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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 80)

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Zwecke gab, dass dieser Stoß weitaus brauchbarer sei. Ausserdem kommt 
eine Unze Theeöl hinzu, welches selbst wieder siccativ gemacht wird, in- 
dem man Arsenik hineinmischt und es dann siedet. Der Thee wird von 
einer besonderen, unsern Pliaumenbäumen ähnlichen Pflanze gewonnen, 
die man blos ihrer Früchte, nicht der Blätter wegen cultivirt. Sie gleichen 
jenen der Kastanien, ohne aber Stacheln zu besitzen wie diese. 
Eine andere Gattung ist der Tchao-tsi genannte Firniss. Tchao be- 
zeichnet decken, verhüllen, die transparente gelbe Flüssigkeit wird näm- 
lich auf Goldstaub zur Imitation des Aventurin gebraucht; zur Hälfte 
besteht er aus Kouang-tsi, zur Hälfte aus dem Tong-yeou. Wie der 
Tchao-tai den Ueberzug des Goldpulvers bildet, welches den genannten 
Stein nachahmen soll, so dient eine weitere Firnissart als Grundlage, 
darauf er gestreut wird: der aus dem Tong-yeou und Si-tsi gemischte 
Kin-tsi, wörtlich Goldürniss. Das so zwischen zwei Firnisslagen einge- 
schlossene Gold erreicht itn Verlauf der Jahre immer feurigeren Schimmer. 
Aus dem Tchao-tsi und Kintsi wieder bereitet man den Koa-kin-tsi, d. i. 
Malergoldfirniss, welcher unter die Farben als Tempera gegeben zur Aus- 
führung der goldenen Zierrathen genommen wird. 
Um den Firniss zur Anwendung tauglich zu machen, muss man ihn 
reinigen. Zu diesem Behufe legt man drei Schichten Wolle, wie bei An- 
fertigung von Bettdecken geschieht, übereinander und alle drei wieder auf 
ein Stück Leinen; giesst dann den verdampften Yang-tsi oder Kouang-tsi 
darüber und wickelt die Wollenstlicke und die Leinwand sorgfältig zu- 
sammen, um mittelst einer einfachen Maschine den Firniss durchzupressen. 
Hierauf zerstückelt man die Wolle und wiederholt die Pressung, lässt die 
Flüssigkeit durch frischeWolle und so fort mehrere Male. Schliesslich aber 
wird See-mien genommen, die Hülle der Puppe vom Seidenwurm; man 
breitet solche auf der Leinwand aus und verfährt damit anstatt der Wolle 
Zu dem Geschäfte ist ein reinlicher Ort erforderlich. Der purificirte Stoß 
wird in einem Porcellantopf aufbewahrt und mit jenem, bereits erwähnten 
Mao-teou-tchi-Papiere verklebt, das dann auch beim Gebrauche nicht 
ganz abgenommen, sondern immer nur an einem Eckchen aufgehoben wird. 
Die Werkstätte ist immer ein Ort von der grössten Sauberkeit, mit 
Strohgefiechten zur Vermeidung des Staubes austapezirt. Ueber die Matten 
. wird noch Papier geklebt und selbst die sehr gut schliessende Thür zeigt 
diese sorgliche Ueberkleidung. In der wärmeren Jahreszeit tragen die Ar- 
beiter weder Beinkleider noch Hemden, um nur keinen Staub in das Ge- 
mach mitzubringen; bei kälterem Wetter aber reinigt man sie vor dem 
Eintritt auf's sorgfältigste. Es werden nur StoEe getragen, welche dem 
Staub möglichst geringen Halt geben, dabei suchen die Arbeitenden sich 
nicht zu sehr zu bewegen und dulden keinen Unbeschäftigten im Locale. 
Aus derselben Furcht vor Staub und Unreinigkeit werden die zum Werke 
bestimmten Pinsel rleissig mit Oel ausgewaschen, dann aber ebenso ge- 
wissenhaft von diesem gereinigt. Nun taucht man sie inedas Firnissgeiäss,
	        
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