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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1870 / 62)

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Die Fähigkeit, sich im Entwickler zu schwärzemheisst die photographische 
Empfindlichkeit. 
Die chemische Veriinderlichkeit nun, und die photographische Empliudlich- 
keit fallen nicht zusammen; im Gegentheil kann ein Körper durch das Licht 
chemisch nicht verändert werden, ohne eine besondere photographische Empfind- 
lichkeit zu zeigen. 
Das Chlorsilber z. B. ist chemisch und graphisch leicht veränderlich, photo- 
grspbisch aber viel weniger. 
Das Jodsilber dagegen ist chemisch und graphisch ziemlich beständig, 
photographisch jedoch die emptiudlicbste der drei Silberverbindungen. In der Mitte 
zwischen Chlor- und Jodsilber steht das Bromsilber. 
Daher bedient man sich denn auch tiir den sogenannten Negativprozess 
jetzt ganz ausschliesslich des Jodsilbers, respective eines Jodcollodiums, welches 
man mit salpetersaurem Silber in Jodsilher umwandelt. 
Die Herstellung der positiven Bilder mittelst der negativen dagegen wird 
ausschliesslich mittelst C hl o r s i Yb e r ausgeführt. 
Man erkennt, von welcher Wichtigkeit diese Eigenthümlichkeiten der Silber- 
prüparate bezüglich der Z eit sind, binnen welcher ein Object durch das Licht sich 
auf einer empfindlichen Platte abzeichnen muss. 
Die niithige Expositionszeit richtet sich ausser nach der Focaldistanz 
der Linse in erster Linie navh der photographischen Empfindlichkeit 
des Silberpräparats, welches wir auf die Platte bringen, und diese kann, wenn 
diese beiden Bedingungen auf's günstigste zusammenwirken, auf einen Augenblick 
herabgebracht werden, wie Ihnen die Aufnahmen volksbelebter Strassen, des 
bewegten Meeres und ähnlicher in Bewegung begriEener Gegehstände beweisen, 
die Ihnen ohne Zweifel schon zu Gesicht gekommen sind. „ 
Wir verstehen nun die Erscheinung, die wir bei den Operationen unseres 
Photographen mit beobachteten. ._ _ 
Die mit Jodsilber überzogene empfindliche Platte, deren Emfhndlicbkeit 
noch dadurch gesteigert war, dass sie noch feucht von salpetersanrein Silber in 
die Camera gebracht und exponirt wurde, enthielt eine chemisch nicht sehr 
empfindliche Substanz, und die Plane ging daher scheinbar unversehrt aus der 
Exposition hervor. 
Die Substanz aber war trotz ihrcr chemischen Unempfindlichkeit 
in hohem Grade photogruphisch empfindlich. ' 
Diese Empündlichkeit zeigte sich uns, als der Photograph darauf die belich- 
tete Platte mit einer Flüssigkeit iihergoss, die das Bild hervorrief. Diese Flüssig- 
keit war nichts anderes uls eine Lösung von schwefelsaurem Eiseuoxydul oder 
Eisenvitriol, und ihre Wirkung bestand darin, dass an allen durch die Belichtung 
atlicirten Stellen metallisches Silber aus dem Jodsilher ausgeschieden oder redu- 
cirt wurde. 
Diese Reduction begann ganz allmälig und schritt bis zu einem Maximum 
vor, und wir sahen es, wie aus einer nebelhsfteu Verschwommenheit zuletzt ein 
ganz klares, scharfes, wohlahgeschattetes, fast schwarzes Bild sich auf der Platte 
abzeichnete. 
Von dort an that der Photograph nichts weiter, als dass er nach dem 
Abwaschen der Platte noch alle die emptindlichen Jodsilberparticn, die das Licht 
nicht getroieu hatte, mit dem Lösungsmittel, unterschwetiigsaurem Natron, 
wegnahm. 
Und damit war unser Negativ fertig, es brauchte nur noch getrocknet und 
vielleicht, um es etwas haltbarer zu machen, geiirnisst zu werden. '
	        
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