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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 74)

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nicht viele, und nur in Waaren tiir den täglichen Gebrauch concurriren 
mit diesen einige wenige aus der neuern Zeit. 
Aber mit gerechtem Stolz weist Sachsen auf sein berühmtes Meissen 
(1710), Preussen auf seine Fabrik in Berlin (seit 1760), Braunschweig 
auf die in Fürstenberg (1744), Frankreich auf ein Sevres (e. 1750), Bayern 
auf Nymphenbnrg. Oesterreich hat seit der Aufhebung der im J. 1721 
in Wien errichteten Staatsfabrik darauf verzichtet, den Ruhm weiter zu 
behaupten, den es sich in diesem Zweige der Kunstindustrie schon er- 
worben hatte, und überlässt es den böhmischen Privatunternehmungen, 
wenigstens für den täglichen Bedarf zu sorgen. 
Jede dieser Fabriken excellirt in irgend einer Specialität: Meissen 
in einer unübertreiflichen Masse, Berlin und Sevres in den ausgezeich- 
netsten Glasuren, Sevres überragt die meisten noch heute in dem deco- 
rativen Theil, in artistischer Erfindung und Mannigfaltigkeit. In der 
- Schönheit und Solidität der Masse konnte Wien mit Meissen rivalisiren, 
Fürstenberg brennt die widerstandsfähigen Masse bei höchster Tempe- 
ratur und versieht besonders chemische Laboratorien und Fabriken mit 
gesuchter Waare. 
In jeder Fabrik ferner gibt es Besonderheiten in der Zusammen- 
setzung der Massen und Glasuren, je nach dem gegebenen Material, eben 
so in der Vorbereitung und der mechanischen oder maschinellen Verar- 
beitung, in dem coloristischen und decorativen Theil, die zu erörtern hier 
- selbst wenn mir die Zeit dazu zur Verfügung stlnde -- 'nicht am 
Platze wäre, weil sie nur den Industriellen von Fach und den technischen 
Chemiker näher interessiren können. 
England erzeugt eine Art: von Purcellan, welches sich von dem 
echten deutschen, französischen und chinesischen wesentlich unterscheidet, 
und, soll man es classiiiciren, zwischen diesem selbst und einer feinen 
Fayence in der Mitte steht, gewissermassen den Uebergang zur letztem 
vermittelt. 
Es führt den Namen „natürliches, weiches Kncchenporcellan, Päte 
tendre naturel, lron-Stone-China, enthält in der Masse einen Bestandtheil, 
der unserm Porcellan fehlt, nämlich phosphorsauren Kalk oder gebrannte 
Knochen, einen Bestandtheil, der die Masse viel weicher in der Hitze, 
emailartiger, durchscheinender, glaaiger macht, und ist mit einer bleiischen 
Glasur überzogen. 
Die Nachtheile dieser Waare gegenüber dem Porcellan sind: eine 
viel geringere Widerstandsfähigkeit sowohl gegen ,Temperatursdifferenzen, 
beim Eingiessen heisser Flüssigkeit n. dgl., wobei es leicht springt, und 
andex-ntheils eine viel grössere Abnützbarkeit wegen der Weichheit seiner 
Glasur. 
Wenn es nichtsdestoweniger dem echten harten Porcellan noch nicht 
gewichen ist, so liegt das daran, dass es wegen der grossen Plasticiät
	        
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