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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 65)

Einen Punkt tiihlen wir uns gedrängt schon jetzt, wenn auch nur Hiichtig, 
zu berühren. Wir lasen in den Zeitungen, dass man in Fünf- und Sechs! 
heus damit umgehe, eine Realschule zu gründen, und an diese eine Schule 
für Weber und Färber anzuschliessen. Ob und in wieweit die Sache be- 
gründet ist, werden wir wohl bald erfahren. Dass für Fünf- und Sechs- 
haus eine Mittelschnle noththut, ist nicht zu bezweifeln; in diese Frage 
einzugehen ist nicht unsere Sache. Anders ist es mit einer Schule für 
Weber und Färber. Unsere Leser werden sich des eingehenden Votunis 
zu erinnern wissen, welches unter Mitwirkung von Fachmännern auf dem 
Feld der Weberei die Herren v. Reckenschuss, Isbary und Giani aus An- 
lass der Reorganisirung der ehemaligen Gewerbe-Zeichenschule abge- 
geben haben. 
_ Die Schule iTJr Weber in Gumpendorf besteht bereits, aber wedrr 
so dotirt, noch so organisirt, als es im Interesse der Wiener Weber wäre; 
die Frage der Gründung einer Schule für Weber und Färber berührt daher 
nicht blos das Interesse des Bezirkes Fünf-Sechshaus, sondern ebensosehr 
die Vostsdtbezirke Neubau, Mariahilf u. s. f. 
Für die Fachbildnng der Weber und Färber wäre schon längst 
nöthig gewesen, in angemessener Weise zu sorgen. Aber nichts 
weniger als} angemessen wäre die Lösung dieser Schnrfrage, wenn man, 
leider in landesüblicher Weise, auch diese Gewerbschule an eine selbst- 
ständige Mittelschule als Appendix anhängen würde. Die Weber und Färber 
brauchen eine selbstständige Schule und fachmässig gebildete Lehrer, 
welche ihre ganze Zeit der Schule widmen können. Die Zahl der Ge- 
sellen und Arbeiter, die auf eine solche Schule angewiesen sind, zählt im 
Handelskammerbezirke N. Oesterreich, speciell in Wien und Umgebung, 
nach Tausenden. 
Da. genügen Lehrer nicht, die, wie Professoren an Mittelschulen, nur 
nebensächlich sich mit Weberei und Färberei beschäftigen. Die Zahl 
der Lehrstunden für jeden Professor an Mittelschulen ist so gross , dass man 
ernsthaR wünschen muss, die übrige Zeit bleibe den Professoren zu ihrer 
eigenen Weiterbildung, werde aber nicht verzettelt durch eine noch anderwei- 
tige smtliche oder halbamtliche Lehrthätigkeit. Es ist nicht nöthig Miss- 
bräuche, die eingerissen sind, noch weiter zu steigern; vor Allem dann 
nicht, wenn dadurch wichtige Zweige des gewerblichen Unterrichtes 
geschädigt werden. Wir brechen hier unsere Betrachtungen ab, uns die 
Wiedernnknnpfung an dieselben je nach der weiteren Entwicklung der 
Suche vorbehaltend. Jedenfalls muss man denjenigen dankbar sein, die in 
F ünfhaus endlich einmal den ersten Schritt gethan haben, die Frage des 
Fachunterrichtes Für Weber und Färber zu lösen. 
R. v. E.
	        
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