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nicht viele, und nur in Waaren tiir den täglichen Gebrauch concurriren
mit diesen einige wenige aus der neuern Zeit.
Aber mit gerechtem Stolz weist Sachsen auf sein berühmtes Meissen
(1710), Preussen auf seine Fabrik in Berlin (seit 1760), Braunschweig
auf die in Fürstenberg (1744), Frankreich auf ein Sevres (e. 1750), Bayern
auf Nymphenbnrg. Oesterreich hat seit der Aufhebung der im J. 1721
in Wien errichteten Staatsfabrik darauf verzichtet, den Ruhm weiter zu
behaupten, den es sich in diesem Zweige der Kunstindustrie schon er-
worben hatte, und überlässt es den böhmischen Privatunternehmungen,
wenigstens für den täglichen Bedarf zu sorgen.
Jede dieser Fabriken excellirt in irgend einer Specialität: Meissen
in einer unübertreiflichen Masse, Berlin und Sevres in den ausgezeich-
netsten Glasuren, Sevres überragt die meisten noch heute in dem deco-
rativen Theil, in artistischer Erfindung und Mannigfaltigkeit. In der
- Schönheit und Solidität der Masse konnte Wien mit Meissen rivalisiren,
Fürstenberg brennt die widerstandsfähigen Masse bei höchster Tempe-
ratur und versieht besonders chemische Laboratorien und Fabriken mit
gesuchter Waare.
In jeder Fabrik ferner gibt es Besonderheiten in der Zusammen-
setzung der Massen und Glasuren, je nach dem gegebenen Material, eben
so in der Vorbereitung und der mechanischen oder maschinellen Verar-
beitung, in dem coloristischen und decorativen Theil, die zu erörtern hier
- selbst wenn mir die Zeit dazu zur Verfügung stlnde -- 'nicht am
Platze wäre, weil sie nur den Industriellen von Fach und den technischen
Chemiker näher interessiren können.
England erzeugt eine Art: von Purcellan, welches sich von dem
echten deutschen, französischen und chinesischen wesentlich unterscheidet,
und, soll man es classiiiciren, zwischen diesem selbst und einer feinen
Fayence in der Mitte steht, gewissermassen den Uebergang zur letztem
vermittelt.
Es führt den Namen „natürliches, weiches Kncchenporcellan, Päte
tendre naturel, lron-Stone-China, enthält in der Masse einen Bestandtheil,
der unserm Porcellan fehlt, nämlich phosphorsauren Kalk oder gebrannte
Knochen, einen Bestandtheil, der die Masse viel weicher in der Hitze,
emailartiger, durchscheinender, glaaiger macht, und ist mit einer bleiischen
Glasur überzogen.
Die Nachtheile dieser Waare gegenüber dem Porcellan sind: eine
viel geringere Widerstandsfähigkeit sowohl gegen ,Temperatursdifferenzen,
beim Eingiessen heisser Flüssigkeit n. dgl., wobei es leicht springt, und
andex-ntheils eine viel grössere Abnützbarkeit wegen der Weichheit seiner
Glasur.
Wenn es nichtsdestoweniger dem echten harten Porcellan noch nicht
gewichen ist, so liegt das daran, dass es wegen der grossen Plasticiät