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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 77)

tert, zu praktischer Lösung gelangen, wenn man der Bronzefabrication 
eine glänzendere Zukunft "sichern soll. 
Ein Schritt ist wenigstens nach Einer Seite hin geschehen. Die bei- 
den Ciseleurs, Schwarz und Mayer, die, nachdem sie bereits tüchtig in 
den Elementen des Ciselirens erfahren, sich im Zeichner! und Modelliren 
in der Kunstgewerbeschule fortgebildet haben, gelangten dazu, ein Atelier 
für Ciseleurarbeit zu etabliren, der erste Versuch ähnlicher Art, der bis- 
her in Wien gemacht wurde. 
Wir haben diesmal die technisch-industriellen Fragen in den Vor- 
dergrund gestellt, weil diese es sind, die zur Lösung drängen; die vor- 
wiegend künstlerischen lassen sich mit wenigen Worten andeuten. 
ln dem Masse, als die Kunst der Plastik und der Unterricht in den 
Kunstgewerbeschulen vorwärts schreitet, in demselben Masse werden ge- 
schickte Modelleure vorhanden sein und Bildwerke geschaffen werden, die 
verdienen in Bronze gegossen zu werden. Der Bronzeguss verlangt eine 
gewisse Grazie und Leichtigkeit, eine eigenthümliche Beweglichkeit und 
Lieblichkeit des Talentes, um zur Geltung zu gelangen. Eine Menge grös- 
serer und kleinerer Figuren aus der älteren italienischen, französischen und 
deutschen Renaissance verdanken diesen Vorzügen ihre grosse Popularität. 
Die Bronzethüren Ghibertis mit ihren reizenden Figuren, der Perseus des 
Cellini, der Merkur von Giovanni da Bologna, wird immer Entzücken her- 
vorrufen, wie er auch immer, ob grösser oder kleiner, dargestellt sein mag, 
und die Thürklopfer an den Palästen in Venedig und Florenz werden 
immer bewundert und nachgeahmt, weil Reizenderes und Stoiigerechteres 
selten erfunden wurde, Wie wenig hat die moderne Plastik für Bronze 
Darstellbares erfunden und wie viel hätten Bildhauer noch zu thun? Gewisse 
Formen, so stylgerecht sie in Holz und Stein sein mögen, passen für den 
Bronzeguss absolut nicht, so wenig, als das derb Realistische sich dafür 
eignet. Die Gattung des Bronzegusses nach ihrer stylistischen Seite ver- 
dient von Künstlern speziell studirt zu werden. 
ln dem monumentalen Bronzeguss hat die kais. Erzgiesserei seit 
Fernkorn's Auftreten allerdings mehrere technisch-artistische Leistungen 
hervorgerufen, welche die Plätze Wiens zieren und volle Beachtung ver- 
dienen, jedoch sich hier von selbst der Besprechung entziehen. 
Auf die Branchen des Bronzegusses, die auf Ader Ausstellung des 
Museums zur Geltung kamen, hat sie aber fast keinen Einfluss ausgeübt. 
Blos die kleine zierliche Bronzegruppe von J. Benk nMaria mit dem 
Christuskinde und Johannesn ist aus derselben hervorgegangen. 
In neueren Zeiten scheint sich dieselbe, neben dem obgenannten Fache, 
auch dem kunstgewerhlichen zuwenden zu wollen. Hoffentlich geschieht 
dies in einer Richtung, die würdig ist eines kaiserlichen Institutes. 
Endlich darf nicht übergangen werden, dass so wie eine grosse Zahl 
Zeichner, so auch eine grosse Zahl von Bildhauern und Modelleurs der 
Bronzetechnik sich zuwenden, wie Prof. O. König, Schönthaler, Koch,
	        
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