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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1872 / 80)

etwaiges Vorhandensein von Staubtheilen auf dem Firnisse sich gebildet 
haben. Der Ziegelstaub, welcher durch die Reibung von den Stäbchen 
abgeht, wird mittelst des Pinsels sorglich weggewaschen, ehe man weiter 
arbeitet. Dieselbe Vorsicht ist bei allen Schichten zu beachten. 
Es sind erst wenige Jahre, unter der Regierung des jetzigen Kaisers, 
erzählt d'lncarville ferner, dass das Geheimniss der Firnissbereitung, Yang- 
tsi, welche den brillanten japanischen nachahmt, über die Schwelle des 
Kaiserpalastes gedrungen ist. Vor 30 Jahren circa hatte ein Particulier 
aus Sou-tcheou, einer der wichtigsten Plätze dieser Industrie, das Geheim- 
niss gefunden, oder richtiger in Folge der Handelsverbindung dortiger 
Kaufleute mit Japan erfahren. Kaiser Yong-tsching, der Vater des gegen- 
wärtig herrschenden, interessirte sich dermassen für die Sache, dass er ein 
Hofgeheimniss daraus machte, welches erst der minder firnissbegeisterte 
Sohn, Kien-long, freigab. D'lncarville setzt hinzu, es von einem Arbeiter 
zu wissen, welcher alle diese Praktiken vor seinen Augen ausführte, Be- 
kehrter und sein Beichtkind war, so dass er keine Ursache zu zweifeln habe. 
Vor diesem machten die Chinesen nur den Toui-kouang-Firniss, d. h. 
den glanzlosen, dessen schwache Politur mit einem Haarbüschel und Wasser, 
dann mit einem weichen Stück Seide zu reiben ist, welches zuweilen mit 
Oel befeuchtet wird. Die Gattung ist aber mit dem Yang-tsi nicht ver- 
gleichbar und doch erreicht auch dieser bei weitem nicht das Feuer des 
Tchao-tsi, welchen man zur Nachahmung des Aventurin verwendet.- Yang- 
tsi, dem das Theeöl seinen Schimmer verleiht, kann keine Polirung leiden, 
wodurch die Vermeidung des Staubes noch weit schwieriger wird. Das 
einzige Mittel, die auf solche Weise schadhaften Stellen zu beseitigen ist, 
sie beim Malen klug zu überdecken. Der Kouang-tsi, aus dem man Toni- 
kouang fertigt, taugt für die beiden ersten Lagen, zur letzten aber nimmt 
man Yang-tsi, wenn die Arbeit schliesslich überhaupt in der Weise dieses 
Firnisses erscheinen soll. Der Grund ist, weil die letzte Schichte unpolirt 
bleibt, die ersten jedoch polirt werden müssen. Nun bleibt der Gegen- 
stand mindestens vierzehn Tage in Ruhe, bis mit dem Malen begonnen 
werden kann. ' 
Die Fugen der delicaten Laqucbüchsen, welche namentlich in Japan 
gemacht werden, sind mit kleinen Papierstreifchen verklebt, genannt Che- 
tan-tchi, in China wird Kieun, eine Art Seidencanevas, gebraucht; das 
Holz bedarf aber auch noch vor dem Anbringen der ersten Schichte-eines 
Anstrichs von Gummiwasser, das mit Kreide bereitet ist, um das Eindringen 
des Firnisses in's Holz zu verhüten. Dann erhält jenes Papier oder jener 
Canevas mit einem Steine, der etwas weniger rauh als Sandstein ist, eine 
Politur, hierauf eine Schichte jener Ziegelmehlmasse und nun endlich den 
ersten Firnissüberzug, wozu die Hälfte Tou-tsi kommt, d. i. eine Erdart, 
welche mit dem Firniss gut gelöst sein muss. 
In Japan begnügt man sich bisweilen, ohne Anwendung des Papieres 
das Holz vor dem erten Ueberzug nur mit Wachs zu reiben, was auch
	        
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