Das genannte Blatt bemerkt bei dieser Gelegenheit: Möge in nicht zu
ferner Zeit eine erweiterte Ausstellung ähnlicher Kunstgegenstände statte
finden, damit durch Vorführung classischer Muster der Sinn für edle
Formen geweckt und zugleich das richtige Verstandniss auch in tech-
nischer Beziehung gefördert werde. Es ist dies um so Wnschenswerther,
da iiir des Kunsthandwerk in Tirol ein überaus fruchtbarer Boden ist,
wie es kaum in irgend einer andern Provinz Oesterreichs der Fall sein
dürfte. Wir constatiren einen entschiedenen Fortschritt im Kunstleben
Tirols, indem man nun auch dem Kunsthandwerk die gebührende Beach-
tung zuwendet, obwohl man jüngst noch Stimmen vernommen, das Kunst-
handwerk berühre den Kunstverein nicht.
Die zweite Gruppe umfasst die Gemälde, welche durch den öster-
reichischen Kunstverein an verschiedenen Plätzen der Monarchie ex-
ponirt werden und denen der Verfasser nicht unbedingtes Lob spenden
zu können erklärt.
Die dritte Gruppe bilden die von vaterländischen Künstlern aus-
gestellten Werke. Trotz der Aufforderung von Seite des Kunstvereins
haben sich nur wenige von den Künstlern und Kunsthendwerkern daran
betheiligt. Vom Historienmaler Franz Plattner sind die Gartens zu fünf
Medaillons ausgestellt: l. Friedrich mit der leeren Tasche. 2. Oswald von
Wolkenstein-Rodenegg, 3. Andreas Hofer, 4. das feine Bäuerlein Peter
Anich, Astronom und Mathematiker, 5. der erste Künstler Tirols, Josef
Koch. Vom Prof. v. Knler eine Skizze für den Neubau der Redouten-
Localitäten, im Charakter der Palastbauten des Pelladio gehalten. Die
Plastik ist sparsam vertreten. Das Kunsthandwerk glänzt durch seine
Nichtbeschickung; denn ausser einigen ileissig gestickten Messgewändern
der F rau Zamarski und einigen Rahmen, im Style der französischen Re-
naissance in Holz geschnitten, ist nichts vorhanden.
4. Die Pilsen er Ausstellung fand vom 11. bis 25. September
statt und wurde von 15.000 Personen, namentlich auch vielen Schulmän-
nern, besucht. Sie umfasste Gewerbe, Land- und Volkswirthschaft. Die
Zahl der Aussteller war 230. Vom k. k. Oesterr. Museum waren 227
Gegenstände und Gypsgüsse ausgestellt, welche letzteren für Gewerbe-
und Reulschulen des Kammerbezirkes Pilsen angekauft wurden. Die h.
Ministerien des Handels und Ackerbaues haben diese Ausstellung beson-
ders geiiirdert. - Zum ersten Mal bei einer böhmischen Ausstellung
wurden Medaillen vertheilt. Der Erfolg der Ausstellung wird allgemein
als ein durchgreifender bezeichnet.
Von der Ostasiatisohen Expedition.
Seitdem wir im Maihefle dieser Zeitschrift über den Verkehr zwi-
schen der Ostasiatiachen Expedition und dem Oesterr. Museum Mitthoi-