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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 65)

Einige Bemerkungen über die Kunstindnstrie Schwedens. 
Wer auf der grossen Pariser Ausstellung des Jahres 1867 der 
schwedischen Abtheilung- einige Beachtung geschenkt hat, der wird sich 
erinnern, dass sie in mehrfacher Weise dem Kuustfreunde ein besonderes 
Interesse bot. Dieses Interesse beruht nicht sowohl auf den Werken derschwe- 
dischen Maler, obwohl dieselben immerhin Leistungen waren, die sich 
neben denen der übrigen Länder sehen lassen konnten, als auf den Co- 
stürnüguren des Landvolks, die in wunderbarer Treue, in den Trachten 
sowohl wie in Physiognomien, selbst in der Bildung der nach der Natur 
geformten Hände dargestellt waren. Fesselten schon Schnitt und Form 
der Gewänder das Auge, deren manche in eine verhaltnissmassig hohe 
Zeit hinaufgingen, während andere allerdings, wie bei uns, den Einfluss 
der Moden des achtzehnten Jahrhunderts nicht verleugneten, so reizten 
den Kennerblick doch viel mehr noch die Stoffe, aus welchen die Gewän- 
der gearbeitet waren, der Besatz mit Spitzen und Borten und endlich die 
Schmuckarheiten aus edlem Metall, welche von diesen Figuren getragen 
waren. Man sah hier durchaus eigenthümliehe Elemente, uralte Technik 
und Ornamentationsformen, für welche man nur noch in der Kunst des 
Mittelalters die Analogien findet, und deren Ursprung vielleicht noch in 
viel frühere Zeit zurückgehen mag. 
Wer aber-mit dieserErinnerung nach Schweden kommt und glaubt darin 
etwa den Typus der Industrie des Landes zu erkennen, der wird sich 
allerdings getäuscht finden; ja er wird sehen, auf welche Schwierigkeiten 
er stösst, wenn er nur einige Beispiele dessen, was er gesehen hat, in 
seinen Besitz zu bringen wünscht. 
Allerdings sieht man wohl, namentlich in der Residenz, einzelne 
lebende Repräsentanten jener Costümiiguren umher gehen, aber was' sie 
an sich tragen, findet man nirgends in den Kaufläden, die ihm nichts 
zeigen, als was aller Orten die Mode darbietet. Besteht er auf seinem 
Vorsatz, so muss er diese Gegenstände so zu sagen ihren Trägern vom 
Leibe abkaufen, oder er muss tief in die Provinzen hinausreisen, auf die 
Dörfer und Ortschaften, und muss sich in den Häusern umsehen, wo sie 
fabrizirt werden. Denn alles dieses ist Hausindustrie, im Hause und für 
das Haus, vom Träger oder der Trägerin für sich selber gemacht und. 
kommt in keiner Weise in den Handel. Davon machen nur gewisse, 
eigentlich norwegische Schmucksachen seit kurzem eine Ausnahme. Die 
Hausindustrie existirt überall in den Provinzen, und vieler Orten, wie in 
der altberühmten Landschaft Dalekarlien, kann man sagen, dass alles für 
das Haus und seine Bewohner auch von den Bewohnern selber gemacht 
wird. So bietet diese Industrie von vielen Seiten ein grosses Interesse. 
Wir können im Folgenden nur dasjenige, welches sie von Seiten der 
Kunst zeigt, mit wenigen Bemerkungen andeuten, welche den beiden
	        
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