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lungen aus der Besprechung von C eechet ti's Schriftchen über Glasfabri-
eation in Murano sich erinnern werden, bereits mehrere Verwarnungen
der venetianischen Behörden, welche die Ausfuhr des Glasstodes zu den
ileissigen und in der Kunst geschickten Deutschen mit Strafandrohung
verhüten wollten. In Oesterreich, welchem die Verfasser mehrerer der
genannten Gedichte entsprossen waren, mag es nicht weniger Kunstdeiss
gegeben haben und auch auf diesem Gebiete einiges geleistet worden
sein, wenn schon Berichte fehlen. Die Schilderung, welche Enenkel vun
der feierlichen „hohzit" zu Weihnachten (um 1222) entwirft, eine der
frühesten Erwähnung des Wiener Gewerbewesens, nennt übrigens unter
den Handwerkern, die Leopold so reich bescheukten, Glasarbeiter nicht.
Erst mit Ende des 13. Jahrhunderts scheint die Glasfabrication und
auch die Kunst der Glasmalerei in die Hände der Laien übergegangen
zu sein. Um diese Zeit finden wir in Klosterneuhurg einen Baiern, Eber-
hard, als Wiederhersteller der Tafeln der capella speciosa, der kein
Priester war, weil ihn die gleichzeitigen Quellen vitriarius ohne Hinzu-
figung eines presbyter oder monacus nennen, ferner Albrecht I. ihn für
seine Verdienste mit Weinbergen beschenkte. Mit dem Uehergang in
profane Hände erweiterte sich aber auch die Sphäre der Kunst, welche in
kirchlichem Dienste nur zum malerischen Schmuck der Fenster Verwen-
dung gefunden. Jetzt erst mag man, allerdings nicht zum ersten Mal, das
Glas für Gefasse gebraucht haben.
Cecchetti hat uns die Geschichte von dem betrügerischen Meister
de Alemania mitgetheilt, welcher Handwerksgenossen von Murano 1317
beredete, sich von ihm die Kunst der Spiegelfabrication lehren zu lassen,
und dann mit den Geldern der Gesellschaft durchging. In Wien existirten
zur selben Zeit Fertiger von gläsernen Spiegeln, wie Ottocafs Reim-
chronik noch vor dem genannten Jahre bezeugt. Er erwähnt glaser und
die machent spiegel. '
In den Tagen, als die Vornehmen vom Goldschmiede ihr Schenk-
tisch- und Tafelgeräthe anfertigen liessen, die ärmeren aus Zinn- und
Blechdaschen zu trinken gewohnt waren, gehören Trinkgläser noch nicht
so zum gewöhnlichen wie heute. In Frankfurt a. M. finden wir sie noch
1329 als Luxusgegenstand und Handelsartikel mit Zoll belegt, sie kamen
also aus der Fremde. In den Zunftinventaren dieser Stadt sind fortwäh-
rend die Fabricate der Flaschenschmiede als Gefasse genannt, aus denen
man bei den Zusammenkünften zechte, nur zum Weinkosten finden sich
gläserne erwähnt. Aus dem Folgenden aber wird klar, dass man bereits
anderes als hlos Scheiben vom Glase anfertigte.
Die Fremden aus Deutschland und Frankreich, welche zu unauf-
hörlichem Verdrusse der Obrigkeit Venedigs und trotz aller Vorsicht und
Strenge die Erzeugnisse von Murano in die Heimat zu bringen wussten,
kaufen, wie die Urkunden besagen, fast immer das Glas als Stoff, d. h. die