S: Comp. stammen nebst anderen auch zwei aus weisslichem Naturholz
geschnittene ovale Stücke, bei denen die Umrahmung aus einem Kranze
von Distelblättern besteht. Haben wir uns einmal mit diesem auf die -
Domenspitzen getriebenen Naturalismus versöhnt, so kann man die Schnitz-
arbeit recht lobenswerth finden.
Die Ausstellung enthält auch zwei Rahmen, welche nicht Gemälde,
sondern plastische Kunstwerke, Marmorreliefs aufzunehmen bestimmt sind.
Wir dürfen uns an dieser Stelle nicht erst mit der Erörterung befassen,
wie die verflossenen Jahrhunderte es in diesem Falle gehalten haben, ob
das Holz so ohne weiters berechtigt sei, mit seinem tiefdunklen Braun
den schneeigen" Marmor zu umfassen, wir sprechen hier nur von unseren
beiden Holzrahmen an sich. Der Natur der Sache gemäss gewinnen solche
Einfassungen des mächtigen Steines selbst auch einen entsprechenden, mas-
sigeren Charakter und nehmen in Folge dessen weit eher als die zierlichen,
leichten Bildrahmen architektonische Bildung, architektonischen Aufriss und
Gliederung an. Vorbilder sind dann immer jene unvergleichlich reizenden
Urnfassungen von Altarbildern, della Robbia-Terracotten und Grabdenk-
mälern, welche wir in den Kirchen von Florenz, Siena, Venedig etc. zu
bewundern Gelegenheit haben, oder wie änliches auf den Bildern der
Madonna in throno der Vivarini, des Crivelli u. a. gleichzeitiger Meister
zu finden ist. Diese Muster hat sich Bildhauer F. Völkl, ein sehr schätzens-
werthes junges Talent, erwählt und in der Umrahmung von Rössnefs
Faust-Relief angewendet. Die liebevolle Beachtung der alten Werke dieser
Richtung im Vereine mit sorgsamer Ausführung macht einen sehr guten
Eindruck. Ein kleiner, quadratischer Rahmen zu einem Medaillon-Relief
von H. Trinkl ahmt eine spätere nüchternere Epoche nach und ist gleich-
falls in architektbnischem Aufbau componirt.
Zum Schlusse erfordert die Eigenthümlichkeit des Genres, insbeson-
dere von den Spiegelrahmen zu sprechen, deren keine geringe Anzahl in
den Räumen der Ausstellung anzutreffen sind. Gilt allerdings auch von
dem Spiegelrahmen in Hinsicht auf sein Verhältniss zur Wanddecoration
dasselbe, was über die Bilderrahmen in dem mehrerwähnten Aufsatze be-
merkt worden ist, soll sich derselbe deshalb nicht in Contrast zu deren
Styl und Farbe stellen, so walten ganz verschiedene Verhältnisse ob, was
seinen Bezug zu der eingerahmten Fläche betrifft. Hier liegt nichts vor,
dessen Eigenthümlichkeit durch den Glanz und Farbenschimmer des Rah-
mens beeinfiusst, verändert, in seiner eigenen Wirkung gestört werden
könnte, wie die harmonische Stimmung des Colorites im Gemälde leidet
durch den Schimmer einer goldstrotzenden Einfassung. Jeder Refiex der
wirklichen Farbe des Rahmens sowie jeder optische Eindruck derselben
prallt ab, zerstiebt im Augenblicke vor der spiegelnden unzugänglichen
Glasfiäche. Dagegen ist es hier nöthiger, die eingerahmte Fläche kräftiger,
auffallend abzusondern von der umgebenden Wand, denn ihre Leere
müsste sozusagen ein Loch machen, leitete nicht eine breitere Umrahmung