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dem es manchen Zufälligkeiten ausgesetzt ist. Die Farbe fliesst vielleicht
nicht gut, ist nicht glänzend genug oder blättert gar ab.
Das Stück wird dann oft zum zweiten, dritten, ja sogar zum vierten
Male überarbeitet und immer wieder in die MuEel zurückgebracht.
Kein anderer Künstler riskirt so oft die Zerstörung seines mühe-
vollen Werkes wie der Porcellanmaler, kein anderer muss so viel mit
Knnstgriifen zu erreichen und zu vermeiden suchen wie er.
An einerlWaare zu unterscheiden, ob sie unter oder auf der Glasur
bemalt sei, ist sehr leicht. Im erstern Falle ist sie durchaus glatt und
glänzend und ihre Fläche spiegelt, im zweiten spürt der Finger schon,
der sie überfährt, die Ungleichheit und das Auge sieht die Erhabenheit
der von der Glasur sich abhehenden Farbe oder Decoration.
In der neuesten Zeit Endet man viel farbig decorirtes Porcellan
im Handel, wo Zeichnung und Farbe scharf und regelrnässig, so identisch
zumal bei zwei gleichen Stücken, z. B. Tassen eines Services, ist, dass
man sofort erkennt, sie können nicht durch Malen mit dem Pinsel her-
vorgebracht sein.
In der That sind es farbige Drucke, die mechanisch auf die Waare
applicirt sind, ein ausserordentlieher Fortschritt eines Verfahrens, welches
man schon lange kennt und prakticirt, welches aber bis dahin meist
darauf beschrankt war, eintönige, mit Scharffeuerfarben (also besonders
grün, blau und schwarz) aufein höchst dünnes geleimtes Papier von
Knpfer- odrr Guttaperchaplatten aus abgezogene Zeichnungen oder Stiche
auf das Porcellan oder auch auf ordinäre Wasren, Steingut u. dgl., zu
übertragen;
Die Farben sind mit einem Firniss angemacht, der beim Ein-
brcnnen zerstört wird, wie die anderen Bindemittel bei den Malfarben.
Er wird auf die WVaare vor dem Glasiren dadurch aufgetragen, dass das
ganz gleichmässig durchfeuchtete Papier mit einem Schwamme auf die
Waare aufgedrückt wird, wodurch die Zeichnung mittelst des Firnisse
haftend wird.
Das Papier weicht man durch Einlegen der Waare in Wasser ganz
auf und nimmt es vorsichtig mit dem Schwamme weg. Man lasst dann
trocknen, zerstört durch Verglühen den Firniss, glasirt und brennt die
Glasur glatt, die dann die Zeichnung vollkommen schützt. Auf runden,
bauchigen oder kugelartigeu Flächen muss die Zeichnung in Stücke zer-
schnitten aufgetragen werden.
Die farbigen Drucke, die man jetzt nmcht, sind mittelst Schmelz-
farben nach Art des gewöhnlichen Farbendruckes, also mit einer, nach
der Zahl der Farbentöne sich richtenden Anzahl von Platten hergestellt
und auf glasirter Waare angebracht (sagen. Chromolithographie). Noch
ist das Detail der Ausführung und die dazu nöthigen Farben und Fixir-
mittel mehr oder weniger Fabriksgchcimniss.