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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 64)

neue und glänzende. Die alten Künstler selbst haben auch keineswegs 
die goldenen Rahmen für nothwendig gehalten. Der grösste Theil fder 
alten Rahmen, die uns erhalten sind, namentlich die reicher geschnitzten, 
sind wohl erst in späterer Zeit vergoldet worden, und ihre Urheber oder 
die Maler, die sie für ihre Bilder zeichneten und arbeiten liessen, hatten 
ihnen die Farbe des Holzes gelassen, oder auch nur einen Theil ver- 
goldet, sc dass entweder die Ornamente sich golden vom Grunde ab- 
hoben, oder auch der Grund vergoldet wurde und die Ornamente ihre 
braune Ilolzfarbe behielten. Wir finden aber auch die alten Rahmen 
noch weiter farbig behandelt. Es gab z. B. im 15. und 16. Jahrhundert 
rothe Rahmen, an denen wir heute sicherlich Anstoss nehmen würden; 
es ist aber noch sehr die Frage, ob sie sich nicht unter Umständen mit 
Vcrtheil anwenden liessen. Auch kommt es vor, dass die Künstler den 
Grund blau oder roth bemalten, von dem sich dann die Ornamente golden 
oder mit der Holzfarbe löseten. Am häufigsten vielleicht, namentlich im 
16. Jahrhundert, waren für kleinere Bilder schwarze Ebenholzrahmen, 
fein profilirt und mit feinem Reliefornament verziert, auch wohl mit 
darauf gemalten goldenen Arabesken, welches letztere Verfahren es zu 
höchst reizender Wirkung bringen kann. Jeder Kunstfreund weise, wie 
vortrefflich gewisse alte Bilder in schwarzen Rahmen stehen, ja wie sie _ 
derselben oftmals nicht entbehren können. 
Man sieht, es eröffnet sich eine ganze Perspective von verschieden- 
artig verzierten Rahmen, wenn wir uns nur einmal erst davon überzeugt 
fühlen, dass die Vergoldung nicht blos nicht nothwendig, sondern unter 
Umständen schädlich ist. An einem entsprechenden Ersatz wird es uns 
in keiner Weise fehlen, ja der Ersatz wird uns nur zu neuen, unbe- 
kannten Reizen fiihren. 
Ist es schon die Rücksicht auf das Bild, die uns oftmals einen 
Ersatz für den vergoldeten Rahmen wünschenswerth macht, so ist es fast 
noch mehr die Rücksicht auf die Wand.'Nicht jede Wand gerade duldet 
goldene Rahmen, namentlich, wenn sie glänzend und in breiten Massen 
auftreten; sie können des Guten zu viel werden. Heutzutage, wo man 
darauf ausgeht, auch in die Zimmerdecoration einen ernsteren Charakter, 
einen wirklichen Kunstcharakter wieder einzuführen, kommt man mit der 
Vergoldnng zum öfteren in Verlegenheit und stösst auf Schwierigkeiten, 
die man mit dunkelbraunen oder schwarzen Rahmen völlig vermeidet. 
Die Vergoldung macht einen KnalleEect in einer ruhigen ernsten Har- 
monie. Hier sind wir selbst gezwungen, auf sie zu verzichten, und wir 
können das mit gutem Gewissen, wenn, wie bereits gezeigt wurde, ge- 
wissen Arten von Bildern ihrerseits schon eher Holzrahmen in ihrer 
Naturfarbe, als vergoldete von Vortheil sind. J, Falke.
	        
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