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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 70)

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in Sevres, gemachte Beobachtung, dass das Porcellan irn Glutofen beim 
letzten Brennen zwar schwindet, aber auch an spec. Gewicht abnimmt. 
Er hat festgestellt, dass die weichen Ziegelsteine, die Steingutmasse und 
das grobe Töpfergut ein viel beträchtlicheres spec. Gewicht haben, als 
die harte und so stark gebrannte Masse des Feldspathporcellans. 
Das spec. Gewicht dieser Massen, fand er, steht im umgekehrten 
Verhältnisse zu dem Grade des Brennens. Nach dem Mitgetheilten ist 
die Erklärung dafür leicht. Wenn die Massen nur schwach gebrannt 
werden, wie alle ordinären Thonwaaren und Ziegel, so ist in der Regel 
eine Vergrösserung des Volumens wahrzunehmen. Werden sie aber wie 
das echte Porcellan auf's Heftigste gegliiht, so schwinden die Waaren und 
werden speciiisch leichter. 
"Das Schwinden ist dann die Abnahme des äusseren Umfanges 
durch das Zerschmelzen von Hohlräumen; das Geringerwerden des spec. 
Gewichtes ist wirkliche Ausdehnung der Substanz" (Mohr). 
Alle schmelzbaren Mineralien, Silicate, oder die Materialien zur 
Bildung solcher, die man einem an sich so gut wie unschinelzharen Thon 
znsetzt, werden also die Wirkung haben, dass, wenn die Menge dieser 
Zusätze gross ist, die Massen dadurch wirklich zum glasartigen Schmelzen, 
oder wenn sie kleiner ist, zum Sintern und Fritten, zum Weichwerden 
und Halbschmelzen gebracht werden, eine Beschaffenheit, die einen Blick 
auf die Bruchiiäche solcher Massen sofort erkennen lässt. 
Diese Beschaffenheit ist in vielen Fällen eine höchst werthvolle, 
die man künstlich herbeiführt, denn in der That sind in ihr dann die 
am Glase und die am Thon zugleich geschätzten Eigenschaften vereinigt, 
die Glätte, Undurchdringlichkeit und lrviderstandsfahigkeit des Glases, 
aber auch die dem Thon eigene Beständigkeit bei verchiedenen, schnell 
wechselnden Temperaturen, die die Waare vor dem Springen bewahrt, 
dem das Glas so sehr unterworfen ist. 
Zusätze dieser Art nun werden in der Thonfabrication "Fluss- 
mittel" genannt. 
Es ist ohne weiteres klar, dass eine geringere Menge Flussmittel 
und Anwendung einer höheren Temperatur denselben Zweck erreichen 
lässt, wie niedrigere Temperatur und eine grössere Menge Flussmittel. 
Die Farbe der verschiedenen Gattungen von Thonwaaren wechselt 
natürlich mit der grösseren oder geringeren Reinheit des verwandten 
Materials. 
Kaolinwaaren sind völlig weiss, es ist die Farbe oder Farblosigkeit 
der ganz reinen kieselsanren Thonerde und farbloser Flussmittel. Die 
meisten Fatbennüancen bewirkt das Eisenoxyd und dessen Oxydoxydul, 
es sind die gelben, braunen, rüthlichen bis rothbraunen Töne, die wir 
an den verschiedenen Thonwaaren kennen. Das Eisenoxyd aber ist nicht 
nur ein farbender indilferenter Bestandtheil, sondern es kann ganz leicht
	        
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