eine sogenannte „Stein- und Rundbäckerei" für Geschirre und Fliessen.
zu errichten gestatten konnte, und mit seinen dabei erworbenen Erfah-
rungen gliickte es ihm, noch im November desselben Jahres dem Könige
Proben des ersten sächsischen Porcellans vorzulegen.
Seine ersten Producte waren zwar noch braun von Farbe, aber mit
unermüdlichen Eifer hatte er es doch dahin gebracht, Massen zu erzeu-
gen, die alle Prüfungen bestanden, die man mit ihnen und chinesischen
vergleichsweise ausfTihrte.
Tschirnhansen, der edle Veranlasser dieser für sein Land so bedeu-
tungsvollen Erfolge, erlebte leider die Freude nicht mehr, die erste
sächsische Porcellanfabrik erbaut zu sehen. Er starb 1708.
Bald darauf wurde Böttgefn die Errichtung einer solchen Fabrik in
Dresden übertragen, die im März 1710 nach Meissen verlegt wurde, ein
Ereigniss für jene Zeit, welches in mehreren fremden Sprachen publicirt,
auf gesandtschaßlichem Wege vertheilt und durch ausländische Zeitungen
verbreitet wurde.
Der Ruf und der Absatz der noch ziemlich schlecht von Dresden
aus verwalteten Fabrik, wo Böttger noch immer gefangen gehalten und
nur zu Dienstreisen unter militärischer Bedeckung Erlaubniss erhielt,
wurde übrigens erst bedeutend und jener europäische, der er jetzt noch
ist, als Böttger durch einen günstigen Zufall auf die in der Gegend von
Aue bei Schneeberg sich ündende weisse Erde (nach ihrem Besitzer die
Schnorfsche Erde genannt) aufmerksam wurde. Sofort erkannte er in
ihr, was ihm noch fehlte, einen fast völlig eisenfreien plastischen Thon,
der seinen Waaren nun erst zu jener inneren Vortrefflichkeit der Masse
verhalf, die sich Meissen seither immer bewahrt und es über jede spä-
tere Coneurrenz glücklich hinüber gebracht hat.
Böttger starb im März 1719. Der leitende Chemiker in Meissen
aber führt noch zu dieser Stunde den Ehrentitel „Alchymist".
Die erste historische Meissner Fabrik, die im Schlosse untergebracht
war, besteht nicht mehr. Seit einigen Jahren hat man sie vor die Stadt
verlegt und in grossen zeitgemäss verbesserten Gebäuden und Oefen
wieder aufgebaut.
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Nach dem, was ich in der letzten Stunde über das Wesen des Por-
cellans vorausgeschickt habe, wird es uns leicht sein, den technischen
Betrieb der Fabrik zu verstehen, wenn wir jetzt einen Gang durch ihre
Räume machen wollen.
Ich fordere Sie dazu um so mehr auf, als sich bei der Darstellung
des Porcellans am besten das Methodische der ganzen Keramik aufzeigen
lässt, deren wichtigste Producte ich Ihnen eben erklären wollte.
Wir werfen zuerst einen Blick in den Schuppen, in welchem man
die Rohmaterialien aufbewahrt, den Kaolin und den Feldspath vornehmlich.