Lager, im Moabiter „Glaspalast" begegnen
wird. Noch einige Worte über die letzten Dar-
bietungen der Salons. Wertvolle und nach-
haltige Eindrücke hinterließ eine Skulpturen-
Ausstellung bei Casper. Ihr Schöpfer ist der
junge, in Paris lebende, russische Bildhauer
Aronson, der im vorigen Jahre in Lüttich die
große goldene Medaille errang. Man kann vor
diesen Plastiken an Rodin denken. Aber wollte
man den Unterschied formulieren, so wäre zu
sagen, daß die Gestalten Rodins aus dem Fels
sich losringen, während hier ein weicheres
Sichlösen, gewissermaßen ein Sichlosträumen
zu fühlen ist.
Der schlafende Mädchenkopf, die ver-
schwebenden Nymphen, die Umarmung -
berceau d'amour - zeigen das. Dieser Künst-
ler hat aber keine einseitige Physiognomie.
Großzügig ist sein Beethoven- und sein
Tolstoi-Kopf, der erstere für das Beethoven-
Haus in Bonn. Wuchtig packend die holzge-
schnitzte schlesische alte Frau. Und diese
immer das Wesen ausschöpfende Hand merkt
man auch in den dekorativen Plastiken des
römischen Knaben, der Bretonin, der Mar-
V seillerin und der „Arlesienne". Rhythmische
Anmut und lebendigste Form haben die
Brunneniiguren, die Statuette des badenden
_ _ Knaben und die Studie der Durstenden. Reifen
Zimmer-Aquarium. Entworfen von Hans Prut- . . . . .. . .
sah", modemm von H v_ Zwicue, ausgeführt Schmucksinn bei epigramrnatischer Prazision
von A, M_ B,Sch.,m„ verraten auch die Aronsonschen Plaketten.
Eine gut stimmende malerische Gesellschaft
gibt dazu die Kunst des jungen Pariser lmpressionisten Picabia. In seiner Pointilliertechnik
verklingen delikat die Stimmungen brauner Zweige in gelbem Licht über roten Dächern.
Eine ähnliche Technik zeigt die letzte Handschrift Paul Hönigers. Besonders gelungen
sind die Eindrücke aus Berliner Luft: der Potsdamer Platz in der Wintersonne, Friedrichs-
brücke im Schnee, die winterlich grau umnebelte Museumsinsel.
Bei Gurlitt war außer dieser jüngeren Höniger-Ernte eine Walter Crane-Kollektion aus-
gestellt. Cranes dekorative Regie erweist sich am glücklichsten, wenn er sich auf die matten
Gobelintöne beschränkt, wie in der Geburt der Venus, oder wenn er bewußt Bild und an-
gewandte Kunst zu einer Einheit komponiert, wie bei dem Tempera-Triptychon „Dorn-
röschen", das als ein Flügelaltar angelegt und auf den Außendecken mit verzweigter
Baumornamentik geschmückt ist. Will aber Crane rein malerisch sein, so rückt er uns fern.
Der Friedensengel, diejahreszeiten, die Parzen haben in ihren harten, manchmal knallbunten
Farben etwas schwer Erträgliches. Auch scheint die Allegorie der schäumenden Wellen als
Nymphen, der wehenden Wolken als Walküren zu deutlich und breit vorgetragen.
Die Polarreise in Bildern, die Alexander Berissoff bei Keller und Reiner produzierte,
hatte in ihrer Fixierung gefahrvoller Situationen, entlegener Eisstätten am Ende der Welt,
mehr ethnographisches als künstlerisches Interesse und sie erweckt mehr Bewunderung für
die Kühnheit des Forschungsreisenden als für das Können des Malers.
Eine wertvolle bereichernde Begegnung vermittelte schließlich noch die Ausstellung
der Werke von Oskar und Cäcilie Graf bei Gurlitt.