268
durch, es fiirht sich und wird zu einer niedrigeren Jodverhindung, einem Sil-
herjodiir. i
Sonach muss man scheint es annehmen, das Jodsilher gehöre zu jenen Vers
bindungen, die, wenn auch lichtbeständig für sich, doch zersetzlich sind, wenn
während der Belichtung Substanzen zugegen sind, die sich mit einem seiner Be-
standtheile, dem Jod, im freien Zustande verbinden können.
Inzwischen macht hierin das Jodsilber von dem Chlor- und Bromsilber nicht
eigentlich eine Ausnahme, denn auch Chlor- und Bromsilher färben sich unter
einer Lösung von salpetersaureni Silber z. B. sehr viel schneller und intensiver,
als in reinem Zustande, so dass wir es mit einem Process zu thun haben, der
bei diesen drei Silherverhindungen nur dem Grade nach verschieden ist, bei allen
aber überhaupt eintritt.
Man hat Substanzen dieser Art, d. h. solche, deren Gegenwart die Licht-
empündlichkeit bedingt oder vermehrt, Sensibilisatoren genannt, und die Photo-
graphen wissen genau, dass eine eben, wie wir vorhin sahen, durch Eintauchen
einer mit Jodcollodium überzogenen Platte in salpctersauro Silberlösung, wobei
sich Jodsilber auf ihr niederschlägt, viel sensibler ist, wenn man sie, ohne die
überschüssige Silberlösnng von ihr abzuwaschen, in die Cainera bringt und dem
Lichte exponirt, als wenn man sie durch Waschen von der anhängenden Silber-
lösung befreit hat.
Bemerlrenswcrther Weise ist nun ein solcher Sensibillsator auch die Cellulose
oder kurz das Papier. Chlor- und Bromsilher färben sich auf Papier viel schneller
und intensiver, als ohne dieses, ja was noch wichtiger ist, der sensibilisirenden
Wirkung folgt in diesem Falle auch noch eine tlefergehende Zersetzung dieser
Verbindungen bis zur Ausscheidung oder Reduction von metallischem Silber.
Positive Papierhilder verdanken daher ihre Schwärze ebensowohl ausge-
schiedenem metallischem Silber, als dem Subehlorid des Silbers.
Ein anderes Verhalten der belichteten Silberprüparate ist womöglich noch
merkwürdiger.
Setzt man dieselben nur so kurz dem Lichte aus, dass das Auge noch
keinerlei Veränderung bemerkt, und bringt man sie dann mit Lösungen von Sub-
stanzen zusammen, die die Fähigkeit haben, lösliche Silherverbindungcn, z. B. sal-
pctersaures Silber, so zu zersetzen, dass metallisches Silber ausgeschieden oder
reducirt wird, - und solche kennen wir eine Anzahl, organische sowohl als
anorganische - so erlangen diese an sich unlöslichen Silberverbindungen, das
Chlor-, Brom- und Jodsilber, die Eigenschaft, gerade so zersetzlich zu werden, wie
die löslichen Silhersalze; es scheidet sich an den belichteten Stellen ebenfalls
metallisches Silber in feinster Vsrtheilung ab und sie färben sich dsdureh
dunkel.
Das Licht hat also hier eine Wirkung vorbereitet und eingeleitet, die
durch diese chemisch wirkenden Substanzen nur zu Ende geführt wird. ,
Solche reducirende Substanzen nun bezeichnet man als Hervorrnfer oder
Entwickler.
So viele es ihrer auch gehen mag, fdr die Praxis des photographischen
Verfahrens kommen nur zwei besonders in Betracht: der Eisenvitriol und die
Pyrogallussäure. Ihre reducirendc Wirkung vollzieht sich unter Mitwirkung des
Wassers.
Schwefelsaures Eisenoxydul, Jodsilher und Wasser z. B. geben so schwefel-
saures Eisenoxyd, Jodwasserstod und metallisches Silber. _
Man hat diese Veränderung bclichteter Silherpräparatc durch Entwickler
zum Unterschiede von der chemischen Veränderung, die die belichteten
Präparate ohncEntwickler erfahren, die graphische Veränderung genannt.