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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1870 / 62)

Beilage zu Nr. 62 der „Mittheilungen etc." 
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verkehre gesichert sind, so eröifnet sich derselben eine Perspective in eine glänzende 
Zukunß, sobald das deutsche Volk nur den Muth hat, auch auf diesem Gebiete auf eige- 
nen Fiissen zu stehen. Zu diesem Muth der Ueberzeugung fehlte nur eine grosse histo- 
rische That und diese ist nun eingetreten in einer Weise, wie sie das deutsche Volk 
kaum gehodt, seine Gegner kaum geahnt hatten. 
So wenig als das geeinigte Deutschland Oesterreich gefährdet, so wenig gefährdet 
die deutsche Kunst-Industrie die österreichische. Was wir Oesterreleher auf diesem Gebiets 
in den letzten Jahren errungen haben, das haben wir errungen nicht in Rivalitlt mit dem 
deutschen, sondern in Rivalität mit dem französischen Marine. Wien ist ein Mittelpunkt 
für die Kunst-Industrie geworden. In gewisser Beaiehung haben daher die deutschen 
Armeen für die österreichische Kunst-Industrie gearbeitet, denn sie haben ihren einligen 
Rivalen geschwächt, die französische Kunst-Industrie. Nach der Schwächung dieser letzte- 
v ren wird man geuöthigt sein, sich in den nächsten Jahren iiir gewisse Artikel ausschliess- 
lich nach Wien und Deutschböhmen zu wenden. Es ist aber auch echt österreichische 
Tradition, den geistigen Wechselverkehr mit Deutschland lebendig zu erhalten. Zu allen 
Zeiten haben bei uns auf allen Gebieten des Wissens und Könnens deutsche Einwanderer 
sich hervcrgethsn, und such gegenwärtig alhlt die Wiener Kunstindustrie unter den 
bervorragendstnn Vertretern ausserösterreichische Deutsche. 
Wir aber müssen die Situation begreifen und uns nutzbar machen. Manches ist 
bereits versäumt worden. Man hat bei uns die Ausweitung der deutschen Arbeiter aus 
Frankreich nicht so benützt, wie es möglich und geboten gewesen wlre. Viele der besten 
Arbeiter haben bereits in Berlin und München Beschädigung geihnden. Die Kunst-Industrie 
Oesterreiehs hat bei uns selbst ihre Feinde, nimlich eine gewisse Sorte der Geld- und 
Adelsaristoltrllie, der es standesgemäß erscheint, ihre Salons mit französischer Waam 
einzurichten. Zu diesen kommt eine grosse Anaahl ungebildeler Kiefer und eine Menge 
von Händlern, die bei Werken, die sie hier verferügen lassen, nur selten dem Künstler 
die Ehre der Ausführung gönnen. Die Sicherung des eigenen Marktes istdaher ein Punkt, 
auf den es in Oesterreich vorzugsweise ankommt. Wir werden daher in der nächsten Zeit 
vor Allem genöthigt sein, unsern industriellen Markt im Innern von Fesseln aller Art In 
befreien und andererseits bemüht sein, denselben nach Deutschland zu verlegen und an 
verhindern, dass Triest ein Centruln iiir allerlei Arien wülsuher Agitationen werde. 
Unsere Handelskammern werden hoifentlich alles thun, um hinter den Anforderun- 
gen der Gegenwart nicht znriickaublriben, und sie werden daher auniichst den Gewerbe- 
scbuleu und der Weltausstellung die grössts Aufmerksamkeit anwenden lnlislen. Wir 
bedürfen einer Institution, die uns mit dem Welrverkehre in Verbindung seht, und eine 
solche ist die Waltsusstelhzng. Die in Wien meetirte Ausstellung wird js ohnehin nicht 
eine Weltuusshllung sein, wie jene in Paris London waren, denn Oesterreich ist nur 
eine europäische, keine Weltgrossmacht. Man kann von hier wohl die ganze Welt zur 
Besehiekung anfordern, aber man kann gewiss sein, dass nur ein kleiner Thell der 
transatlantischen Welt sich bethoiligen wird. Aber selbst im ungiinsxigsten Falle wird 
eine Menge des Lebrreichsten und Sehenswürdigsten in Wien lusammeniiiessen und vor 
Allem werden wir in der Lage sein, unsere eigenen Leistungen vollständig auszustellen, 
was bisher nicht der Fall war. 
Und so können wir an dem Schlusse gelingen, dass die Weltlage fiir die öster- 
reichische Kunst-Indush-ie nicht nur nicht bedrohlich ist, sondern, dass es keinen Zeit- 
punkt gegeben hat, der geeigneter dazu gewesen wäre, dass sieh die österreichische Kunst- 
Indnstrie auf eigene Fiisse stelle. 
An diese Erörterungen reihte sich ein Rückblick auf die Erlebnisse des Museums: 
Frequenz, Provinaialausstellungen, Vertagung der Ausstellung des Museums, Aufschwung der 
Knnsvgewerbesehule, Thlitigkeit der Geselischuß zur Förderung der Schule, Stipendien dieser 
Gesellschaß des Handelsministerium; des Baron Huber-Linsberg, Neubau des Museums. 
Da Redner diesmal wohl lotrten Mal in den gegenwärtigen Human an seinen Zuhörern 
llllßßllß. I'ma es sich, den in diesem Moments ihn durchdringenden Geiiihleu Ausdruck 
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,Da-s Haus, in weldaem das Museum seine Thütigkeit begonnen, ist demselben pra- 
viseriseh übergeben werden, als eine vorübergehende Stätte. Das wir, wenn auch nur 
pmvisoriscb, haben eine Thitigkeit entfalten klinnen, verdankenwir der Gnade Sr. Majestät 
des Kaisers. Wir wiirdsn vielleicht nseh in diesem Augenblicke hlos in dem Stadium drf 
Wiinsehe und Hebungen sein, wenn nicht der Kaiser uns dieses Jiellhaus", das Hoi- und 
nicht Stsatseigenthunr ist, eingeräumt hätte. In dem Moment, in dem wir dieses liaus ver- 
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