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Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn.
Nr. 10.
den Bedürfnissen unserer anspruchsvollen, aber auch viel
erfindenden Gegenwart überall Rechnung zu tragen, ohne
deshalb manierirt oder gar bizarr zu werden. Und dieses
Urtheil rechtfertigen alle Blätter der bisher vorliegenden
3 Hefte. Dass die Reproduction der kräftigen Werle’schen
Federzeichnungen eine vortreffliche ist, braucht bei einem
Werke des Koch’schen Verlages nicht erst betont zu
werden. Das gewählte grosse Format trägt nicht wenig
dazu bei, den Werth und die Verwendbarkeit der Blätter
zu erhöhen. So wird denn gewiss auch das Werle’sche
Frachtwerk sich eine grosse Schar von Freunden erobern,
gleich allen anderen Publicationen des /Fcc/f sehen Verlages.
Architekt Marmorek.
Handbuch der Architektur. Herausgegeben von den
Professoren Durrn, Ende, Schmitt und Wagner. Erster
Theih Allgemeine Hochbaukunde, 1. Band, erste
Hälfte: »Einleitung« von Geh. R. Dr. A. v. Essenwein
in Nürnberg und »Die Technik der wichtigeren
Baustoffe« von Hofrath Prof. Dr. Exner in Wien,
Prof. H. Hauenschild in Berlin, Prof. G. Lauboeck in
Wien und Geh. Baurath Prof. Dr. Schmitt in Darm
stadt. Zweite Auflage mit 71 Textillustrationen. Ver
lag von Arnold Bergsträsser, Darmstadt 1895.
Essenweiris, des verstorbenen ersten. Directors des
germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, schwungvoll
geschriebene Einleitung dieses grossen Werkes, dessen
erster Theil in zweiter Auflage vor uns liegt, gliedert
sich in den theoretischen, deutlicher gesagt philoso
phischen, und in den geschichtlichen Theil. Es mangelt
uns an Raum, den geistreichen Ausführungen des Autors
näher zu treten, aber nicht versagen können wir es uns,
einige der Worte anzuführen, vvelche am Schlüsse des
geschichtlichen Theiles von der modernsten Baukunst
und der Schaffung eines neuen Stiles handeln.
»Alle diese verschiedenen Anschauungen (römischer, griechi
scher Stil, Romantiker, Renaissance, Barock, Rococo, Zopf), welche
während des letzten halben Jahrhunderts aufgetaucht sind, stehen
heute noch auf dem Platze, ohne dass eine einzige im Stande ge
wesen wäre, die übrigen zurückzudrängen, noch auch, dass sie vermocht
hätte, ganz auf dem Standpunkte zu bleiben, welchen jeder dieser
Baustile zur Zeit seiner Blüthe oder selbst während der ganzen Dauer
seiner Entwicklung eingenommen. Nur zu Einem haben sie uns
geführt, zu gründlichem Erforschen aller Perioden der Architektur
geschichte. Aber die tausendfältigen neuen Aufgaben, welche sich
aus der Entwicklung, die unsere Cultur genommen, ergeben haben,
konnten nicht mit einem einzigen Formenschema allein gelöst werden.
Mussten doch selbst neue Baumaterialien gesucht und künstlich ge
schaffen werden. Das Constructionswesen musste eingehend studirt
und weitgehend entwickelt werden, und so stehen wir heute auf dem
Standpunkte, dass in einer Reihe von Bauwerken diese Factoren
allein massgebend sind, theilweise unter Verwendung der Formen
irgend eines historischen Baustiles, so weit solche eben passen, und
mehr oder weniger glücklicher Weiterentwicklung derselben, theil
weise unter vollständiger Verleugnung irgend eines bestimmten Formen-
systemes und Vernachlässigung der Formenbildung bis zur vollen
Vermilderung.
Daneben sind aber auch Versuche aufgetaucht, einen neuen
Stil zu erfinden. Andere Versuche wollten mindestens den Weg
suchen, auf welchem ein solcher gefunden werden könnte. Sie haben
übersehen, dass nicht das Stil ist, was irgend Einer, und
sei er der hervorragendste seiner Fach genossen, erfindet,
sondern was sich aus der gemeinsamen Arbeit von Gene
rationen herausbildet als der Ausdruck des Geistes, welcher je
in der ganzen Generation lebendig ist. Die Frage nach dem Baustil
der Zukunft wird daher nicht in den Kreisen der Architekten ent
schieden; derselbe wird sich herausbilden aus dem Gange, welchen
die Entwicklung aller unserer Verhältnisse nimmt; er wird national
sein, wenn sich der Geist unserer Nation bestimmt und strenge von
jenem anderer Nationen unterscheidet; er wird gemeinsam sein, wenn
alle Nationen den Gang ihrer geistigen Arbeit nach dem gleichen
Ziele lenken.«
In dem weitaus grösseren Theile dieses Bandes
wird »Die Technik der wichtigeren Baustoffe« besprochen,
u. zw. in den Capiteln Stein, Thonerzeugnissé, die Mörtel
und ihre Grundstoffe, Beton, Holz, Eisen und Stahl, Zink
und Blei, Kupfer und Legirungen, Asphalt, Glas. Hiebei
wurde grundsätzlich Alles fortgelassen, was den Gebieten
der Mineralogie und Geognosie, der Chemie und Tech
nologie, sowie anderen Hilfswissenschaften angehört. Wo
es irgend möglich war, wurde sich auf den bautechnischen
Theil der Lehre von den Baumaterialien beschränkt.
