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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 72)

Die übrigen Zweige der russischen Kunstindustrie dieser Gegenden 
bedürfen keiner besondern ausführlichen Behandlung. Üeber die F ell- 
arbeiten der Samojeden, von denen ich eine weit reichere Musterung 
zu sehen bekam, habe ich an anderem Orte berichtet. Die tektonischen 
Arbeiten beschränken sich, wie schon gesagt, auf Töpfe mit Deckeln aus 
Birkenrinde gefertigt, in welche theils Ornamente eingeritzt werden, theils 
leicht aufgemslt sind; die meisten Gegenstände dieser Art sind jedoch 
ohne weitere Zier. Sie sind ihrer Billigkeit und verhältnissmässig grossen 
Solidität und Leichtigkeit wegen in Norwegen sehr beliebt und in Finn- 
marken darum nicht selten zu sehen. 
Ebenfalls von den bald aus Birken- bald aus Föhrenhclz mit einem 
einfachen Messer ganz correct ausgeschnitzten Schalen, welche bemalt 
und lackirt sind, werden viele nach Norwegen gebracht. Die Muster sind 
naturalistische Blumen und simple Schnörkel (im chinesischen Stil?) Der 
Lack ist sehr fein und so solid, dass man warme Speisen in den Schalen 
haben kann; er ist goldgelb und hat einige Verwandtschaft mit dem ja- 
panesischen Goldlack. "Woher kommt der Lack?" war meine Frage. 
„Aus China", war die Antwort. Mehr konnte man nicht sagen. Der 
Verkehrsweg zwischen Archangel und China wäre aufzusuchen?! 
Hoffentlich gelingt es einer spätern Zeit, viele dunkle Gebieteelieser 
Art zu erhellen; ich wollte hier blos beschreiben, was ich gesehenl, ge- 
hört und theils in Mustern der verschiedenen Formen und Techniken für 
das Oesterr. Museum erworben habe. 
Heinrich Frauberger. 
Musterausstellung der österreichischen Kunstgewerbe. 
Leitende Grundsätze für das Urtheil der Jury. 
Obwohl es an sich misslich oder wenigstens schwierig erscheint, 
unter den gegenwärtigen Verhältnissen, wo die Kunstindustrie, was den 
Geschmack betrifft, in einem Uehergangsstadinm sich befindet, feste Grund- 
sätze für eine Beurtheilung aufstellen zu. wollen, so ist doch diese Aus- 
stellung des Oesterreichischen Museums unter so bestimmten Voraus- 
setzungen nnd Gesichtspunkten hervorgerufen, dass sich wenigstens all- 
gemeine Normen für die Beurtheilung auffinden lassen, ja selbst ails noth- 
wendig erscheinen. 
Um diese Normen zu entdecken und richtig zu stellen, müssen wir 
uns gegenwärtig halten, an welchen Fehlern die moderne Kunstindustrie 
vorzugsweise litt und welche Ziele das Oesterr. Museum verfolgt. 
Die Fehler der modernen Kunstindustrie bestehen oder bestanden, 
I. in einer gänzlichen Vernachlässigung der schönen Form, vorzugsweise 
in der Grundbildung der Geüisse und Geräthe;
	        
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