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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 70)

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Es soll meine Aufgabe sein, Sie heute mit dem wissenschaftlichen 
Theil dieser Industrie in seinen Umrissen wenigstens bekannt zu machen, 
und in einer nächsten Stunde will ich dann zu dem Methodisehen der 
Fabrication übergehen. 
Ich habe dabei einen Stoff in diesen knappen Raum zu bringen, 
der in unseren Schulen nur in mehreren Wochen erst erschöpft werden 
kann. Sie werden daher meine Entschuldigung gelten lassen, dasslich 
nur bei dem Wichtigsten verweile, und eine Menge, besonders tech- 
nischen Details eben nur flüchtig berühre, was sonst wohl eine ausführ- 
liche Darlegung verdient. 
Beginnen wir damit, daslMaterial verstehen zu lernen, mit dem wir 
zu arbeiten haben, den Thon. 
Ueber die Entstehung des Thons müssen wir die Geologen zu Rathe 
ziehen. Sie belehren uns, dass er ein Zersetzungsproduct des, oder der 
Feldspathe ist, und zwar jener Art von Zersetzung, die man Verwitterung 
nennt. Das Wesen der Verwitterung beruht auf einer sehr andauernden 
Wirkung der Kohlensäure und des Wassers, der Kohlensäure, die die 
Luft als Gemengtheil enthält, und jener, die fast in jedem Wasser aufge- 
löst enthalten ist. Die Feldspathe, die dieser zerstörenden Wirkung 
unterliegen, sind wissenschaftlich ausgedrückt Doppelsilicate der Alkalien 
und der Thonerde, (l. h. Verbindungen von kieselsaurem Alkali (Kali, 
Natron, Lithion) und kieselsaurer Thonerde (oder kicselsaurern Alumi- 
niumoxyd). 
In die Elemente aufgelöst, erscheinen demnach die Feldspathe aus 
einem Alkalimetall (K, Na, Li) aus dem Metall Aluminium, aus 'Silicium 
oder Kiesel, und aus Sauerstoff, vorausgesetzt, dass sie ganz rein sind, 
d. h. keine Nebenbestandtheile enthalten. Zu den letzteren gehören 
kleine Mengen anderer alkalischer Erden (Kalk, Magnesia) und anderer 
Metalloxyde, vornehmlich Eisenoxyd. 
Die Feldspathe gehören zu jener Classe von Silicaten oder Kiesel- 
säureverbindungen, die aus Lösungen, also auf sogenanntem nassen Wege 
entstanden, krystallisirt sind. Wir können sie zwar künstlich nicht nach- 
bilden, allein es gibt schlagende Gründe, sie nicht, wie es lange Zeit ge- 
schah, als platonische, durch Schmelzung entstandene Mineralien zu 
betrachten. 
Ihre Bildung geschieht ohne Zweifel in tiefern Erdschichten, und 
ist unserer directen Beobachtung unzugänglich. 
In diesen überhaupt ist die Herrschaft der Kieselsäure die vorwie- 
gende. In den oberen Schichten und auf der Oberiiäche der Erde da- 
gegen herrscht die Kohlensäure, und sie zerstört oben, was die Kiesel- 
säure unten gebildet hatte. Silicatbildung ist da, wo freie Kohlensäure 
vorhanden ist, nicht möglich.
	        
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