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Bild wie am Grunde eines tiefen Kraters liegt, linden sich nur wenig und
da in gernildeterer Form. Es wird der Versuch gemacht, dem Durch-
schnittsproül der Rahmenleisten eine edlere Contour zu geben, man führt
ihre Erhebung allmälig, nicht jäh aus der Wandtläche heraus und zum
Bilde wieder hinab, vermeidet das scharf Herausspringende und zieht die
Entwicklung in der Fläche vor. Man bedient sich auch der Malerei, wie
die alten Meister pflegten, um die so gewonnenen Flächen zu decoriren
und geht endlich auf die Ebenholzrahmen des 16. Jahrhunderts immer
häufiger zurück. In dem vRenaissancezimmern von F. Schmidt 8c Sugg
sehen wir schmale Rahmen von braunem Holz mit Eckbeschlägen von
weissem Metall, was im Ganzen mehr an die Verzierung von Kasten und
Truhen oder Thüren aus jener Zeit erinnert. Es ist überhaupt auffallend,
dass die deutschen Renaissancemotive wie in allem und jedem auch für
Bilderrahmen übersehen werden, dieser unversiegbare Schatz geistvoller
Erfindungen, welche unserer Natur als Nachkommen der deutschen Meister
von 1520, 1530 so ganz angeschaifen sein müssten, hätten wir nicht auch
in der Kunst längst jede fremde Mittelrnässigkeit über des Vaterlandes
beste Gaben zu stellen uns gewöhnt. Man sehe doch, was für einen
Rahmen sich Dürer für sein Dreifaltigkeitsbild componirt hat, oder beob-
achte auch die mannigfaltigen, für derlei Zwecke verwendbaren Motive
an Thronumrahmungen, Baldachinen, Thronstühlen u. dgl. an den Bil-
dern Holbein's und der niederländischen Schulen aus der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts.
Fr. Pichler, Vergolder und Medailleur in Wien, hat einen vergol-
deten, fiach gehaltenen Rahmen nicht geschmacklos mit bunt aufgemaltem
Thier- und Blumenwerk verziert, dagegen nimmt sich ein grösserer von
ovaler Form mit einer dicken, dunkelgrünen Verbrämung, welche an die
modernen sog. nschottischenu Muster erinnert, nicht sehr erquicklich aus.
Bildhauer Machazka hat zwar recht gewöhnlich überladene vergoldete
Rahmen von starkem Relief und jähern Profil ausgestellt, daneben aber
auch mehrere flach gehaltene, an denen die Wirkung des Goldes durch
Schwarz gebrochen und gute Ornatnentik angebracht ist. Dieselbe Wir-
kung ist an einem ovalen, reichgezierten Rahmen, vom Vergolder C. Bühl-
mayer in Wien, beabsichtigt, dessen spiegelnde, glatte Theile ein matt-
gehaltener Streifen mit schwarzen Ornamenten unterbricht. In der Ab-
theilung des Ateliers Schönthaler finden wir hauptsächlich schwarze
Rahmen von schlichter Prolilirung, zuweilen in einfachen Mustern ein-
gelegt, ferner grössere von Naturholz, braun und mit Schnitzwerk ver-
ziert; derartige, von Lindenholz in recht stylvollen Ornamenten geschnitzt,
fertigte auch J. Laubheimer in Wien. Alois Heinz lieferte nach Zeich-
nung von Prof. Teirich einen vergoldeten und einen schwarzen, beide
im italienischen Renaissancestyl, mit gutentwickelten, den Pilasterfüllun-
gen jener Zeit entlehnten Motiven. Aus der Fabrik Ch. Ulrich jun.