gestellt (grössere Stücke erhalten auch wohl eine Mutfel für sich), und
dann sehr allmälig angehitzt. Scherben, auf welche Proben der einzu-
brennenclen Farben aufgetragen sind, können von Zeit zu Zeit heraus-
gezogen und danach beurtheilt werden, wann die Farbe am schönsten
verschmolzen und wann demgemäss das Feuer eingestellt werden mus.
Die Muifeln werden nur mit Holz geheizt, weil die Dämpfe anderer
Brennmaterialien leicht die Farben schädigen. Die Temperatur, die man
gibt, liegt zwischen dunkler Rothgluth und Silberschmelzhitze und beträgt
etwa 800" C.
il
Meine bisherige Darstellung dürfte Ihnen gezeigt haben, wie schon
aus der Fabrication des Porcellans sein grosser Werth und sein oft so hoher
Preis hervorgehen muss. Vom Anbeginn derselben verlangt diese Waare
die sorgliiltigste Wahl und die grösste Sichtung des Rohmaterials, die
umständlichste Vorbereitung desselben, bevor es nur formbar wird; wäh-
rend der Formgebung selbst alle Accuratesse des Arbeiters, damit sich
die Waare im Brande möglichst in ihrer Form erhält, die schon durch
die Zusammensetzung der Masse und ihre Verbiegsamkeit in der hohen
Temperatur, ihr Schwinden und Verziehen leicht gefährdet ist, bei der
ferner alles auf ein genaues Zusammentreffen des Erweichens derselben
und des Schmelzens der Glasur ankommt.
Alles das gebietet, den Brand auf das aufmerksamste zu leiten und
selbst nach abgestelltem Feuer noch dem Auskühlen alle Sorge anzuwenden.
Ich habe auf die Fehler schon aufmerksam gemacht, die durch eine
Menge kleiner, gar nicht {abzuhaltender Zufälligkeiten in die Waare
kommen können. Und ist sie wirklich grösstentheils gelungen aus dem
Ofen hervorgegangen, so muss sie nun dem Maler und Decorateur über-
gehen werden, um auch künstlerischen Werth zu erhalten. Wieder ver-
einigt sich eine Summe von Talent, Wissen und Kunstfertigkeit, um sie
für neue gefährliche Feuerproben vorzubereiten, und erst nachdem sie
vielleicht zum vierten oder fünften Male aus der Muffel unversehrt ge-
nommen ist, steht sie fertig da zu erfreulicher Betrachtung.
Die Anlage und Einrichtung der Fabrik, die Preise des Materials,
der enorme Aufwand von Brennstoff, die hohen Löhne der zum grossen
Theil aus Künstlern bestehenden Arbeiter, endlich der auch bei der
besten Leitung grosse Percentsatz an Ausschnsswaare, sowie der lang-
same Vertrieb der künstlerischen Luxuswaare u. s. w., erfordern ein so
riesiges Anlage- und Betriebseapital, wie es die Privatindustrie nur sehr
selten zu beschaffen im Stande ist, und es ist darum leicht einzusehen,
wie noch zur Stunde nur Staatsanstalten mit Erfolg auf diesemAGebiete
thätig sein können.
Porcellanfabriken, die eigentliche Kunstgegenstände liefern, gibt es
31K