behrt dann der _Lackmalerei gleichfalls nicht. Man wählt die Bretter hie!
für sorgsam aus und schafft sie mit festlichem Geleite in die Behausung;
der Kaiser bestimmt seinen Sarg in dieser Weise am Tag der Thronbe-
Steigung, und zwar aus dem Grunde, weil nach chinesischem Aberglauben
durch solch" liebevolle Rücksichtnahme auf die letzten Bedürfnisse das
Leben verlängert wird.
In Genre und Styl, Decorations- und Farbenprincip völlig verschie- _
den, haben die indischen Lackarbeiten mit denen China's und Japan's je-
doch in technischer Hinsicht grosse Verwandtschaft. Das Oesterr. Museum
besitzt von beiden Gattungen zahlreiche Proben, welche diesen Zeilen zur
besten Illustration dienen können; die Fabricationsstätten der ostindischen
Waaren dieser Art sind vornehmlich in Serlnuggur, Cashrnir, Umritsur,
Labore und Hyderabad. Die schönsten kommen aus den nordwestlichen
Provinzen, sie haben in der Ornamentation, welche grosse kreisrunde
Blumen und Vögel als Hauptmotive enthält, den Charakter des persi-
schen Styls. Seit alten Zeiten soll Cashmir, wie Moorkoff in seiner Be-
schreibung dieses Landes mittheilt, bedeutenden Ruf in der Erzeugung
solcher Gegenstände haben, welche in zwei Arten gemacht werden. Schlichtes
Hausgeräth von gtossen Verhältnissen führt den Namen Masnadi, d. i.
das königliche, kleinere Galanteriesachen aber, meistens längliche flache
Kisten mit abgerundeten Ecken, durch elegante Muster hervorragend,
heissen Farzi, d. i. die persischen. Auf die meistens metallische, in Gold
oder Zinn ausgeführte Grundirung werden bunte, helle Töne aufgetragen,
roth von Kermes oder Cochenille, Ultramarin aus Yarkand, Bleiweiss aus
Russland, Grünspan aus Surat und England, die andern Farben liefert
die heimische Erde oder Hindostan. Den dazu gehörigen Firniss bereitet
man aus Moe- oder Storaxharz; die beste Gattung, genannt Kahruba,
wird für Amber ausgegeben, ist aber Kopal. Die grossen Quantitäten
und die Billigkeit des Firnisses im Lande beweisen, dass er Product eines
einheimischen Baumes in Cashmir ist, gleichwie der in China und Japan.
Die Pinsel bestehen hier aus Haaren der Angoraziege, die kleineren, steifen
aus Katzenhaar. v
Nebst den zahllosen Gattungen von Schachteln, Cassetten, Schreib-
und Toilettegerätbbehältern etc., welche in dieser Technik ausgestattet
aus Ostindien nach dem Westen gelangen, schmückt man in ihrer Hei-
mat auf dieselbe Weise, aber auch Sättel der Pferde und Elephanten
(Loudas), Palankine, ja selbst die Wände und Plafonds der Zimmer aus.
Die Verzierung daran ist rein ornamental; mit Tigerjagden und Figuren
ausgestattete sollen muhamedanischen Einfluss beweisen, mit _den chine-
sischen Arbeiten hinwiederhaben die indischen das Aufsetzen der Farbe
en relief gemein.
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