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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VIII (1873 / 95)

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Die königliche Kunstgewerbeschule Nürnberg ist eine dem k. Staatsminister-lau: des 
lnnern für Kirchen! und Schulangelegenheiten unmittelbar untergeordnete Anstalt. Die 
Schule soll ihrer Bestimmung gemüss die künstlerische Ausbildung der Schüler in allen 
Fachern bis zur höchst möglichen Vollendung anstreben und zugleich die Anwendung der 
Kunst auf die Gewerbe. somit die Veredlung der letzteren sich zum Ziele setzen. 4 
Alle in der Anstalt entstandenen Gegenstände sind nicht Cnpien, sondern Originale. 
Die hier ausgestellten mögen von dem eingeführten Lehrplane und der Lehrmethode in 
allen Fachern eine erläuternde Anschauung geben. 
Mit den ornamentalen Zeichnungen nach plastischen Modellen beginnt in 
der Regel der erste Unterricht. Schon in dieser Classe soll durch die möglichst correcte 
Wiedergabe der Conturen, sowie der Licht- und Schatten-Töne, der Schüler nicht allein 
die aussere, sondern die ia ebenso wichtige innere Bewegung der Formen verfolgen und 
sich einprägen. 
Die architektonischen Zeichnungen sind Uebungen im Entwerfen baulicher und 
baugewerklicher Gegenstände, im Construiren architektonischer Theile bis zu vüllstäne 
digen Bauplanen; ferner im Anfertigen von ililerkzeichnungen und Aufnahmen älterer 
Gebäude. Die mit Angabe der Farbe angefertigten Zeichnungen sind zur Ausführung 
bestimmt und werden an die Gewerbe. nöthigenfalls nebst Werkzeichnungen in wirklicher 
Grosse und den dazu gehörigen ornamentalen und figürlichen Modellen aus der Schule 
verabfolgt. 
Die Holzschnitzereien sind entweder Uebungen in der Technik oder Details 
zu ausgeführten grösseren Gegenständen für kirchliche und profane Zwecke. 
Alle ornamentalen und architektonischen Modelle werden nach Zeich- 
nungen mit theilwoiser Benützung alter Vorbilder modellirt, damit die Schüler das 
Uebertragen eines gezeichneten Entwurfs in plastische Formen lernen. Die Erfahrung 
lehrt ja, dass bei diesem Uebersetzen des Graphischen in's Plastische in der Ausführung 
künstlerischer und gewerblicher Gegenstände die erheblichstenSchwierigkeiten sich ergeben. 
Die ciselirten Arbeiten werden in der Anstalt modellirt und in Erz gegossen. 
und gehen als fertige Modelle in die Werkstätte der Gewerbtreibenden über. 
lm figürlichen Fache wird wenigstens ein bis zwei Semester das Studium nach 
der Antike geübt; daran reiht sich das Zeichnen nach dem lebenden Modell, - die 
Acte erst im Kleinen, dann in Lebensgrösse - die Draperie- und Costüm-Studien und 
endlich die gezeichneten Studienltopfe und die Canons zu Glas- und Altar-Gemälden. 
Hiemit stehen die Uebungen im Malen nach dem lebenden Modell und nach gruppirten 
Gegenständen im engen Zusammenhnnge. 
In gleicher Weise beginnen die figürlichen plastischen Vorstudien nach der 
Antike , jedoch meistens im verkleinerten Massstabe; dann folgt das Modelliren nach dem 
Akt und die Anfertigung von Büsten nach dem Leben oder nach Zeichnungen (Kupfer- 
stichen) mit Benutzung von Todtenmasken. 
Unter der Leitung der Lehrer werden grössere plastische und bildliche Gegenstände 
zu gewerblichen Zwecken von den Schülern auf Bestellung in der Anstalt ausgeführt; 
künstlerische Aufgaben hievon werden den befähigferen Schülern, die sich speciell der 
Kunst widmen, übertragen. 
Diese Organisation der Anstalt ist auf den in der Schule nach und nach gemachten 
Erfahrungen erwachsen. Die Schule ist vermoge dieser Einrichtung in der Lage, nicht 
allein tüchtig geschulte Gehilfen, 'sondern auch im ornamentalen, architektonischen und 
besonders im ligtlrlichen Fache, unbeirrt durch Bedenken darüber, wo etwa die Kunst 
aufhört und die Gewerbe anfangen. geschickte künstlerische Kräfte zur Hebung der Gea 
werbe zu erziehen, die gestützt auf ein strenges Studium für die letzteren neuerfundene 
Vorbilder schaffen und an der correcten Ausführung derselben sich betheiligen. Ausge- 
wählte Erzeugnisse der Schule, sowohl Entwürfe und Sttfdien, wie ausgeführte Gegen- 
stände werden durch die photographische Anstalt und Gypsgiesserei vervielfältigt und auf 
dem Handelsweg verbreitet. ' 
Klöppellntluatrla In Suchsen. 
Der Klöppelschul-lnspector Herr C. A. Richter in Schwarzenberg hat gelegentlich 
der Weltausstellung, auf welcher die konigl. Klöppelschulen in einer Collectivausstellung 
vertreten sind, folgenden Bericht, betitelt: v-Die königl. Sächsischen Klöppelschulen, ihre 
Zwecke, Organisation, Leitung und Beaufsichtigung etc.-, ausgegeben. Im Hinblick auf die 
Bestrebungen, welche für diese Industrie auch von österreichischer Seite in neuerer Zeit 
gemacht werden sind, sowie im Zusammenhänge "mit mehreren Artikeln und Berichten 
über diesen wichtigen Gegenstand, die in den v-Mittheilungen- Aufnahme gefunden haben,
	        
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