Besonderes Gewicht wird auf die Besprechung der Festig
keitsverhältnisse unter den verschiedenen im Bauwesen
vorkommenden Bedingungen gelegt und bildet dieser Band
gewissèrmassen Einleitung und Grundlage des nächsten:
»Die Statistik der Hochbau-Constructionen«. Dem in den
letzten Jahren so hoch entwickelten bau technischen Ver-
süchswesen und der Materialprüfung wird eine eingehende
Behandlung gewidmet, ebenso den Maschinen zur Prüfung
und zur Bearbeitung der Baumaterialien. Die normalen
Maasse, in denen die Baumaterialien verwendet werden,
sind sorgfältig zusammengestellt. Mit Genugthuung erfüllt
uns die hervorragende Mitarbeiterschaft österreichischer
Fachmänner von ausgezeichnetem Rufe.
Dieser Band reiht sich würdig den zahlreichen
anderen an, aus denen »Das Handbuch der Architektur«
besteht, ein Werk von so grossartiger Anlage und so
gediegener Durchführung, wie es auf dem Gebiete des
Hochbauwesens nur die deutsche Literatur besitzt. B—n.
CONCURRENZ-NACH RICHTEN.
Zur Gewinnung vbn Plänen sammt Kostenvoranschlägen für den
Bau eines auf einer Area von 10 Katastraljoch in Nyiregyhâza zu
errichtenden allgemeinen Spitales wurde vom Szabolcser Comitat ein
Wettbewerb ausgeschrieben. Das neue Spital ist in Pavillonsystem
zu erbauen und soll zur Unterbringung von 160 Kranken geeignet
sein. Die Baukosten dürfen 150.000 fl. nicht übersteigen. Erster Preis
1200 Kronen, zweiter Preis 800 Kronen. Concurrenzprojecte sind bis
15. October 1. J. beim Vicegespanamte in Nyiregyhâza einzureichen,
woselbst die Pläne etc. bezogen werden können.
Zur Erlangung von geeigneten Plänen sammt Kosten
voranschlägen für die Erweiterung des Pressburger königl. Ungar.
Landesspitales wurde für den 15- November 1. J. ein Concurs aus
geschrieben. Das beste Project wird mit 3000 fl. honorirt. Der
Situationsplan, das Bauprogramm etc. erliegen bei der Direction des
königl. Ungar. Landesspitales in Pressburg.
Die im Bekeser Comitate befindliche Gemeinde Füzes-Gyarmat
beschloss den Bau eines neuen Gemeindehauses und beschafft die
nöthigen Baupläne im Concurswege. — Die Baukosten dürften
44.000 Kronen nicht übersteigen. Die mit Mottobriefen versehenen
Concurspläne sind bis 30. November 1. J., Mittags 12 Uhr, bei der
Gemeindevorstehung in Füzes-Gyarmat einzureichen, von wo auch
das Bauprogramm, die Situationspläne und sonstigen Behelfe bezogen
werden können. — Das beste zur Ausführung geeignete Werk wird
mit 750 Kronen präliminirt.
Die königl. Freistadt Schemnitz als Eigenthümerin des Curortes
Vihnye schreibt hiemit zur Verfassung von geeigneten Plänen sammt
Kostenvoranschlägen für die moderne Herstellung des Badeortes
Vihnye einen Concurs aus. Der Einreichungstermin ist der 15. Novem
ber 1. J., bis zu welcher Zeit die Elaborate an den Bürgermeister der
königl. Freistadt Schemnitz einzureichen sind. Der erste Preis beträgt
1000 Kronen, der zweite Preis 500 Kronen. Die Situationspläne und
sonstigen Daten erliegen beim genannten Bürgermeister, so auch beim
Badearzte Dr. Stefan Boleman.
Das Curatorium des ostböhmischen Gewerbemuseums in Chrudim
eröffnet einen öffentlichen Wettbewerb zur Erlangung von Skizzen für
ein neu zu erbauendes Gewerbemuseum in Chrudim. Die Beurtheilung
der eingelangten Arbeiten erfolgt durch ein Preisgericht, bestehend
aus drei Architekten, zwei Vertretern der Gemeinde und zwei Ver
tretern des Museums, und werden die zwei besten Entwürfe mit dem
I. Preis von 1200 Kronen, II. Preis von 800 Kronen honorirt. Die
preisgekrönten, beziehungsweise angekauften Entwürfe gehen in das
unbeschränkte Eigenthum des ostböhmischen Gewerbemuseums über.
Das Bauprogramm, die Bedingungen und Situationspläne versendet
über Ansuchen das Curatorium des Gewerbemuseums. Zum Concurse
genügt die Vorlage von Skizzen. Die Concursfrist dauert bis zum
15. October 1895.
Bau des nordböhmischen Gewerbemuseums in Reichenberg.
Concurrenz unter den österreichischen und deutschen Architekten zur
Erlangung von Entwürfen. I. Preis 5000 Kronen, II. Preis 3000 Kronen,
III. Preis 2000 Kronen. Der Ankauf weiterer Entwürfe zum Preise
von je 1000 Kronen wird Vorbehalten. Als Preisrichter fungiren:
Architekt, k. k. Oberbaurath und Professor Otto Wagner, Architekt
und k. k. Professor Andreas Streit, Architekt und k. k. Professor
Victor Luntz, alle drei in Wien, Ingenieur, Landtags- und Reichsraths-