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kurzen Weg vom Kensington-Museum in die Ausstellung eben über die
Strasse hinüber zu machen hatten. Kaum anders verhält es sich mit den
japanischen und chinesischen Poreellanen, zu denen Lady Alcock das Beste
gestellt hat.
Die allgemeine sachliche Anordnung -- wenn sie nur consequent
durchgeführt wäre! - ist insofern nicht unrichtig, als sie mit den natio-
nalen Thonarbeiten, also dem Rohesten und zugleich auch Originellsten
auf diesem Gebiete beginnt; dann folgen die Fayencen und Majolika-
imitationen, von denen man zum eigentlichen Porcellan gelangt. Eine
vierte Abtheilung, in den offenen Arcaden nach dem Garten zu aufge-
stellt, bilden die Terracotten in ihrer ornamentalen Anwendung auf die
Architektur nebst roherem Thongeschirr zum häuslichen Gebrauch oder
zur Verwendung in Fabriken. Die ornaxnentirten Fliesen bedecken die
Wände oder erfüllen die Verbindungsgänge "zwischen den einzelnen
Theilen der grossen baulichen Anlage. Sie sind in zahlloser Menge aus-
gestellt und legen ein Zeugniss ab, zu welcher reichen Verwendung sie
bereits in englischen Bauten gelangt sind.
Die Gegenstände der nationalen Thonwaaren sind wohl sämmtlich
von dem Keusington-Musenm für die Ausstellung hergeliehen. Das ver-
ringert aber ihren Werth und ihre Bedeutung nicht im mindesten, im
Gegentheil, das Museum bürgt einigermassen für die Trefflichkeit der
Auswahl. So ist in der That diese Abtheilung sehr interessant, obwohl
sie durchaus nicht umfassend ist. Sie begreift eine grosse Anzahl
schwarzer und rother ägyptischer Thonwaaren von schönem, aber sehr
zerbrechlichem Material, eine kaum minder bedeutende Anzahl spanischer
Kühlgefasse in rothcm und gelbem Thon, sämmtlich unglasirt, nebst ma-
jolikaartigen Gefässen aus demselben Lande, an denen sich noch mau-
rische Reminiscenzen hie und da. geltend machen; ferner nordafriknnische
Gefasse, unter denen weissglasirte Schüsseln mit vortrefflich angeordneten
blauen Ornamenten vor allem das Auge auf sich ziehen, grün, gelb und
braun glasirte türkische Gefasse, zum Theil mit goldenen Ornamenten
verziert _ übrigens sämintlich Gegenstände, die uns von der Pariser
Ausstellung her bekannt und auch wohl dort gekauft sind. Zu ihnen ge-
sellen sich indische Gefässe für den Volksgebrauch von sehr mannigfacher
und in ihrer Erscheinung meist sehr eigenthümlicher Art, die übrigens
in der besondern indischen Abtheilung (lndian court) noch weit zahl-
reicher und interessanter sich betinden. Auch eine Reihe Portugiesischer
Gefässe, die übrigens unter den Fayencen ausgestellt sind, wären hierher
zu rechnen, obwohl sie von etwas raffmirter Erfindung sind. Völlig aber
gehören hierher die italienischen Bauernmajoliken, Gefässe aus dem Volke
und für den Volksgebrauch. fabricirt in den verschiedensten Gegenden
Italiens und technisch wie in Form und Ornament voll Anklänge und
Erinnerungen an ältere Thonfabricate, selbst an alliike- Die tusgestellten
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