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Zwecke gab, dass dieser Stoß weitaus brauchbarer sei. Ausserdem kommt
eine Unze Theeöl hinzu, welches selbst wieder siccativ gemacht wird, in-
dem man Arsenik hineinmischt und es dann siedet. Der Thee wird von
einer besonderen, unsern Pliaumenbäumen ähnlichen Pflanze gewonnen,
die man blos ihrer Früchte, nicht der Blätter wegen cultivirt. Sie gleichen
jenen der Kastanien, ohne aber Stacheln zu besitzen wie diese.
Eine andere Gattung ist der Tchao-tsi genannte Firniss. Tchao be-
zeichnet decken, verhüllen, die transparente gelbe Flüssigkeit wird näm-
lich auf Goldstaub zur Imitation des Aventurin gebraucht; zur Hälfte
besteht er aus Kouang-tsi, zur Hälfte aus dem Tong-yeou. Wie der
Tchao-tai den Ueberzug des Goldpulvers bildet, welches den genannten
Stein nachahmen soll, so dient eine weitere Firnissart als Grundlage,
darauf er gestreut wird: der aus dem Tong-yeou und Si-tsi gemischte
Kin-tsi, wörtlich Goldürniss. Das so zwischen zwei Firnisslagen einge-
schlossene Gold erreicht itn Verlauf der Jahre immer feurigeren Schimmer.
Aus dem Tchao-tsi und Kintsi wieder bereitet man den Koa-kin-tsi, d. i.
Malergoldfirniss, welcher unter die Farben als Tempera gegeben zur Aus-
führung der goldenen Zierrathen genommen wird.
Um den Firniss zur Anwendung tauglich zu machen, muss man ihn
reinigen. Zu diesem Behufe legt man drei Schichten Wolle, wie bei An-
fertigung von Bettdecken geschieht, übereinander und alle drei wieder auf
ein Stück Leinen; giesst dann den verdampften Yang-tsi oder Kouang-tsi
darüber und wickelt die Wollenstlicke und die Leinwand sorgfältig zu-
sammen, um mittelst einer einfachen Maschine den Firniss durchzupressen.
Hierauf zerstückelt man die Wolle und wiederholt die Pressung, lässt die
Flüssigkeit durch frischeWolle und so fort mehrere Male. Schliesslich aber
wird See-mien genommen, die Hülle der Puppe vom Seidenwurm; man
breitet solche auf der Leinwand aus und verfährt damit anstatt der Wolle
Zu dem Geschäfte ist ein reinlicher Ort erforderlich. Der purificirte Stoß
wird in einem Porcellantopf aufbewahrt und mit jenem, bereits erwähnten
Mao-teou-tchi-Papiere verklebt, das dann auch beim Gebrauche nicht
ganz abgenommen, sondern immer nur an einem Eckchen aufgehoben wird.
Die Werkstätte ist immer ein Ort von der grössten Sauberkeit, mit
Strohgefiechten zur Vermeidung des Staubes austapezirt. Ueber die Matten
. wird noch Papier geklebt und selbst die sehr gut schliessende Thür zeigt
diese sorgliche Ueberkleidung. In der wärmeren Jahreszeit tragen die Ar-
beiter weder Beinkleider noch Hemden, um nur keinen Staub in das Ge-
mach mitzubringen; bei kälterem Wetter aber reinigt man sie vor dem
Eintritt auf's sorgfältigste. Es werden nur StoEe getragen, welche dem
Staub möglichst geringen Halt geben, dabei suchen die Arbeitenden sich
nicht zu sehr zu bewegen und dulden keinen Unbeschäftigten im Locale.
Aus derselben Furcht vor Staub und Unreinigkeit werden die zum Werke
bestimmten Pinsel rleissig mit Oel ausgewaschen, dann aber ebenso ge-
wissenhaft von diesem gereinigt. Nun taucht man sie inedas Firnissgeiäss,