine Kenntnisse zu verwerthen, aus dem Kreise der Theorie auf eine 
segensreiche praktische Wirksamkeit überzugehen. Die Geschichte der 
Kunstindustrie Italien's ist reich an Beispielen für beide Arten kunstge- 
werblicher Production; die Florentiner Ausstellung weiblicher Arbeiten 
bietet insbesondere für die auf der Arbeitskraft Vieler beruhende Haus- 
industrie viele lehrreiche Beispiele. 
Die Handweberei hat, um einige Einzelnheiten hervorzuheben, in 
manchen Gebieten, z. B. in Macerata, eine auf alten Traditionen beruhende 
Richtung. Dort werden Kopftücher und eine Art Schürzen und Röcke 
producirt, in den Farben an den Orient erinnernd, in den Motiven an das 
früheste Mittelalter. An manchen Orten, vor Allen in Pisa, werden Hand- 
tücher mit farbigen - blauen und rothen - Borduren gewebt, mit ein- 
fach stylisirten Blumen, wie sie in der Zeit des romanischen Styles vor- 
kommen. Die grosse Fabrik Pizzolini zu Novacchio in Toskana, in der 
vorzugsweise Frauen Beschäftigung finden, werden diese rothen und blauen 
Borduren mit Verstand nachgezeichnct. Auch schwarze Ornamente kom- 
men in der italienischen Hausindustrie vor. 
An diese Art, ausscbliesslich von Frauen betriebener Hausweberei 
reiht sich eine Art von Knüpfarbeit an, in der häufig zierliche Motive 
vorkommen. Die langen breiten Handtücher mit den bunten Borduren 
enden oben in geknüpften Fransen. Hanf und Flachs wird, wie er für die 
ländliche Hausweberei gebraucht wird, bekanntlich auf der Spindel zu 
Hause verarbeitet. . 
Auch die Kunsstickerei ist in der Hausindustrie Italiens reich ver- 
treten. Weissstickerei, Guipurearbeiten gab es in ganz vortremichenExem- 
plaren, einige Merlaturen aus Venedig in alter Art fabricirt waren sehr 
schön; Meisterstücke in Alt-Venetianer Art lieferte die Wittwe Bersani 
aus Venedig, aber auch der Punto di Roma, di Genova, di Spagna war in 
verschiedenen Mustern gut vertreten. Die Spitzenindustrie ist sichtlich in 
Zunahme begriifen und es werden, iusbesonders in den sogen. Leopoldi- 
nisehen Schulen, aber auch anderwärts, glückliche Versuche gemacht, die 
Spitzenfabrication auch auf die Nachahmung der Brlissler und Malines- 
Spitzeu auszudehnen, um diesen Concurrenz in Italien zn machen. 
Wie die Spitzenindustrie an Ausdehnung gewinnt, so auch das 
Strohge-Hechte. In Fiesole und dem benachbarten Gebiete werden von 
Frauen jene zierlichen und scböngellochtenen Strohhänder erzeugt, aus 
denen die bekannten Florentinerhüte gemacht werden. Die Weichheit, 
Biegsamkeit und Dauerhaftigkeit des Materiales geht Hand in Hand mit 
der Geschicklichkeit der Frauen. Wer nur einmal in Fiescle gewesen ist, 
wird sich überzeugt haben, wie flink die Frauen und zugleich wie wohl- 
feil sie arbeiten. Die Schweizerfabrikanten machten derselben eine nicht 
unbedeutende Concurrenz mit einem Geflechte", das theilweise aus Stroh, 
theilweise aus Haaren besteht, leichter, häufig auch noch wohlfeiler ist,
	        
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