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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1870 / 61)

Zur Geschichte der älteren Glasindustrie in Wien. 
Den ältestbekannten Bevölkerungen des Donaugebietes ist das Glas, 
entweder als eigene Fabrication oder Import, bereits keine fremde 
Sache, wie zahlreiche Anticaglien erweisen. An Orten, wo ein gewisser 
Culturgrad im Verein mit günstiger Beschaffenheit des Bodens es so frühe 
auftreten lassen, wird die Bestimmung eines ersten Beginnes zu den 
Ünmöglichkeiten gehören. Da reihet sich seine Production jener der 
gewöhnlichen Stoffe, Geräthc und Werkzeuge an, deren Alter mit der 
dunklen Vorgeschichte dieser Stämme in gemeinschaftlicher Verborgenheit 
sich verliert. Demgemäss kann auch von besonderen Fertigern des Stoffes 
nicht die Rede sein, gleich allem und jedem schuf es in diesen primitiven 
Zeiten jeder selbst, der es bedurfte. Die Mönche, wie die kostbaren Be- 
richte des ehrwürdigen Altmeisters Theophil darthun, waren nicht nur 
Glasmaler, sondern auch ihre eigenen Grlasbrenner. In Oesterreich blieb 
die edle Glasmalerkunst lang in priesterlichen Händen, selbst noch 1425 
thut sich der Pfarrer von Hollabrunn in derselben hervor. 
Doch kehren wir zur Glasbereitung zurück, deren Geschichte in 
Oesterreich diese Notizen allein gewidmet sein sollen. Wenngleich alle 
sichere Kunde aus so dunkler Periode fehlt, so scheint sie doch früh in 
Oesterreich zeitweilig von einiger Bedeutung gewesen zu sein, da schon 
unter den sächsischen Kaisern das Glas als einer der Tauschartikel genannt 
wird, durch welche zwischen der Mark und Ungarn Handelsverkehr 
unterhalten wurde. Damals war das uralte Lorch das wichtigste Emporium 
für diese Gegenden. 
Jene französischen Mönche, die im einsamen Walde das Kloster zum 
h. Kreuze errichteten, sind in jeder Hinsicht Befolger der Regeln von 
TheophiPs Schedula gewesen. Auch ihr Glas hatten sie sich ohne 
Zweifel selbst bereitet; in Klosterneuburg und den übrigen Orten wird 
es nicht anders gewesen sein. In den Klöstern wurzelte alte Technik und 
Kunstübung überaus zäh; wie z. B. Theophilus trotz seiner Geschick- 
lichkeit im Glasbrennen für Laternen Horntäfelchen zu verwenden lehrt 
und derlei Vorrichtungen noch nach Jahrhunderten in Anwendung getroffen 
werden. So befindet sich unter Andern in Laxenburg ein zehnarmiger 
Hängeleuchter mit Hornlaternen, der, aus Lilienfeld stammend, sehr späte 
Formen der Gothik zeigt. 
Um die Zeit des genannten Autors, die wir nach den englischen 
Gelehrten als das eilfte Säculum annehmen, ist in Deutschland bereits 
erfreuliche Blüthe der Glasindustrie wahrzunehmen; das erste Zeugniss ist 
die Schrift dieses Mönches eben, dann zahlreiche Erwähnungen deutscher 
Dichtungen, welche allerlei Gefässe und Geräthe, Fensterverschlnss, Malerei, 
im 12. Jahrhundert auch schon Spiegel, als etwas ganz Gewöhnliches 
beschreiben. Endlich stammen aus dem 13., wie die Leier dieser Mitthei- 
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