Zur Geschichte der älteren Glasindustrie in Wien.
Den ältestbekannten Bevölkerungen des Donaugebietes ist das Glas,
entweder als eigene Fabrication oder Import, bereits keine fremde
Sache, wie zahlreiche Anticaglien erweisen. An Orten, wo ein gewisser
Culturgrad im Verein mit günstiger Beschaffenheit des Bodens es so frühe
auftreten lassen, wird die Bestimmung eines ersten Beginnes zu den
Ünmöglichkeiten gehören. Da reihet sich seine Production jener der
gewöhnlichen Stoffe, Geräthc und Werkzeuge an, deren Alter mit der
dunklen Vorgeschichte dieser Stämme in gemeinschaftlicher Verborgenheit
sich verliert. Demgemäss kann auch von besonderen Fertigern des Stoffes
nicht die Rede sein, gleich allem und jedem schuf es in diesen primitiven
Zeiten jeder selbst, der es bedurfte. Die Mönche, wie die kostbaren Be-
richte des ehrwürdigen Altmeisters Theophil darthun, waren nicht nur
Glasmaler, sondern auch ihre eigenen Grlasbrenner. In Oesterreich blieb
die edle Glasmalerkunst lang in priesterlichen Händen, selbst noch 1425
thut sich der Pfarrer von Hollabrunn in derselben hervor.
Doch kehren wir zur Glasbereitung zurück, deren Geschichte in
Oesterreich diese Notizen allein gewidmet sein sollen. Wenngleich alle
sichere Kunde aus so dunkler Periode fehlt, so scheint sie doch früh in
Oesterreich zeitweilig von einiger Bedeutung gewesen zu sein, da schon
unter den sächsischen Kaisern das Glas als einer der Tauschartikel genannt
wird, durch welche zwischen der Mark und Ungarn Handelsverkehr
unterhalten wurde. Damals war das uralte Lorch das wichtigste Emporium
für diese Gegenden.
Jene französischen Mönche, die im einsamen Walde das Kloster zum
h. Kreuze errichteten, sind in jeder Hinsicht Befolger der Regeln von
TheophiPs Schedula gewesen. Auch ihr Glas hatten sie sich ohne
Zweifel selbst bereitet; in Klosterneuburg und den übrigen Orten wird
es nicht anders gewesen sein. In den Klöstern wurzelte alte Technik und
Kunstübung überaus zäh; wie z. B. Theophilus trotz seiner Geschick-
lichkeit im Glasbrennen für Laternen Horntäfelchen zu verwenden lehrt
und derlei Vorrichtungen noch nach Jahrhunderten in Anwendung getroffen
werden. So befindet sich unter Andern in Laxenburg ein zehnarmiger
Hängeleuchter mit Hornlaternen, der, aus Lilienfeld stammend, sehr späte
Formen der Gothik zeigt.
Um die Zeit des genannten Autors, die wir nach den englischen
Gelehrten als das eilfte Säculum annehmen, ist in Deutschland bereits
erfreuliche Blüthe der Glasindustrie wahrzunehmen; das erste Zeugniss ist
die Schrift dieses Mönches eben, dann zahlreiche Erwähnungen deutscher
Dichtungen, welche allerlei Gefässe und Geräthe, Fensterverschlnss, Malerei,
im 12. Jahrhundert auch schon Spiegel, als etwas ganz Gewöhnliches
beschreiben. Endlich stammen aus dem 13., wie die Leier dieser Mitthei-
Ü!