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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 73)

eine sogenannte „Stein- und Rundbäckerei" für Geschirre und Fliessen. 
zu errichten gestatten konnte, und mit seinen dabei erworbenen Erfah- 
rungen gliickte es ihm, noch im November desselben Jahres dem Könige 
Proben des ersten sächsischen Porcellans vorzulegen. 
Seine ersten Producte waren zwar noch braun von Farbe, aber mit 
unermüdlichen Eifer hatte er es doch dahin gebracht, Massen zu erzeu- 
gen, die alle Prüfungen bestanden, die man mit ihnen und chinesischen 
vergleichsweise ausfTihrte. 
Tschirnhansen, der edle Veranlasser dieser für sein Land so bedeu- 
tungsvollen Erfolge, erlebte leider die Freude nicht mehr, die erste 
sächsische Porcellanfabrik erbaut zu sehen. Er starb 1708. 
Bald darauf wurde Böttgefn die Errichtung einer solchen Fabrik in 
Dresden übertragen, die im März 1710 nach Meissen verlegt wurde, ein 
Ereigniss für jene Zeit, welches in mehreren fremden Sprachen publicirt, 
auf gesandtschaßlichem Wege vertheilt und durch ausländische Zeitungen 
verbreitet wurde. 
Der Ruf und der Absatz der noch ziemlich schlecht von Dresden 
aus verwalteten Fabrik, wo Böttger noch immer gefangen gehalten und 
nur zu Dienstreisen unter militärischer Bedeckung Erlaubniss erhielt, 
wurde übrigens erst bedeutend und jener europäische, der er jetzt noch 
ist, als Böttger durch einen günstigen Zufall auf die in der Gegend von 
Aue bei Schneeberg sich ündende weisse Erde (nach ihrem Besitzer die 
Schnorfsche Erde genannt) aufmerksam wurde. Sofort erkannte er in 
ihr, was ihm noch fehlte, einen fast völlig eisenfreien plastischen Thon, 
der seinen Waaren nun erst zu jener inneren Vortrefflichkeit der Masse 
verhalf, die sich Meissen seither immer bewahrt und es über jede spä- 
tere Coneurrenz glücklich hinüber gebracht hat. 
Böttger starb im März 1719. Der leitende Chemiker in Meissen 
aber führt noch zu dieser Stunde den Ehrentitel „Alchymist". 
Die erste historische Meissner Fabrik, die im Schlosse untergebracht 
war, besteht nicht mehr. Seit einigen Jahren hat man sie vor die Stadt 
verlegt und in grossen zeitgemäss verbesserten Gebäuden und Oefen 
wieder aufgebaut. 
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Nach dem, was ich in der letzten Stunde über das Wesen des Por- 
cellans vorausgeschickt habe, wird es uns leicht sein, den technischen 
Betrieb der Fabrik zu verstehen, wenn wir jetzt einen Gang durch ihre 
Räume machen wollen. 
Ich fordere Sie dazu um so mehr auf, als sich bei der Darstellung 
des Porcellans am besten das Methodische der ganzen Keramik aufzeigen 
lässt, deren wichtigste Producte ich Ihnen eben erklären wollte. 
Wir werfen zuerst einen Blick in den Schuppen, in welchem man 
die Rohmaterialien aufbewahrt, den Kaolin und den Feldspath vornehmlich.
	        
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