sind, dass auf neue {Made kann noch an holen ist, und nachdem die Sammlungen
Europe's so eifrig durchforscht worden sind, dass auch hier sich kaum noch eine erheb-
liche Ausbeute erwarben liisst. Ein an Alex. Cunze gerichtetes Vorwort gibt über die
Gesichtspunkt: Aufschluss, welche Prof. A. lldichaelis bei diesem Werke leiteten.
Der Text (370 Seiten gr. 8.) enthKlt einen historischen Theil, eine Uebcrsicht und
Kritik der Quellen, eine eingehende Erklärung der Tafeln und als Anhang l. die In-
schritten, Schatzverzeichnisse und Restaurationen, 2. eine Abhandlung über die Panathc-
näen, 3. iilters Berichte über den Psrthenon bis zum Jahre 1688, und 4. Actenstiicke
über Lord Elgins Erwerbung der Bildwerke vom Parthenon.
Die Tafeln bringen in sachkundiger Anordnung Alles, was zum Verstlindnisse des
Pnrthenons niithig ist; die letzte (XI) Tafel ist der Athene Parthenos gewidmet.
Das Werk du Tüblnger Universitiitaprofeasors Dr. A. Michaelia ist in der Gessmmt-
literuur Europe's das erste, das sich in umfassender und vollständiger Weise vom Stand-
punkte der Alherthumslrunde der Gegenwert mit dem Pnrthenon beschäftigt und nimmt
unbr den archäologischen Puhlieatinnen der jüngsten Zeit einen ersten Rang Sein. Es
wendet sich an gelehrte Leser und behandelt rein künstlerische Fragen nur gelegentlich.
Trotzdem aber werden Künstler, insbesondere Architekten, in diesem Werke Vieles so
vollständig und klar dargestellt iindcn, wie in keinem anderen Buchs ähnlicher Art. Auf
die Ansichten von Architekten wie Penrose, Sempcr, insbesondere aber Bötlicher, wird an
mehr als Einer Stelle eingegangen. Besonders wcrthvall fiir das Verständnis: der crhals
tensn architektonischen und plastischen Theile des Parthenon und der chryselephantinen
Stanze der Psrthenos ist die ausführliche Erklärung der XV Tafeln, S. 106-284. Für
wissenscbaßliche Zwecke reichen diese Tafeln vollständig aus; Künstler und Kunstfrcnnde
wünschten aber sehr, dass Mittel bsschadit werden könnten, um den Parthenon in einer
künstlerisch vollendeten Ausgabe vor sich au sehen, wie die 1816 in London erschienenen
Elgin Mublss.
J. A. Crnwe and G. B. Cavalcxlselle, ,A histnry of paintlng in North ltaly."
2 vol. London, Juhn Mnrray, 1871. (B. K. 3120.)
Dieses Wcrkr bildet eine Ergluzuug zu der Geschichte der Malerei Italiens der-
selben Verfasser, die bereits in drei Bänden verößentlicht, vorzugsweise die Geschichte der
Malerei Mittclitaliens behandelt.
Die vorliegenden zwei Bände behandeln die Geschichte der Malerei in Venedig,
Pnduß, Viccnzs, Verona, Ferrara, Friaul und Brescia. Auf die Malerschnlen in Vcrcclli,
Genus. und Piemont wird in diesem Werke keine Rücksicht genommen.
Das Werk wird Kunstfreunde lebhaft beschäftigen. Es behandelt Malerschulen, die
in der neueren Literatur vielfach vernachlässigt werden, mit eingehender Kritik und um-
fassender Kenntniss sowohl der Literatur als auch der Gemillde in den G-lericn Europe's.
Wer heutigen Tages Anspruch machen will, über ältere Gemälde ein massgebendes Urtheil
auszusprechen, der bedarf mehr als eines rein snbjectivcn künstlerischen oder ästhetischen
Urtheils - er muss Fachgelehrsamkeit, nicht blos Fncbkenntniss haben, und diese beruht
auf zwei Factcren, dem eingehenden Studium an den Kunstwerken selbst und einer fach-
gelehrfen Bildung. Cavnlcaselle, derzeit Inspector des Museums im Bargello zu Florenz,
besitzt beides im cmincnten Masse. Seit Jahrzehnten hat er alle Galerien Europxfs durch-
stöbert und dabei die literarischen Quellen nicht hintaugcsetzt. Crowe und Cavalcaselleh
Arbeiten, nicht geschrieben auf Buchhändler-Commando, gehen der scbablonenartigen Be-
handlung der Kunstgeschichte gründlich aus drin Wege; sie behandeln in den vorliegenden
Bünden Schulen, die bisher sehr wenig beachtet worden sind, wie die Maler in Frisul,
Verona u. s. f_, und setzen viele Maler in das gehörige Licht, wie Pordenone, Giorgione,
Romauino, Palma vecchio, Cariani u. s. w. Wir werden wohl noch Gelegenheit haben,
auf das Werk zurückzukommen. da es eingehend Gemälde einer kritischen Betrachtung
unterzieht, die sich in östcrr. Gcmäldegalerien befinden. Das Werk. der deutschen Kron-
prinzessin Victoria gewidmet ist mit gut gearbeiteten Indices versehen.
C. Grnnow, ,Schinksls Bedeutung für das Kunstgewerbe." Festrede, gehalten
bei der Schinkelfeicr am I3. März 1871. Berlin. (B. K. 3138.)
Diese höchst gehaltvolle Rede des Architekten Grunow, Dircctors des Deutschen
Gewerbemusoums in Berlin, welche im dortigen Gewerbevercin gehalten wurde, charakte-
risirt in treEcndeu, kurzen Sitzen das unermüdliche, ausgebrein-ts, mit seinem Blick alles
umfassende Wirken des grussen Schinkel auf dem Gebiet des Kunstgcwerbes und ver-
knüpft damit lehrreiche und beherzigenswerthe Worte über die Bedeutung der Architektur
überhaupt für die Kunstiudustrie und die Aufgabe, welche ihnen in dieser Beziehung
gerade für die Gegenwart zngefallcn ist.
Ü.