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in Sevres, gemachte Beobachtung, dass das Porcellan irn Glutofen beim
letzten Brennen zwar schwindet, aber auch an spec. Gewicht abnimmt.
Er hat festgestellt, dass die weichen Ziegelsteine, die Steingutmasse und
das grobe Töpfergut ein viel beträchtlicheres spec. Gewicht haben, als
die harte und so stark gebrannte Masse des Feldspathporcellans.
Das spec. Gewicht dieser Massen, fand er, steht im umgekehrten
Verhältnisse zu dem Grade des Brennens. Nach dem Mitgetheilten ist
die Erklärung dafür leicht. Wenn die Massen nur schwach gebrannt
werden, wie alle ordinären Thonwaaren und Ziegel, so ist in der Regel
eine Vergrösserung des Volumens wahrzunehmen. Werden sie aber wie
das echte Porcellan auf's Heftigste gegliiht, so schwinden die Waaren und
werden speciiisch leichter.
"Das Schwinden ist dann die Abnahme des äusseren Umfanges
durch das Zerschmelzen von Hohlräumen; das Geringerwerden des spec.
Gewichtes ist wirkliche Ausdehnung der Substanz" (Mohr).
Alle schmelzbaren Mineralien, Silicate, oder die Materialien zur
Bildung solcher, die man einem an sich so gut wie unschinelzharen Thon
znsetzt, werden also die Wirkung haben, dass, wenn die Menge dieser
Zusätze gross ist, die Massen dadurch wirklich zum glasartigen Schmelzen,
oder wenn sie kleiner ist, zum Sintern und Fritten, zum Weichwerden
und Halbschmelzen gebracht werden, eine Beschaffenheit, die einen Blick
auf die Bruchiiäche solcher Massen sofort erkennen lässt.
Diese Beschaffenheit ist in vielen Fällen eine höchst werthvolle,
die man künstlich herbeiführt, denn in der That sind in ihr dann die
am Glase und die am Thon zugleich geschätzten Eigenschaften vereinigt,
die Glätte, Undurchdringlichkeit und lrviderstandsfahigkeit des Glases,
aber auch die dem Thon eigene Beständigkeit bei verchiedenen, schnell
wechselnden Temperaturen, die die Waare vor dem Springen bewahrt,
dem das Glas so sehr unterworfen ist.
Zusätze dieser Art nun werden in der Thonfabrication "Fluss-
mittel" genannt.
Es ist ohne weiteres klar, dass eine geringere Menge Flussmittel
und Anwendung einer höheren Temperatur denselben Zweck erreichen
lässt, wie niedrigere Temperatur und eine grössere Menge Flussmittel.
Die Farbe der verschiedenen Gattungen von Thonwaaren wechselt
natürlich mit der grösseren oder geringeren Reinheit des verwandten
Materials.
Kaolinwaaren sind völlig weiss, es ist die Farbe oder Farblosigkeit
der ganz reinen kieselsanren Thonerde und farbloser Flussmittel. Die
meisten Fatbennüancen bewirkt das Eisenoxyd und dessen Oxydoxydul,
es sind die gelben, braunen, rüthlichen bis rothbraunen Töne, die wir
an den verschiedenen Thonwaaren kennen. Das Eisenoxyd aber ist nicht
nur ein farbender indilferenter Bestandtheil, sondern es kann ganz leicht