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welches wie gesagt nur an einer Stelle aufgedeckt wird, darf aber nur an
der Oberiiäche leicht wegnehmen, nicht tief eintunken; an dem Pinsel
bleibt dann ein Faden hängen, den man durch mehrrnaligesUrndrehen
abschneidet. Jede Lage Firniss hat kaum die Dicke des allerdünnsteil
(chinesischen) Papieres, geräth sie dicker, so entstünden unausbleiblich
Runzeln und Risse, die dann äusserst schwer zu vertreiben sind; bisweilen
bedarf es selbst der Anwendung von Eisen, sie zu entfernen, abgesehen
davon, dass auch" die Trocknung zu dick aufgetragenen Firnisses langsam"
von Statten geht. Jede Schichte muss vollkommen trocken sein, ehe eine
folgende aufgesetzt werden kann, ausserdem aber auch mit eigenen StäbJ
chen von Ziegelstaub polirt, von denen noch die Rede sein wird. Zum
Zwecke des Trocknens sind ringsum im Gemache Etageren angebracht,
auf welche man die frisch gelirnissten Gegenstände niederer oder höher
hinstellt, je nachdem ihr rascheres oder langsameres Trocknen beabsich-
tigt wird. Man schreibt diesen Unterschied der Einwirkung der Erdfeuch-
tigkeit zu Nach vollendeter Trocknung bleiben sie ganzbben stehen.
ln Peking ist so trockene Luft, dass die Trocknung in einem feuchten,
mit nassen Matten umgebenen Ort vorgenommen werden muss Um
nun zu poliren, untersucht man den Tag darauf die Arbeit durch Be-
rühren mit der Fingerspitze, welche einen wie fett aussehenden Fleck zu-
rücklässt, wenn der Firniss noch nicht gut getrocknet ist. Man kann recht
wohl auch einige Tage warten, die Polirung wird um so besser werden.
Bei nassem Wetter muss man Acht haben, dass der Firniss nicht allzuviel
Feuchtigkeit anziehe, da er sonst matt und trübe wird und, wenn es die
letzte Lage ist, ganz abgenommen werden muss. Jede Schichte, so dünn
sie auchi sei und so viele in Folge dessen erforderlich sind, bedarf der
emsigsten Polirung, denn ein einziges Staubkorn, das möglicherweise
darauf gefallen ist, würde durch die vielen darübergelegten Schichten
schliesslich zu einer störenden Ungleichheit des Lacküberzuges. '
Die genannten Polierstäbchen werden aus fein gepulvertem und dann
gut gesiebtemliegelmehl, welches auch noch inWasser geschlämmt worden,
bereitet. Dabei ist zu bemerken, dass die aufgeruhrte Flüssigkeit dreimal
in ein anderes Gefäss übergeleert werden muss, der Niederschlag entfernt
und nur der feinere, klarere Theil weiter zu verwenden ist. Was schliess-
lich bleibt, muss, nachdem das Wasser abgegossen wurde, an der Sonne
trocknen, wird gesiebt und mit Tong-yeou oder Tou-tse aufgelöst, wozu
noch mit Kalkwasser bereitetes ") Schweinsblut kommt. Durch Einrollen
der Masse in Leinwand gibt man ihr die Stabform und stellt sie auf ein
Brett zum Trocknen in den Schatten, wobei sie vor Staub zu bewahren
ist. ln der Sonne würden die Stäbchen schmelzen. - Das Probiren ge-
schieht dann mit der in Wasser getauchten Spitze des Stäbchens, indem
durch sanftes Reiben allmälig die Erhöhungen entfernt werden, die durch
) {Vir verbreiten uns über diesen Theil des Vorganges nicht weiter.