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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 73)

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vorbereiteten Masse, die Arbeit des Tüpfers und des künstlerisch oft 
hochgeschulten Porcellanarbeiters, so werden Sie sich als Zuschauer bei 
dieser Arbeit in den Modellirsälen der Fabrik, die wir jetzt betreten, 
ansserordentlioh ergtitzen und die Einfachheit und Zweckmüsigkeit be- 
wundern, die sich hier mit der Knnstfertigkeit zu einem überraschend 
schnellen Schaffen vereinigt, während Sie sich, wollte ich darüber spre- 
chen und erzählen, sehr bhld gelangweilt fühlen würden. 
Noch heute genügt zunächst die einfachste Vorrichtung, die, angeb- 
lich von Anacharsis ersonuene, Töpferscheibe, um den grössten Theil der 
kunstvollen Gebilde zu formen, die, kaum dass der Arbeiter einen Thun- 
klumpen auf den Scheibenkopf gelegt hat, nun, während er die Scheibe 
mittelst Schwungrad und Fussbewegung im Rotiren erhält, durch ein ge- 
schicktes Drücken mit den Fingern auf ihr entsteht, auf ihr wächst und 
die zierlichsten, gefatlligsten und zweckmässigsten Formen und Dimen- 
sionen annimmt, deren Gleichmäßigkeit er durch ein überraschend si- 
cheres Augenmass erzielt, welches er nur zuletzt durch Zirkel und Mess- 
stab und durch das Anlegen von Schablonen, die wie ein Hobel wirken, 
unterstützt. 
Sie sehen bei einem andern Arbeiterf, wie er Gegenstände, die ver- 
möge ihres elliptischen oder überhaupt nicht runden Querschnitts sich 
nicht auf der Scheibe darstellen lassen, mittelst eines Modells von Gyps 
formt, in das er ausgewalzte Thonlappen hineindrückt, wobei er sich eines 
Schwammes bedient, oder wie er den Lappen zuerst um einen Kern 
herumlegt, der dann in die poröse Form gedrückt wird, die die Feuchtig- 
keit bald so weit einsaugt, dass sich der Gegenstand nach Entfernung 
des Kerns mittelst eines kleinen Kunstgriifes leicht von ihr loslüsen lasst. 
Sie sehen weiter, wie er auf das schnellste und ebenmässigste mit 
einem Teller fertig wird, indem er eine Gypsform von dieser Tellermo- 
dellirung auf die Scheibe befestigt, einen Thonlappen in sie eindrückt, 
das Ganze rotiren lässt, und nun die Ränder und Kanten mittelst einer 
genau tiir die Dickenverhältnisse ausgeschnittenen und fest eingestellten 
Schablone ahdreht. 
Hier ist ein_Anderer beschäftigt, in Formen die Henkel, Ohren und 
anderen freistehenden Aneatzstücke zu pressen, die ein Gehilfe an die 
Schüsseln, Kannen und Töpfe mit etwas Schlicker, einem dünnen Masse- 
brei, ansetzt und befestigt. 
Dort zeigt man uns eine Schrauben-Presse, die manche Arbeiten 
noch mehr fördert als blosses Handformen. 
Teller, Schüsseln, Platten mit Hautreliefs, Lithophauien, Röhren, 
Stäbe und kurz eine Menge von Gegenständen quetscht sie in dem, aus 
Form und Kern bestehenden Gypsmodell, oder durch Metallschablonen 
lbrlaetzung auf der Beilage.
	        
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