(Besuch des Hllßßllmß.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Mai von 15.156 Personen besucht.
(Katalog der fürstl. Ideohbensteüfschan Bildergallerle.) Der soeben bei
Miethke und Wawra publicirte i-Katalog der fürstl. Liechtenstein'schen Gallerie im
Gartenpalais der Rossau zu Wien-t, verfasst vom Galleriedirector Hrn. J. Falke, entspricht
einem schon lange gefühlten Bedürfniss. Seit fast hundert Jahren hat diese Gallerie, die
1451 Gemälde zahlt, keinen Katalog. Derselbe ist klar und übersichtlich in der Anord-
nung, tragt durch Einführung richtiger Bezeichnungen den Anforderungen der heutigen
Kunstforschung Rechnung, und ist daher ganz geeignet, ein verlässlicher Führer in der
schonen Galerie zu sein.
(Die Kunstgewerbenohule) wurde in diesem Semester ausnahmsweise Ende Juni
geschlossen. Den Zeglingen der Schule wird der Eintritt in die Weltausstellung um den
ermassigten Eintrittspreis von 30 kr. o. W. gestattet.
(Die erste Productiv-Gesellsohnft der Wiener Bronzen-heiter) erstattete
einen Bericht an die Direction des Oesterr. Museums, aus welchem wir entnehmen, dass
diese Assoziation, welche anlässlich der letzten Pariser Weltausstellung und der dort
empfangenen Eindrücke ihre Entstehung gefunden hat und im Herbste des Jahres 186g
mit einem Capitale von 2000 8., aus zwölf Mitgliedern bestehend, in's Leben trat, 1870
die Genehmigung des Statutes von der Statthalterei erlangte und gegenwärtig nach Ueber-
stehen einer durch die letztvergangenen Kriegsereignisse verursachten Krise in einen sehr
erfreulichen Zustand getreten 1st. lm Jahre 1871 betrug der Umsatz der Gesellschaft
24.363 8., im darauffolgenden Jahre 36.207 8., das Betriebscapital wuchs auf 8630 H.
Die Gesellschaft beschäftigt einige Hilfsarbeiter, die nicht Mitglieder derselben sind; sie
participiren am Reingewinn insofern, als ein Viertel des letzteren an sämmtliche im Ge-
schäfte Arbeitenden vertheilt wird, erst die übrigen drei Viertel bilden die Dividende der
Mitglieder, deren Zahl gegenwärtig 17 betragt.
(Programm der Winter-Vorlesungen.) lm Laufe des kommenden Winters wer-
den im österreichischen Museum wie alljahrlich an Donnerstagen (Abends 7-8 Uhr) und
Sonntagen (Vormittags 10-11 Uhr) unentgeltlich Vorlesungemgehalten, bei denen speciell
über Wunsch Se. kais. Hoheit des Herrn Protectors Erzherzog Rainer, Thema's entnommen
werden, welche die Weltausstellung berühren, Die Vorlesungen beginnen am 30. October.
Das Programm der Donnerstags-Vorlesungen ist vorlauüg folgendes:
Die Erwerbungen auf der Weltausstellung (Hofrath von Eitelberger); Reform
des Zeichenunterrichtes (derselbe); Benv. Genelli (Professor Dr. von Lntzow); die Malerei
Niederösterreichs bis zur Renaissance (Docent Dr. llg) ; über Metalle (Professor Dr.
Ludwig); der menschliche Korper in seiner Darstellung durch Malerei und Plastik
(Docent Dr. Frioch); die Kunst der Araber in Spanien (Professor Dr. Saci1au);wirth-
schriftliche Bilder von der Weltausstellung (Professor Dr. F. Neumann); Oesterreichs
Antheil an den technischen Fortschritten der letzten Jahrhunderte (Professor Dr. Exner).
Ausscrdem werden die im Vorjahre begonnenen Thema's:Omamentale Kunst der Renais-
sance (Regieruugsrath F allte); Geschichte des Kupfexstiches etc. (Custos Lippma nn),
und die Vorträge Professor Dr. Conze's in diesem Semester fortgesetzt werden.
Das Programm der Sonntagsvorlesungen ist vorlauiig das folgende:
Die Malerschulen Europe's auf der Weltausstellung (Hofrath von Eitelberger);
Die Frauenarbeiten auf der Weltausstellung (derselbe); die ornamentale Kunst auf der
Weltausstellung (Custos Bucher); die Holzindustrie auf der Weltausstellung (Prof. Dr.
Exner); die Buntpapier- und Tapeten-Industrie auf der Weltausstellung (derselbe); der
Orient auf der Weltausstellung (Dr. Karabaäek).
Das ausführliche Programm wird Anfangs October veröffentlicht werden.
ditlon nauh Snmothrake.) Wir vernehmen von sehr erfreulichen _und
werthvollen Resultaten dieser Unternehmung. welche die erste in dieser Art ist, die von
Seiten der Oesterreichischen Regierung veranstaltet wurde. Einem Berichte des Herrn
Prof. Conze vom 2. Juni zufolge wurden 28 antike Architektur- und Skulpturtheile an Bord
geladen, theils kleinere Fragmente, theils grössere Architeklurstücke mit Ornament, dar-
unter auch die ganze Nordostecke des grossen dorischen Tempels mit Kapital, Architrav,
Triglyphen und Hangeplatte. Herr Prof. Niemann hat die Fundamente des Rundbaues
blossgelegt und mehrere Arcbitekturstücke, theils enormer Grosse, vollständig zuganglich
gemacht, welche ringsum derselben verschüttet lagen. Der grosse Tempel ist auch an
der Rückseite sichtbar gemacht und überrascht durch die aussergewöhnliche Langenent-
Wicklung der Bauanlage. Sehr eigenthümlich ist auch' die Apsisartige Form des rück-
wärtigen Abschlusses, deren Fundamente aufgedeckt wurden. Ferner wurde ein sehr
interessanter Panskopf und die völlig erhaltene lnschrift einer Basis gefunden, auf der