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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 64)

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ilberzug gewesen, also das textile Princip der assyrischen, phönizischen, 
althellenischen Kunst wiederholt. Hier fand man bei Cuenca in einer 
Huaca (d. i. alles Heilige, besonders Begräbnissstätte), welche augen- 
scheinlich einer bedeutenden Person bestimmt war, den durchaus in Gold- 
gegenstanden bestehenden Schatz, der dann durch den General-Consul 
E. Thirion dem gen. Berichterstatter zur Besichtigung geboten wurde. 
Der Unsterblichkeitsglaube der Peruaner, der sich übrigens in 
mannigfacher Art darstellt, veranlasst gleichwohl jeden Stamm, seinen 
Verstorbenen Gegenstände mitzugeben. welche sein Leben und Wirken 
bezeichnen, im Jenseits aber auch bei Fortsetzung des irdischen Waltens 
dienlich sein sollen. Von dieser Art sind alle Bestandtheile des Fundes: 
Schmuck, Gefasse und Waffen bezeichnen den Vornehmen, wie dieselbe 
Sitte dem Landmann Samen für seine himmlischen Felder mitgab. - 
Die sämmtlichen Gegenstände haben ein Gewicht von 10 Kilogr. "Trotz 
des barbarischen Charakters, welcher ihnen gemein ist, zeigen alle Stücke, 
unter einander verglichen, in der Ausführung Besonderheiten, worüber 
der Blick erstaunt und welche nicht blos durch die Zeit oder das Her- 
kommen von verschiedenen Werkstätten, sondern zum grossen Theil 
auch aus der Mannigfaltigkeit der Technik zu erklären sind. Meisten- 
theils ist das Metall gehämmert; einzelne dickere Stücke oder solche von 
geringerer Ausdehnung nur scheinen in Formen gegossen zu sein. Die 
Löthung ist bereits sehr geschickt angewendet, um aus den besonders 
gegossenen Theilen ein Stück zusammenzusetzen oder Details anzubrin- 
gen. Andere Ornamente sind gegraben oder eingeschnitten, am häufig- 
, sten jedoch erscheint die Verzierung getrieben, in variirter Wiederholung 
derselben Motive, woraus erhellt, dass der Gebrauch von Stanzen nicht 
bekennt war. Die Details sind durch punktirte, eingeschlagene Linien 
oder emporgedrückte Züge mittelst einer Spitze bei starkem Druck auf 
die Rückseite des Metalls gezeichnet." Die Mannigfaltigkeit der Technik 
wird um so mehr Erstaunen erregen, als die angewendeten Mittel primitiv 
waren. Man kannte den Hammer nicht, sondern bediente sich zum 
Zwecke des Schlagens viereckiger Stücke aus Kupfer und Messing, welche 
keinen Stiel hatten und wie Steine zum Klopfen in die Hand genommen 
wurden. Nicht geschickter war ihre Methode des Schmelzens, wie Garcilaso 
es beschreibt. _ 
Das Tischgeräth aus dem Schatze von Cuenca besteht aus 9 halb- 
kugelfcrmigen, etwas gedrückten grossen Schalen, ohne Zierrat, in der 
Gestalt an Kürbisse erinnernd, die vor der Erfindung irdener Gefasse 
und zum Theil heute noch (als Totumas) von den Eiugebornen zu Be- 
hältern von Flüssigkeit dienen. Dieses Anschliessen der Gefassform an 
die Naturform ist sehr bemerkenswerth. Eines der Geschirre gleicht 
ziemlich den grossen persischen Flaschen oder den antiken Lcbes, viel-
	        
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