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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 87)

Die Gaworhaschulen Nieder - Oostorreichs. 
(Aus dem Berichte des n.ö. Landesausschusses.) 
Mit Allerhöchster Entschliessung vom 26. Jänner 1872 haben Se. k. 
und k. Apostolische Majestät den vom hohen Landtage in der Sitzung 
vom 13. October 1871 beschlossenen Abänderungen der  13, 18 und 19 
des Landesgesetzes vom 28. November 1868, betreffend die Errichtung 
und Erhaltung der gewerblichen Fortbildungsschulen, die Allerh. Sanction 
zu ertheilen geruht. Der n. ö. Landesschulrath hat sich am 14. November 
1870 constituirt; ihm obliegt nach dem Gesetze vom 28. November 1868 
die Leitung des gesammten Schulwesens in Nieder-Oesterreich. Er schritt 
auch sofort an die im ä. 30 dieses Gesetzes angeordnete Constituirung 
der Bezirks- und Ortsschulräthe. Angesichts dieser Sachlage hat der 
Landesausschuss die oberste Leitung des gewerblichen Unterrichtes an 
den n. ö. Landesschulrath abgegeben und sich darauf beschränkt, in die 
hierüber zu errichtenden Local-Gewerbeschulcommissionen je zwei Vertreter 
abzusenden. 
Der Landesausschuss hält es nicht für seine Aufgabe, hier zu er- 
wägen, inwieferne die Begründung dieser Ablehnung mit den erprobten 
Anschauungen der Pädagogik über den Werth einer frühzeitigen Charakter- 
und Fachbildung für jede menschliche Thätigkeit in Uebereinstimmung 
zu bringen sind, er hatte blos die Pflicht der Initiative und der Recht- 
fertigung seiner Massnahmen in diesem Falle und dieser ist hiemit genügt. 
Auch in einer anderen Richtung schien es wünschenswerth, dem Fach- 
schulwesen fördernd unter die Arme zu greifen. Der Landesausschuss 
glaubte die Aufmerksamkeit auf den bedeutenden Vermögensstand ein- 
zelner der in Wien dermalen bestehenden Zwangsgenossenschaften richten 
zu müssen und haben die Erhebungen in dieser Richtung folgendes Re- 
sultat geliefert: 
Es bestehen dermalen 104 solcher Genossenschaften, deren Activ- 
vermögen 1-,o83.o71 fl. 73'], kr. beträgt. Für den Fall der Auflösung 
der Genossenschaften, ein Ereigniss, welches nicht fernab zu liegen scheint, 
käme nun freilich wohl zu berücksichtigen, dass ein Theil dieses Vermö- 
gens der Krankenpflege und der Unterstützung hilfloser Genossenschafts- 
mitglieder gewidmet bleiben müsste. Es muss weiters erwogen werden, 
dass eine Commassirung des Vermögens verschiedener Genossenschaften 
aus naheliegenden Rechtsgründen nicht ausführbar sein dürfte; allein es 
würde durch die Auflösung eine Anzahl von nicht unbeträchtlichen Einzel- 
vermögen frei werden, durch welche die Gründung gewerblicher Fach- 
schulen in grösserem Maasse möglich gemacht und in dieser Richtung des 
öffentlichen Unterrichtes ein nachhaltiger Anstoss gegeben werden könnte. 
Der Landesausschuss hat es deshalb nicht versäumt, dem k. k. Handels- 
ministerium sowie dem k. k. Unterrichtsministerium in einer Eingabe seine 
Anschauungen zu unterbreiten, und hat das k. k. Handelsministerium
	        
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